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Predigt:

Maria und Martha dienen beide demselben Herrn

16. Sonntag im Jahreskreis C (17.07.2016)

L1: Gen 18,1-10a; L2: Kol 1,24-28; Ev: Lk 10,38-42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Eifersucht und Konkurrenzkampf gibt es auch unter frommen Menschen, ja selbst unter geistlichen Personen! Auch Jesus hat dies immer wieder erlebt: unter den eigenen Aposteln und Jüngern; im heutigen Evangelium unter zwei Schwestern, mit denen er befreundet war, nämlich Maria und Martha; ihr Bruder war Lazarus, den Jesus von den Toten auferweckte.

Beiden Schwestern war die Verbundenheit mit Jesus wichtig. Eine jede suchte diese auf ihr eigene Weise: Denn als Jesus bei ihnen zu Gast war, da nahm ihn Marta mit freundlicher Sorge auf. Maria aber setzte sich ihm zu Füßen und hörte den Worten Jesu zu.

Nun aber kommt Spannung auf im Verhältnis der beiden Schwestern zueinander: Wer ist dem Herrn näher, und wie ist die nötige Arbeit zu verteilen? Martha, die Rührige, die umgetrieben ist von eifriger Sorge um Jesus, macht ihrer Schwester Maria Vorwürfe. Dies tut sie aber nicht in direkter Weise, sondern indem sie Jesus für ihre Zwecke einspannen will: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!“

Hier soll Jesus aus seiner Neutralität herausgeholt und gezielt für die eigene Position vereinnahmt werden. Jesus aber will keine der beiden Frauen bevorzugen und auch keine zurücksetzen. Ihm ist an einem guten Einvernehmen und einer geordneten Weise des Umgangs miteinander gelegen. So anerkennt er die liebevolle Sorge der Marta für ihn. Zugleich aber nimmt er Maria in Schutz: Indem sie den Worten des Herrn zuhört, hat sie das Bessere gewählt; das soll ihr nicht genommen werden.

Sind wir nicht auch manchmal der Meinung, alle müssten genauso sein und handeln wie wir selber? Wie schwer fällt uns doch mitunter das Ertragen unserer Mitmenschen, und seien es die nächsten Angehörigen und Freunde! Erst recht wird dies schwierig, wenn ein vermeintliches oder echtes Konkurrenzverhältnis sichtbar wird. Und wir alle kennen vermutlich die Probleme mit Menschen, die sich immer zurückgesetzt sehen und vielleicht meinen, sie würden mit ungerechten Lasten bedacht! Im Einzelfall ist es da gar nicht immer leicht, Gerechtigkeit walten zu lassen und dem Frieden zu dienen. Mitunter braucht es eine echte Gabe zur Vermittlung zwischen schwierigen Charakteren und unterschiedlichen Standpunkten!

Wenn dies schon für die Familie und andere Gemeinschaften gilt, dann auch für die Pfarre und für die Kirche insgesamt. Gott hat uns durch seinen Sohn Jesus Christus in sein Reich berufen. Es handelt sich um ein „herrliches Geheimnis unter den Völkern“, wie der Apostel Paulus in der Lesung aus dem Brief an die Kolosser ausführt: „Christus ist unter euch; er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.“ (Kol 1,27) Auf die möglichst vollkommene Gemeinschaft mit Jesus Christus kommt es also an, und hier nimmt keiner dem anderen etwas weg!

Ob sich jemand mehr in der Rolle der Martha oder der Maria wiederfindet: Alle sind wir von Gott in sein Reich gerufen, und eine jede Person zählt mit ihren eigenen Gaben. So kann jeder etwas Gutes beitragen, und jeder darf auch wieder von anderen empfangen. Denn alle guten Gaben kommen letztlich von Gott. Wir sind nur Verwalter und nicht Besitzer. Darum soll ein jeder nicht auf seinen eigenen Vorteil achten, sondern auf das Wohl aller. Wenn wir das eine Notwendige suchen – nämlich die Verbundenheit mit Gott –, dann erhält alles Übrige seinen rechten Rang und seine Ordnung.

Auch Martha wird andernorts in den Evangelien als eine Frau geschildert, die an den Worten des Herrn interessiert war und ihm aufmerksam zugehört und ihm Fragen gestellt hat. Jesus hat ausdrücklich auch den Glauben der Martha anerkannt und gewürdigt. Sie war nämlich nach dem Tod des Lazarus Jesus entgegengeeilt und hatte ihm ihr Leid geschildert. Zugleich aber ist sie voll Vertrauen in die Macht Gottes, die er durch Jesus Christus, seinen Sohn, erweisen wird. So sagte sie zu Jesus: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“ (Joh 11,21–22) Nachdem Jesus mit ihr über die Auferstehung spricht, legt Martha ein Glaubensbekenntnis ab: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“ (Joh 11,27)

So zeigt also auch die ganz praktisch denkende und handelnde Martha, dass sie einen tiefen Glauben besitzt!

Wenn uns im Leben unterschiedliche Menschen begegnen, so sehen wir meist nur gewisse Eigenschaften. Wir sind in unserem menschlichen Urteil leicht einseitig. Gott der Herr aber kennt uns Menschen durch und durch. Er sieht das Gute in einem jeden und will das Beste für uns!

Darum wollen wir einander annehmen im Geist Christi und füreinander beten.

Der Herr aber möge in seiner Güte alles zum Guten hin lenken! Wir empfehlen uns in diesem Sinn der besonderen Fürbitte der Gottesmutter Maria und des hl. Josef! Amen.