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Predigt:

27. Sonntag im Jahreskreis C (07.10.2001)

L1: Hab 1,2-3; 2,2-4; L2: 2 Tim 1,6-8.13-14; Ev: Lk 17,5-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!


Auf den heutigen Sonntag fällt der „Gedenktag unserer Lieben Frau vom Rosenkranz“, kurz das „Rosenkranzfest“ genannt. Es wurde von der Kirche eingesetzt zum Dank für den Seesieg der christlichen Flotte über die Türken bei Lepanto am 7. Oktober 1571.

Ist der Rosenkranz noch zeitgemäß? Kann er ein Gebet für uns moderne Menschen sein? Diese Frage stellt sich für viele, die dieses wunderbare Gebet noch nicht entdeckt haben. Andererseits: Es sind gar nicht wenige, die täglich den Rosenkranz beten. Dazu zählen Frauen und Männer aus allen Berufsgruppen, Kranke und Leidende, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Auch in unserer Pfarre hat das Rosenkranzgebet eine gute Tradition, und davon geht bestimmt reicher Segen aus für alle!

Es gibt einen oft gehörten Einwand gegen das Beten des Rosenkranzes, der besagt, dieses Gebet sei so monoton, eintönig, langweilig, da immer dasselbe wiederholt würde. Außerdem könne man ja unmöglich an alles denken, und so werde dieses Gebet schnell zum bloßen Lippengebet. Man wendet ein, es sei doch besser, Gott mit eigenen Worten zu loben und zu preisen, als ihn durch das „Herunterleiern“ des Rosenkranzes zu ehren, ja womöglich sogar zu verunehren. Stimmen diese Vorwürfe? Nur dann, wenn wir den Rosenkranz schlecht beten, wenn wir nicht mit dem Herzen dabei sind, sondern dieses Gebet einfach über uns ergehen lassen, weil wir halt momentan nicht anders können als mitzubeten, wenn beispielsweise der Seelenrosenkranz für die Verstorbenen gebetet wird. Sicher treffen diese Einwände auf den gut gebeteten Rosenkranz nicht zu!

Wann aber und wie beten wir den Rosenkranz richtig? Dies zu wissen ist hilfreich, da die Kirche ja den Rosenkranz empfiehlt und die Gottesmutter an den von der Kirche anerkannten Erscheinungsorten wie Lourdes und Fatima ausdrücklich dazu aufruft, den Rosenkranz zu beten.

Es ist nicht schwer, den Rosenkranz richtig zu beten. Die einzige Voraussetzung dafür ist ein Herz, das Gott lieben möchte, so gut es kann, und dies unter der Anleitung und Führung der Gottesmutter Maria, die auch unsere himmlische Mutter ist. An der Hand der Mutter Maria gehen wir unseren Weg zu ihrem Sohn Jesus Christus, der als menschgewordener Sohn Gottes im Zentrum des Rosenkranzgebetes steht. Denn jene „Geheimnisse“, die wir betend erwägen, sind die Geheimnisse des Lebens, des Leidens und Sterbens sowie der Auferstehung und der Verherrlichung unseres Herrn Jesus Christus.

Zugleich ist im Rosenkranz auch unser eigenes Leben enthalten: Wir bringen ja all das mit, was wir sind und was wir haben, woran wir denken, was wir ersehnen, was wir uns wünschen, was uns Freude und Leid bereitet, worüber wir uns Sorgen machen, wofür wir Gott loben und ihm danken. Alle Menschen, mit denen wir in Freundschaft und Liebe verbunden sind, bringen wir beim Beten des Rosenkranzes vor Gott, natürlich auch jene, mit denen wir uns schwer tun, wo es Unstimmigkeiten, Streit, Zerwürfnisse, ja sogar Feindschaft geben mag. Vor Gott dem Herrn liegt alles offen; er allein kennt unser Herz. Und so ist dieses Gebet ein Gebet des Vertrauens, in dem wir Gott wirklich alles sagen dürfen. Wir brauchen keine Angst zu haben, daß er uns nicht hört. Im Gegenteil: All jenes Beten, das Maria in unserem Namen vor den Herrn bringt, findet sein Wohlgefallen und wird auf diese Weise erhört, wie es für uns am besten ist!

Wenn die Gottesmutter bei ihrer Erscheinung in Fatima besonders um das Rosenkranzgebet für den Frieden in der Welt aufgerufen hat, so erfahren diese Worte gerade in diesen Tagen eine unerhörte Aktualität. Gott möge uns den Frieden bewahren und ihn dort wieder schenken, wo er verlorengegangen ist! Die Völker sollen zueinander finden in friedlichem Zusammenleben und kulturellem Austausch. Der so notwendige Dialog auch mit den Angehörigen anderer Völker und Religionen soll sich so vollziehen, daß das Wort Christi Gehör finde bei den Menschen und sie zum Glauben an ihn finden, den einzigen Erlöser und Retter!

Eine Frage stellt sich gerade heute am „Rosenkranzfest“: Es wurde ja eingeführt zum Dank für die Überwindung und Abwehr jener Gefahr, die der politische Islam tatsächlich für das christliche Abendland darstellte. Heute ist die Situation wesentlich eine andere, obwohl es auch so manche Parallelen gibt. Erst unlängst hat der Heilige Vater, unser Papst Johannes Paul II., bei seinem Pastoralbesuch in Kasachstan den Respekt der Kirche vor dem authentischen Islam ausgedrückt: vor jenem Islam, der betet und der sich jener annimmt, die in Not sind. Gewalt, Fanatismus und Intoleranz sind damit freilich ausgeschlossen. Nur auf der Basis eines gegenseitigen Respekts kann jenes Miteinander gelingen, das wir brauchen, um den Frieden und die Gerechtigkeit auf Erden zu sichern und zu fördern.

Die eigentliche Gefahr für uns – das sei uns als Christen ins Stammbuch geschrieben – sind nicht die Andersgläubigen, die ihren Glauben manchmal ernster nehmen als wir selber. Die wirkliche Bedrohung geht vielmehr von uns selbst aus, wenn wir unseren christlichen Glauben nicht mehr kennen und leben. Durch das Rosenkranzgebet können wir dieser Gefahr begegnen. Denn hier werden uns die wesentlichen Glaubensinhalte stets neu bewußt gemacht. Wir erwägen sie im Herzen und werden angeleitet, unser Leben danach auszurichten.

Mögen wir alle auf die Fürbitte der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, der Rosenkranzkönigin, die Hilfe Gottes erfahren in diesem Leben und einst das ewige Heil in der Seligkeit des Himmels erlangen. Amen