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Der hl. Josef - ein unbekannter Heiliger?

Josef Spindelböck

Hinweis/Quelle: Dieser Beitrag erschien in der SKZ (= Schweizerische Kirchenzeitung), Ausgabe 08/2018, www.kirchenzeitung.ch und wird mit freundlicher Erlaubnis dieses Mediums auch auf www.stjosef.at publiziert.

Wie ist es möglich, dass der hl. Josef auch für so viele katholische Christen eher ein „Schattendasein am Rand“ fristet? Sie nehmen ihn zwar irgendwie wahr, vielleicht als Nebenfigur bei der Krippe zu Weihnachten, verehren aber andere Heilige – wie den hl. Antonius von Padua oder den hl. Pater Pio – weitaus mehr als den heiligen Josef …

Christus – in eine menschliche Familie hineingeboren

Hier soll nicht über die Einstellung jener Menschen geurteilt werden, denn vielleicht war es sogar der Wille Gottes, dass Josef von Nazareth – trotz seiner Bedeutung im Heilsgeschehen – für eine längere Zeit der Kirchengeschichte in den Hintergrund getreten ist. Gerade in den ersten Jahrhunderten des Christentums war es wichtig, dogmatisch zu klären, wer Jesus Christus ist: nämlich der menschgewordene Sohn Gottes, der mit dem Vater im Himmel und dem Heiligen Geist eins ist im göttlichen Wesen und der zugleich als Mensch einer von uns geworden ist, in allem uns gleich außer der Sünde.

Zu dieser wahren Menschwerdung Gottes gehört es aber auch, dass er in einer menschlichen Familie empfangen und geboren werden wollte. Gemäß jüdischem Gesetz galten Maria und Josef schon seit ihrer „Verlobung“ als Mann und Frau; die zweite Stufe der Eheschließung bestand in der Heimführung der Gattin ins Haus des Ehemannes. Gemäß dem Zeugnis der Heiligen Schrift erhielt Josef von Nazareth durch Gottes Boten, einen Engel, ausdrücklich die Weisung Maria als seine Frau zu sich zu nehmen (vgl. Mt 1,20). Denn das Kind, das sie unbeschadet ihrer Jungfräulichkeit auf wunderbare Weise vom Heiligen Geist empfangen hatte, war der von Gott verheißene Retter und Erlöser der Menschen, was durch den Namen Jesus (Gott rettet) zum Ausdruck gebracht wird (vgl. Mt 1,21)

Die Evangelien als Grundlage

Grundlage einer soliden kirchlichen Verehrung des hl. Josef dürfen nicht irgendwelche apokryphe Erzählungen sein (in denen er als Greis und Witwer dargestellt wird), sondern die Berichte der Evangelien (vor allem bei Mt 1–2; Lk 1,27; Lk 2). Dort wird kein einziges Wort von Josef überliefert, wohl aber wird aufgezeigt, dass er wirklich ein gerechter Mann war. Sein Leben war ganz auf Gott bezogen, und zugleich übte er das Handwerk des Zimmerers und Baumeisters aus. Maria und Josef hatten keine sexuelle Gemeinschaft miteinander, und dennoch liebten sie einander von Herzen und waren von Gott her in dieser Liebe geeint. Die liebevolle Annahme und Sorge für das Kind Jesus stand im Mittelpunkt ihres gemeinsamen Interesses. Jesus wurde von Josef in väterlicher Weise in alles Lebensnotwendige eingeführt, auch in die Formen und Gebete des jüdischen Gottesdienstes.

Erste Spuren der Verehrung

Wie ging es in der Geschichte des Christentums weiter? Ab wann lässt sich eine ausdrückliche Verehrung des hl. Josef feststellen? Spuren davon gibt es bereits im christlichen Altertum, und zwar immer dann, wenn die Kirchenväter die jungfräuliche Empfängnis Marias verteidigen und dabei auf den ehrenvollen Schutz der Jungfrau durch Josef von Nazareth verweisen. Der Glaubensgehorsam Josefs gegenüber Gott wird als heilsgeschichtlich bedeutsam hervorgehoben. Auch ikonographisch finden sich schon in früher Zeit vereinzelt Darstellungen der heiligen Familie: In Santa Maria Maggiore nehmen Mosaiken aus dem 5. Jh. auf die Geburt und Kindheit Jesu Bezug. Der heilige Josef wird hier dargestellt bei der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten. Eine Wende zu einer verstärkten Verehrung des hl. Josef erfolgte im Mittelalter. Zugleich wurde die Rolle und Bedeutung des heiligen Josef auch theologisch durchleuchtet. Pioniere in dieser Hinsicht waren zum Beispiel der hl. Bernhard von Clairvaux, der gelehrte Theologieprofessor Johannes Gerson in Paris und der hl. Bernhardin von Siena. Auch große Mystikerinnen haben in der Folge die Verehrung des hl. Josef angeregt, z.B. Gertrud von Helfta, Birgitta von Schweden (Weihnachtsvision) oder Theresa von Avila. Bei all ihren Unternehmungen setzte Theresa großes Vertrauen in die Fürbitte des hl. Josef, der sie nie enttäuscht hat, wie sie bekannte.

Verstärkte Verehrung in der Kirche

Viele Gläubige haben in der Folge den hl. Josef verehrt, und die Kirche hat seine liturgische Verehrung und Anrufung gefördert. Bruderschaften und Orden, aber auch Länder (wie Mexiko, Kanada etc.) stellten sich unter seinen Schutz. Der heilige Josef wurde und wird verehrt als Patron des guten Todes, als Patron der Handwerker, besonders der Zimmerer, sowie als Vorbild jungfräulicher Reinheit. Unter Pius IX. wurde der hl. Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche ernannt. Leo XIII. widmete ihm die Enzyklika „Quamquam pluries“. Pius X. approbierte die Litanei vom heiligen Josef. Pius XII. führte zusätzlich zum bereits bestehenden Hochfest des heiligen Josef (19. März) das liturgische Gedenken Josef des Arbeiters ein (1. Mai). Johannes XXIII. hat ihn zum Patron des 2. Vatikanischen Konzils bestimmt. Johannes Paul II. veröffentlichte das Apostolische Schreiben „Redemptoris custos“. Auch Benedikt XVI. hat ihn sehr verehrt (als Namenspatron und als Schutzpatron der Kirche). Papst Franziskus hat die ausdrückliche Nennung des hl. Josef in allen vier Hochgebeten angeordnet.

Wir brauchen in der Gegenwart das Vorbild und Beispiel des guten Vaters, der für seine Familie da ist und sorgt und sie im Glauben an Gott begleitet. All dies hat Josef von Nazareth vorgelebt und lässt ihn als wichtigen Fürbitter bei Gott auch für uns erscheinen. Die ganze Kirche ist seinem Schutz und seiner Fürbitte anvertraut.

 

Prof. Dr. theol. habil. Josef Spindelböck (Jg. 1964) ist Priester der Diözese St. Pölten und seit 2016 Moderator der «Gemeinschaft vom heiligen Josef» in Kleinhain bei St. Pölten. Derzeit ist er tätig als Professor für Moraltheologie an der Phil.-Theol. Hochschule St. Pölten.