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Predigt:

Von Gott dem Herrn in die ewige Vollendung gerufen

Requiem für KR Josef Gugler in Spitz an der Donau (05.07.2019)

Lesung: 1 Joh 3,1-2; Evangelium: Joh 10,11-16


Prof. Dr. Josef Spindelböck

Exzellenz, hwst. Herr Weihbischof, hw. Herr Generalvikar, liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst, ehrwürdige Ordensfrauen, s.g. Damen und Herren der Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenräte von Spitz und Mühldorf, geschätzte Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen undpolitischen Lebens, liebe Mitglieder der Vereine, liebe Angehörige, liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Für einen Priester ist der jährlich wiederkehrende Weihetag etwas Besonderes! In unserer Diözese St. Pölten erfolgen die Priesterweihen für gewöhnlich am 29. Juni jedes Jahres, also am Hochfest der Apostel Peter und Paul.

Als unser lieber geschätzter Altpfarrer KR Josef Gugler am Morgen seines 52. Weihetages – also am 29. Juni 2019 – von Gott dem Herrn in die ewige Heimat gerufen wurde, war es für ihn – so dürfen wir annehmen – ein glückliches Ankommen bei Gott, den er aus ganzem Herzen geliebt und dem er in Treue gedient hat. Für uns hingegen, die wir Josef Gugler noch vor wenigen Tagen persönlich begegnet sind, erscheint dieser plötzliche Tod als ein Ereignis, für das wir nicht ausreichend vorbereitet waren. Heute gedenken wir unseres großen Seelsorgers im Gebet und in der Feier der hl. Messe, auch entsprechend jenem Motto von Papst Benedikt XVI., wie es sich auf der Parte findet: „Wer zu Gott geht, geht nicht weg von den Menschen, sondern wird ihnen erst wirklich nahe.“

Das durch das Sakrament der Weihe in Handauflegung und Gebet vom Bischof empfangene Priestertum ist im katholischen Verständnis ein Priestertum des Dienstes, da es um die Heiligung des ganzen Volkes Gottes geht (vgl. LG 10). Der Priester hat teil am ewigen Priestertum Christi, der unser einziger und wahrer Erlöser ist. Ein Priester wird aus den Menschen genommen und für die Menschen bestellt (vgl. Hebr 5,1). Es war die größte Freude für Josef Gugler, als Priester vor Gott zu stehen und für die Menschen einzutreten, und ebenso war es Freude und Erfüllung für ihn, direkt bei den Menschen zu sein: sie anzuhören und Anteil zu nehmen an ihrer Freude und an ihrer Not (vgl. GS 1) und ihnen ein Wegbegleiter zu sein im Glauben. Josef Gugler war gerade als Priester immer auch zugleich ein Bruder in Christus für uns alle, die wir in der heiligen Taufe zu Kindern Gottes geworden sind.

Verschiedene Stationen haben den Lebensweg des Verstorbenen gekennzeichnet und geprägt:

Josef Gugler wurde am 19. Juli 1941 in Wallsee geboren; er hatte drei Geschwister (inzwischen gibt es auch zahlreiche Neffen und Nichten). Die Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft. Der Vater ist im Krieg gefallen. 1962 maturierte Josef im Stiftsgymnasium Seitenstetten und absolvierte dann im Priesterseminar St. Pölten und in der damit verbundenen Theologischen Lehranstalt seine Ausbildung zum Priester.  Am 29. Juni 1967 wurde er in Waidhofen an der Ybbs von Diözesanbischof Franz Žak zum Priester geweiht.

Nach insgesamt zwölf Kaplansjahren in Randegg, Ulmerfeld, St. Andrä-Wördern, Langenhart und Schrems wurde er 1979 zum Pfarrer in Spitz bestellt. Von 1998 bis 2006 war er zusätzlich Pfarrprovisor von Aggsbach Markt, von September 2006 bis August 2017 hat er als Provisor die Pfarre Mühldorf-Niederranna betreut. Viele Jahre war Pfarrer Gugler auch im Schuldienst tätig und konnte so im Religionsunterricht den Kindern die Liebe Gottes verkünden. Ein schwerer Schlaganfall, von dem er sich langsam wieder erholte, zeigte ihm ab dem Jahr 2001 die Grenzen seiner gesundheitlichen Belastbarkeit auf; in der Folge musste er auf so manche liebgewordene Zigarette verzichten. Als zu Beginn des Jahres 2011 seine langjährige Haushälterin Irmgard Fischer verstarb, war dies für ihn ein großer Verlust. Sie hatte dreißig Jahre für ihn gesorgt und war dann schwer krank geworden; Josef Gugler hat sie noch gepflegt und betreut. Seit ihrem Tod haben sich dann Frau Resi Koch und Frau Karin Fellner sehr um Pfr. Gugler gekümmert, wofür ihnen hier ausdrücklich gedankt sei.

Seinen 75. Geburtstag konnte Pfr. Josef Gugler im Jahr 2016 feiern, sein 50-jähriges Priesterjubiläum 2017. Mit September 2017 trat er in den wohlverdienten Ruhestand, blieb jedoch seiner geliebten Pfarre Spitz weiterhin erhalten und übernahm regelmäßig heilige Messen an Werktagen, wenn nötig auch an Sonn- und Feiertagen.

Die Lesung ist aus dem ersten Johannesbrief ausgewählt worden. Darin ist die Rede von der Liebe Gottes, die Pfarrer Josef Gugler stets verkündet hat. Gott der Herr hat uns alle gemäß dem ewigen Ratschluss seines Heils aus Liebe ins Dasein gerufen. In der heiligen Taufe sind wir zu Kindern Gottes geworden: „Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.“ (1 Joh 3,1). Was dies aber wirklich bedeutet, wird uns erst in der Ewigkeit offenbar werden. Die Verheißung des Wortes Gottes gilt auch uns: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (1 Joh 3,2)

Gott möchte uns die Vollendung im Reich seiner Liebe schenken. Damit wir den Pilgerweg hier auf Erden im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe gehen können, hat uns Gott der Vater seinen Sohn Jesus Christus gesandt. Dieser ist wie ein guter Hirt für uns. Das Evangelium nimmt darauf Bezug, denn auch Pfarrer Gugler durfte am Hirtenamt Jesu teilhaben und hat sein Leben eingesetzt und hingegeben für die Mitmenschen. Der gute Hirt kennt die Seinen, und sie kennen ihn. Dies war auch bei Pfarrer Josef Gugler der Fall. Nur so wächst Vertrauen und wird die Kirche aufgebaut, wenn einer für den anderen da ist.

In den 52 Jahren seines priesterlichen Wirkens hat Pfr. Josef Gugler Anteil genommen an den Entwicklungen in Kirche und Welt. Die Impulse des 2. Vatikanischen Konzils zur seelsorglichen Erneuerung hat er dankbar aufgenommen; zugleich wollte er das, was sich schon bisher bewährt hat, weiterführen. Den allgemeinen gesellschaftlichen Trend hat Pfarrer Gugler wahrgenommen: Der Wandel der Einstellungen und Lebensweisen der Menschen ging in den letzten Jahrzehnten mit einer Privatisierung des Glaubens einher; der Individualismus und das Konsumdenken haben nicht wenige Menschen erfasst und Ehen und Familien in Bedrängnis gebracht; die Kirche und der katholische Glaube haben ihre gesellschaftliche Plausibilität eingebüßt. Dennoch hat sich Josef Gugler in seinem priesterlichen Wirken nicht entmutigen lassen und allezeit auf Gott vertraut.

Zwei wichtige Anliegen seiner Verkündigung und Seelsorge seien besonders hervorgehoben:

Da ist zum einen die sonntägliche Feier der Eucharistie. Für Pfarrer Gugler war die heilige Messe die Quelle und der Höhepunkt des kirchlichen Lebens (vgl. LG 11), und er hat die Menschen immer wieder in liebevoller Weise daran erinnert, dass die Heiligung des Sonntags ein zentraler Wert für unser Leben ist. Gerade die Familien und die Kinder hat er in guter Weise zu Jesus Christus hingeführt, dessen Wort uns in der Liturgie verkündet wird, dessen Tod und Auferstehung wir im Opfer der heiligen Eucharistie feiern und den wir im Mahl der heiligen Kommunion mit Liebe und Ehrfurcht empfangen dürfen. Der christliche Glaube soll in der Pfarre lebendig bleiben und weitergegeben werden an die künftigen Generationen. Dies gehört zum Vermächtnis unseres verstorbenen Pfarrers.

Und dann gab es immer wieder entschiedene Stellungnahmen von Pfarrer Gugler zum Lebensschutz: Vor Gott zählt jeder Mensch, ob geboren oder ungeboren, ob gesund oder krank, ob behindert oder voll einsatzfähig. Was jeder braucht, ist mitmenschliche Zuwendung. Die gesetzliche und gesellschaftliche Anerkennung des Lebensrechts von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod war für Pfarrer Gugler sehr wichtig, und er hat die Eltern ermutigt, ihre Kinder als Geschenk Gottes anzunehmen, auch dort, wo dies aus verschiedenen Gründen nicht leicht ist. In jedem Menschen begegnet uns das Bild Gottes, ja Christus selbst hat sich in seiner Menschwerdung mit einem jeden Menschen auf einzigartige Weise verbunden!

In der Heiligen Schrift las Pfr. Josef Gugler gerne. Nach seinem Tod fand man das 6. Kapitel des Lukasevangeliums aufgeschlagen, wo Jesus seine Apostel zum Dienst am Reich Gottes beruft und erwählt. Das Stundengebet der Kirche – also das Brevier – verrichtete er treu. Er nahm regelmäßig teil an den Dekanatskonferenzen im Dekanat Spitz, dessen Vizedechant er über viele Jahre hinweg war.

In kindlicher Liebe verehrte Pfarrer Josef Gugler die Gottesmutter Maria. Er nahm in seiner aktiven Zeit oft an den Fatimafeiern in Maria Laach teil und ermutigte die Menschen zur vertrauensvollen Hingabe an die Gottesmutter Maria. Unerschütterlich war das Gottvertrauen des nun zu Gott heimgegangenen Pfarrers. „Es wird alles recht“, hörte man öfter von ihm. Oder auch: „So wie es ist, ist es recht.“

Hat uns der verstorbene Pfarrer Josef Gugler vielleicht auch noch etwas in seinem Testament zu sagen? Oh ja!

Er hat festgehalten: „Für mein Begräbnis bestimme ich: Es soll in schlichter, gläubiger Haltung gefeiert werden. Für die am Begräbnis teilnehmenden Priester soll ein Messstipendium gegeben werden.“ Und weiter: „Gott möge mir gnädig sein! Darum bete ich. Wenn ich jemandem weh getan habe, bitte ich um Verzeihung. Meiner Vergebung darf jeder sicher sein.“

In jedem Leben gibt es auch Dinge, die nicht gelungen oder unvollendet geblieben sind. Josef Gugler hat sich selbst immer mit Humor als nicht so wichtig eingeschätzt, sich aber über Lob und Anerkennung dennoch gefreut.

Die inzwischen nötig gewordene Renovierung der Spitzer Pfarrkirche durchzuführen sah Pfarrer Josef Gugler nicht mehr als seine eigene Aufgabe an; dies hat er seinem Nachfolger Pfarrer Peter Rückl und vielen kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als wichtiges Anliegen hinterlassen.

Möge der ewige Hohepriester, unser Herr Jesus Christus, seinen Diener Josef aufnehmen in sein himmlisches Reich und auch uns allen einst eine ewige Wohnung im Himmel bereiten! Amen.