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Feierliche Erinnerung an den 70. Todestag des seligen Pfarrers Otto Neururer
(2010)

Robert Bösner

Basisinformationen

Um Otto Neururer wurde nie viel Aufhebens gemacht. Umso stiller sprach seine kompromisslos-klare Art die Menschen von damals an. Seine selbstverständliche und unaufdringliche Hilfsbereitschaft prägt auch heute noch nachhaltig Menschen, die ihm „begegnen“.

“Das Weiche ist stärker als das Harte, das Leise mächtiger als das Laute. Wasser höhlt den Stein. „ (chinesischer Meditationsgedanke, Lao-tse)

Otto Neururer was klein von Gestalt. Er wurde geboren am 25. März 1882 in Piller und war neben anderen Aufgaben von 1932 bis 1938 Pfarrer in Götzens bei Innsbruck. Zeitgenossen schildern ihn als bescheidenen Landpfarrer, der politische Konfrontationen mied, der aber schon früh mit kritischem Weitblick die kirchenfeindliche Ideologie des Nationalsozialismus erkannte, „Ein Regime, das Volk und Führer an erste Stelle setzt, ist gottlos; dieser Stellenwert gehört Gott allein!“

Als 1938 eine junge Frau seiner Pfarrgemeinde einen geschiedenen SA-Mann heiraten sollte, wozu sie zuerst unbedacht zugestimmt hatte, da hat Neururer – als gewissenhafter Seelsorger – ihre persönliche Klarheit gestärkt, so dass sie diese Verbindung noch vor der Trauung selber (!) löste. Dies tat sie auch schriftlich.

Der abgewiesene Mann rächte sich an Pfarrer Neururer mit einer Anzeige bei der Gestapo. Neururer wurde verhaftet und letztendlich ins KZ Buchenwald gebracht, wo er trotz Verbotes durch die Lagerleitung seiner priesterlichen Berufung nachkam und vielen Inhaftierten Trost, Hilfe, Halt und Stärke und die Sakramente vermitteln konnte.

Neururer hat auch unter den extremen Umständen eines Vernichtungslagers sein persönliches Schicksal und die damit verbundenen Entbehrungen dem Willen Gottes anheim gestellt. Hingebungsvoll hat er getan, was er als Wille Gottes erkannte. Seine seelsorgerische Tätigkeit brachte ihn schlussendlich in den gefürchteten „Bunker“, wo er am 30. Mai 1940 auf grausame Weise umgebracht wurde. Heuer ist der 70. Jahrtag seines Todes.

Die Urne mit seiner Asche wurde Ende Juni 1940 routinemäßig an das Hauptpostamt Innsbruck gesandt. Das Begräbnis des beliebten Seelsorgers gestaltete sich zu einer gewaltigen Glaubenskundgebung.

Damals schon begann die Verehrung des Märtyrers Neururer, damals schon beteten Menschen in ihren Nöten um seine Fürbitte und fanden Trost und Hilfe, ununterbrochen bis heute! (bis jetzt ungefähr 140 Gebetserhörungen). Am 24.11.1996 wurde der Märtyrerpriester Otto Neururer in Rom selig gesprochen.


Betend zu Gast beim seligen Pfarrer Otto Neururer

Mehr als ein guter Arzt, der sich um das Wohl seiner Patienten sorgt, hat sich Pfarrer Otto Neururer für das Heil der ihm Anvertrauten eingesetzt. Er hat nicht nur sein Wissen, sondern auch sein Leben in konsequenter Treue zu den Weisungen der Kirche für seine Herde hingegeben.

Wichtiger als Seine eigene Sicherheit war ihm – auch in jenen schweren Zeiten nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich 1938 – der Apostolische Hirtendienst für den ungebrochenen Glauben jener, für die ihn sein Bischof als Pfarrer bestellt hatte.

Schon bei der Vorbereitung zu seiner Priesterweihe hat er „den Dienst und das Leben“ seiner zukünftigen Aufgabenbereiche dem Heilswillen Gottes vorbehaltlos gewidmet und dies treu bis zum Märtyrertod durchgehalten. Die systematische Gottlosigkeit des Regimes vor 70 Jahren hat den damals achtundfünzigjährigen Priester gezielt zu Tode gebracht. Anlass: „Heimtücke“: Ideologische Verdrehung seiner opferbereiten Hingabe im Dienst der Kirche, nach dem Vorbild seines Herrn, des Weltenerlösers Jesus Christus.

Seliger Mitbruder, Pfarrer Otto Neururer,

mit erneuertem Vertrauen wende ich mich heute an Dich, dessen Wirken ich hier an diesem altehrwürdigen Ort der Verehrung der Schmerzhaften Mutter von Dreieichen kennen gelernt habe.

In den Wirrnissen und ängstlich machenden Sorgen und Unsicherheiten unserer Zeit komme ich im Gebet zu Dir und bitte Dich um Deine Fürbitte. Schon vor siebzig Jahren hast Du die gleichen Herausforderungen des apostolischen Dienstes ausgelitten, die uns heute bedrücken. Hilf mir, die rechten Entscheidungen zu treffen, der ich – wie Du damals und wir Priester heute – zur Hingabe an den hohenpriesterlichen Dienst des Erlösers zusammen mit ihnen berufen bin. Lass mich die Tiefendimension meiner Mitarbeit in Diözese und Dekanat und besonders im apostolischen Hirtendienst für die mir von unserem Bischof anvertrauten Gemeinden besser erkennen.

In diesem „ Jahr des Priesters“ bitte ich Dich, seliger Pfarrer Otto, ganz besonders um eines: Du hast jenen Priester sicher schon verehrt, den der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI. , unserer Generation neu als Vorbild und zur Vertiefung unserer Amtsführung gegeben hat.

Eröffne uns vom Himmel her das Vorbild des heiligen Pfarrers von Ars, Johannes Maria Vianney, damit wir anlässlich unseres Dienstes durch sein Beispiel die Menschen von heute für die kommenden Generationen fruchtbar machen können Sei Du unser aller Fürsprecher beim Weltenerlöser. Trotz aller menschlichen Schüchternheit hast Du wachsam deinen Hirtendienst erfüllt und den Dir anvertrauten Gläubigen gewissenhaften Zuspruch gegeben. Im Namen der apostolischen Kirche konntest Du die für einen Christen ungültige Wiederverheiratung mittels der staatlich geförderten Zivilehe nicht gutheißen. Dafür musstest Du Dein Leben hingeben.

Mit wie vielen Peinigungen wurdest Du dafür am Schluss in einem Vernichtungslager (KZ) drangsaliert und als letzte Demütigung mit dem Kopf nach unten an den Beinen aufgehängt! 34 Stunden lang hast Du so unter andauerndem Gebet und Leiden mit Deinem Leben die Lehre der Kirche bezeugt. Durch Dein schweigendes Gebet und Deine Hingabe hast Du die Heiligkeit der christlichen Einehe unüberhörbar verkündet.

Deiner Fürbitte wollen wir heutige Priester die Vollgestalt der apostolischen Stiftung Jesu anvertrauen. Zusammen mit allen Priestern in den einzelnen Diözesen der ganzen Welt sind wir berufen, durch unseren Dienst die geistliche Schönheit der Kirche seelsorglich fruchtbar aufleuchten zu lassen. Du warst der erste, der schon im Dezember 1938 (!) diesen Weg der Treue gehen musstest. Der Druck der damaligen hoch organisierten Staatstotalität wollte Dich veranlassen, das Zeugnis der einmaligen Bündnistreue des Erlösers zu verlassen. Aber Du wusstest, wo „das Heil“ verankert ist und bist dem „Heiland“ treu geblieben.

Hilf den gläubigen Frauen und Männern in ihrem sakramentalen Ehebündnis und uns Priestern, die wir durch die Handauflegung des Bischofs in die sakramentale Bruderschaft mit ihm hineingeweiht sind. Wer immer ein Jünger Christi ist, kann an dem Platz, wo er berufen ist zu wirken, die Gegenwart Jesu wirksam werden lassen.. Denn „Jesus Christus ist der allein Heilige mit dem Heiligen Geist zur Ehre Gottes des Vaters“ (Gloria der Messe). Hilf uns, seliger Pfarrer Otto, mit Deinem Beispiel unter den heutigen – nicht weniger aggressiven – Umständen, den rechten Weg betend wie Du – angesichts des aktuellen Zeitgeistes – zu finden und ihn auch in pastoraler Liebe zu gehen.

Lieber Mitbruder Otto, auch Du wirst Dich als Pfarrer damals der Schmerzhaften Mutter des Erlösers anempfohlen haben. Nach diesem Deinem Vorbild möge Maria, die treue Gefährtin im weltweiten Heilswerk ihres Sohnes auch uns und unseren pfarrlichen Dienst zu ihrem Unbefleckten Herzen dazu nehmen. Die Wallfahrtsstatue hier in Maria Dreieichen stellt dieses Geheimnis so ansprechend dar!

Es ist die Verheißung des himmlischen Vaters, dass sich „durch die Verehrung des Unbefleckten Herzen Mariens viele Sünder bekehren“ können. Durch diese Marienverehrung werden aber auch wir Priester immer mehr in unserem Amte zur Ganzhingabe zu Jesus finden: wir werden eifriger an ihren Sohn glauben und ihn verkünden und ihn anbeten können, wir werden immer stärker auf ihn hoffen und ihm mit immer größerer opferbereiter Liebe dienen können. Dann wird „die so ersehnte Erneuerung der Kirche“ [vgl. den Anfangssatz des Dekretes über die Priestererziehung „Optatam totius“] nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in den äußeren Bereichen unserer Hirtensorge wachsen können.

Genau das ist es, worum unser Diözesanbischof Klaus bei uns für seine (und unsere) Diözese betend und opfernd wirbt! Schenke uns Deine Fürbitte, damit auch wir mit unseren Gebeten, mit unserem Seelsorgseifer und der priesterlicher Zusammenarbeit in der Gestalt Deines Vorbildes immer mehr dem „Patron aller Priester“, dem hl. Jean Marie Vianney ähnlich werden. Amen.

HERR JESUS CHRISTUS, durch den Nachfolger Deines Apostels Petrus, unseres Heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI., wirst DU uns zum Abschluss des „Jahres des Priesters“ den heiligen Pfarrer von Ars, Jean Marie Vianney, neu als „Patron aller Priester“ geben.

Gewähre mir auf seine Fürbitte bei Deinem Heiligsten Erlöserherzen die Gnade, in täglicher Treue das Gotteslob der Kirche im Brevier mit dem Bischof und allen anderen Mitbrüdern mitzubeten und wecke meine Bereitschaft zum stellvertretenden Opfer und zu freiwilligen Verzichten, und zwar öfter als „nur“ an einem einzigen – von der Kirche vorgeschriebenen – Tag in der Woche, dem Freitag. Ergänzend zur (täglichen) liturgischen Feier der Ganzhingabe Christi möchte ich auch in meinem lebendigen Herzen am Sühneleiden zum Heil der Welt teilnehmen. Ich bitte Dich, erhöre mich!

HERR JESUS CHRISTUS, ermutige Du mich durch den seligen Pfarrer von Götzens, Otto Neururer, den Märtyrer für die Heiligkeit der Ehe und das Vorbild in der unbeirrbaren Treue zum priesterlichen Amt und apostolischen Dienst, dass ich so wie er aus der menschlichen Ängstlichkeit zur ganzen freimütigen Tapferkeit für Dich heranreife.

Ich bitte Dich, erhöre mich!

HERR JESUS CHRISTUS, eröffne uns, Deinen Priestern, von denen einige – wie nicht nur heute so bitter bekannt wird – oft schwer gefehlt haben, immer mehr das schlichte Vorbild Deines Dieners Otto zur stellvertretenden Sühne füreinander. Lass uns auch durch den seligen Sühnepriester Jakob Kern aus dem Prämonstratenserkloster Geras in unserer Diözese St. Pölten die Tiefendimension unserer priesterlichen Existenz gnadenhaft immer besser erkennen. Denn Deine Kirche bedarf einer „grundlegenden Erneuerung“ in allen Diözesen, worauf uns Dein Stellvertreter auf Erden, der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI., immer wieder in väterlicher Liebe hinweist. Wir bitten Dich, erhöre uns!


Zeugenaussage Albert Holzer, Maurermeister

(aus dem Innsbrucker Diözesanprozess über die Causa Neururer 1984)

„ Pfarrer Neururer hat nie geschimpft, er hat alles so genommen, wie es gekommen ist.

Ich konnte nie verstehen, dass er nie traurig war oder unwillig war….

Er war ein kleiner, schmächtiger Mann, Haut und Beine, aber mutig, wie ich es sonst bei keinem gesehen habe.

Wo wir anderen verzweifelt sind und Angst hatten, dass uns diese Unmenschen umbringen, hatte er ungebrochenen Mut……

Er war gehalten von seinem Glauben , hat andere noch mitgerissen. Er hat mich so beeindruckt, dass ich der Meinung war, das ist ein Heiliger.

Neben ihm habe ich mich wohl gefühlt, der hat alle aufgemuntert…

Er hat uns immer wieder Mut gemacht und uns getröstet.

Dadurch, dass ich auf der Pritsche neben Otto war, habe ich mich nicht mehr so richtig ‚im Lager‘ gefühlt.“

Abschrift von Frau Beate Fink am 22.04.2010


Aus dem Dekret über das Martyrium

Ein herrliches Zeugnis der Treue gegenüber der Wahrheit, dem göttlichen Gesetz und der Kirche gab der Priester Otto Neururer, indem er den Spuren des Guten Hirten folgte, treu seine priesterliche Pflicht erfüllte und schließlich auf Grund der Verteidigung der christlichen Ehe und wegen Ausübung seines priesterlichen Dienstes unter den Mithäftlingen im Konzentrationslager Buchenwald die Krone des Martyriums erlangte.

Gebet

Lasset uns beten: Allmächtiger, ewiger Gott, der selige Märtyrer Otto Neururer hat sein Leben für die Heiligkeit der Ehe und die unbeirrbare Treue zu seinem priesterlichen Dienst dahingegeben. Wir bitten Dich, wende uns auf seine Fürbitte hin Dein Erbarmen zu, und lass unter uns die Werte aufleuchten, für die er gestorben ist. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Der liturgische Gedenktag des seligen Otto Neururer ist der 30. Mai.

Link-Hinweis:

  • Gemeinde Fliess: Informationen über den seligen Otto Neururer Link

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