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Predigt:

Ein guter Baum mit guten Früchten

8. Sonntag im Jahreskreis C (27.02.2022)

L1: Sir 27,4-7; L2: 1 Kor 15,54-58; Ev: Lk 6,39-45


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Worte Jesu vom guten Baum, der gute Früchte bringt, und vom schlechten Baum, der schlechte Früchte bringt, geben uns Anlass zum Nachdenken.

Es handelt sich um gleichnishafte Worte: Wir Menschen können nach dem beurteilt werden, welche Früchte wir hervorbringen. Denn Menschen können sich zwar für einige Zeit verstellen und tarnen und tricksen; doch auf längere Sicht ist dies nicht möglich. Da zeigt sich an den Taten, die jemand vollbringt, welche Art von Mensch jemand ist: wie also das Innere oder das Herz beschaffen ist.

Wenn wir diese Zusammenhänge erfasst haben, dann sehen wir uns natürlich gleich veranlasst, auf unsere Mitmenschen zu blicken und zu fragen: Wem können wir wirklich trauen? Wer zeigt uns durch sein freundliches Wesen und sein gerechtes Verhalten, dass wir einen solchen Menschen als eine Person mit einem guten Herzen einstufen können? Wer ist uns gegenüber wirklich gut gesonnen; wer ist ehrlich und spielt uns nicht nur etwas vor?

Zugleich müssen wir sagen: Vorsicht! Wie oft täuschen wir uns doch im Urteil über andere. Wir loben Menschen, von denen wir später enttäuscht werden. Wir kritisieren manche, die doch eine gute Absicht haben und sich redlich bemühen. Vielleicht sind es unsere besten Freunde, die uns Gutes wollen und uns deshalb auch einmal etwas Unangenehmes sagen, was uns helfen soll. Nur Gott kennt letztlich das Herz eines jeden Menschen!

Aus diesem Grund haben wir im Evangelium auch die Mahnungen Jesu gehört, leichtfertig über andere zu urteilen oder andere gar zu verurteilen. Wir sehen leider allzu schnell den Splitter im Auge des Bruders oder Schwester, den Balken im eigenen Auge sehen wir nicht. Das heißt, wir nehmen fremde Fehler leichter wahr als die eigenen. Fremde Schuld klagen wir an, und wir empören uns über sie. Die eigene Gewissenserforschung fällt nicht leicht. Und wenn wir selbst einen Fehler machen oder irgendwo versagen, haben wir gleich Entschuldigungen bereit. Wirklich befreiend ist es aber doch, die eigene Schuld zuzugeben, zu ihr zu stehen und sie Gott anzuvertrauen. Im Sakrament der Buße wird uns Vergebung geschenkt und zugesagt!

Leider wiederholen sich gewisse Dinge auch im öffentlichen und politischen Leben. Wie schnell ordnet ein Staatsmann – so wie Putin in der Ukraine – den Einsatz von Waffengewalt an, wo doch der Weg des Dialogs viel verheißungsvoller wäre! Wie leicht misstrauen einander die Menschen fremder, aber auch benachbarter Völker! Wie viele Auseinandersetzungen und Kriege hat es auch aufgrund unterschiedlicher Glaubensauffassungen schon gegeben!

Wenn Gott der Herr uns alle in der Menschheitsfamilie als seine Kinder erwählt, die er in der heiligen Taufe zum ewigen Leben beruft: wie können wir da einander den guten Willen vorschnell absprechen und Feindschaften entstehen lassen anstatt nach Wegen des Dialogs und der Versöhnung zu suchen?

Wir wollen an diesem Sonntag nicht jammern, aber wir dürfen die Not der Gegenwart ehrlichen Herzens vor Gott bringen. Insbesondere ist es die Bitte um einen baldigen und gerechten Frieden in der Ukraine, die wir im Herzen tragen und an Gott den Herrn richten.

Mögen wir alle unser irdisches Leben als einen Auftrag ansehen, in der Gottes- und Nächstenliebe zu wachsen. Dann werden wir wie ein guter Baum auch gute Früchte bringen für Zeit und Ewigkeit! Amen.