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Predigt:

Von Anfang an erwählt und ohne Makel der Erbsünde empfangen

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria C (08.12.2018)

L1: Gen 3,9-15.20; L2: Eph 1,3-6.11-12; Ev: Lk 1,26-38


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria wird mitten im Advent gefeiert. Scheinbar unterbricht es die Reihe der adventlichen Tage. Und doch ist es in Wirklichkeit ein Höhepunkt, der uns dem näher führt, was wir zu Weihnachten feiern!

Entgegen einem weitverbreiteten Missverständnis feiern wir heute nicht jenen Tag, an dem Maria ihr Kind Jesus als Jungfrau vom Heiligen Geist empfangen hat. Denn dieses Geheimnis steht ja am Fest der Verkündigung des Herrn, d.h. am 25. März, im Mittelpunkt. Von dort aus sind es nämlich genau neun Monate bis zum 25. Dezember, also bis Weihnachten. Bekanntlich braucht ein Kind neun Monate, um im Schoß der Mutter heranzuwachsen.

Heute aber feiern wir jenes Geschehen, dass Maria selbst im Schoß ihrer Mutter Anna empfangen worden ist. Dies war an sich ein natürlicher Vorgang, d.h. ihre Eltern Joachim und Anna haben Maria im Akt der ehelichen Hingabe von Gott empfangen. Das Wunderbare liegt aber darin – und genau dies ist der Inhalt des heutigen Hochfestes –, dass Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an frei war von der Erbsünde. Sie lebte also positiv ausgedrückt von Anfang an in der Liebe Gottes. Dieses Kind war ein Kind der Gnade in Fülle, weil Gott sie erwählt hatte, die Mutter des Erlösers zu werden. Die Gnade Christi des Erlösers wurde aber schon im Voraus an ihr wirksam. So wurde sie in vollkommener Weise erlöst und vor jedem Makel der Erbsünde bewahrt!

In Maria zeigt sich der Geschenkcharakter des natürlichen und des übernatürlichen Lebens. Das, was wir sind und was wir haben, haben wir zuerst einmal empfangen! Wenn ein Mensch in der Empfängnis sein Leben beginnen darf, dann sind sowohl die Eltern beschenkt von diesem Kind, aber auch das Kind selber empfängt dieses Leben als Geschenk. Wenn aber schon das natürliche Leben ein unverdientes Geschenk Gottes ist, so gilt dies noch mehr für das übernatürliche Leben, also das Leben der Gnade. Maria empfing dieses Geschenk der Gotteskindschaft schon bei ihrer Empfängnis; wir empfangen es und haben es empfangen in der heiligen Taufe!

Gegenüber Gott dem Herrn sind und bleiben wir immer Schuldner. Was könnten wir Gott anbieten für all das, was er uns in seiner Liebe geschenkt hat und auch weiterhin schenken will? Er erwartet von uns nur unsere Liebe und Dankbarkeit. Wir dürfen Gott unser Herz schenken, also unser Innerstes. Auch Maria hat sich dem Gnadenwirken Gottes ganz anvertraut. Sobald ihre geistigen Kräfte erwachten, hat sich Maria ganz bewusst auf Gott den Herrn bezogen und ihm ihr Leben geschenkt. Wie dies im Einzelnen geschehen ist, wissen wir nicht. Einerseits hat Maria sicher eine ganz normale kindliche Entwicklung durchgemacht; andererseits zeigte sich in ihrem Leben von Anfang an die Gegenwart der Liebe Gottes, und dies müssen auch ihre Eltern, Verwandten und Freunde bemerkt haben.

Blicken wir auf unser eigenes Leben und auf das gesellschaftliche Umfeld: Da sehen wir oft, dass nur die Leistung zählt. Menschen werden nach dem beurteilt, was sie leisten, was sie – scheinbar – aus eigener Kraft schaffen und erreichen. Naturgemäß gibt es dann Bessere und Schlechtere, Begabte und Unbegabte, Erfolgreiche und Erfolglose, Starke und Schwache, Reiche und Arme, Gesunde und Kranke. Ja, gewiss: diese Unterschiede wird es immer geben! Und natürlich ist es auch wichtig, dass wir unsere Gaben und Talente einsetzen und entfalten! Aber es wird dann zum Problem, wenn wir all das, was wir sind und was wir haben, uns selbst zuschreiben, so als ob wir nicht zuerst einmal alles empfangen hätten.

Kein Mensch kann allein sein Leben meistern; wir sind alle aufeinander angewiesen. Kein Mensch besäße sein Leben, wenn es nicht Eltern gäbe, die ihm dieses Leben geschenkt und ermöglicht hätten. Und sogar die Eltern sind nicht die letzte Ursache unseres Lebens. Unser Personsein in der Einheit des Leibes und der geistigen Seele hat seinen Ursprung im Schöpfungswillen Gottes!

„Denn wer räumt dir einen Vorrang ein? Und was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1 Kor 4,7)

Am Anfang des Menschseins steht ein großes Ja der Liebe. Dies gilt es, sich neu bewusst zu machen. In Maria leuchtet dieses Ja der Liebe Gottes auf einzigartige Weise auf. Sie wurde vor der Sünde bewahrt und mit Gnade beschenkt um unseres Heiles willen, da sie dem Sohn Gottes eine menschliche Mutter sein durfte.

Maria hat ganz Ja gesagt zum göttlichen Plan! Auch wir dürfen Ja sagen zu allem, was Gott mit uns vorhat. Er tut und wirkt Großes auch an uns und mit uns. Im Vertrauen auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria wollen wir es täglich neu wagen, Ja zu sagen zum Willen Gottes. Wir sind in der Liebe Gottes geborgen, und er möchte uns zur Vollendung führen in der Schau seiner Herrlichkeit im Himmel. Amen.