www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation

„Nobis quoque peccatoribus…“
Aktuelle liturgische Besinnung, unabhängig von gegebenen Anlässen (28. März 2010)

Robert Bösner

Hinweis/Quelle: aus dem Eucharistischen Hochgebet I (Römischer Kanon) Aktuelle liturgische Besinnung, unabhängig von gegebenen Anlässen

Zum feierlichen Abschluss des eucharistischen Hochgebetes bei der heiligen Messe wird vom zelebrierenden Priester (bei einer evtl. Konzelebration in liturgischer Einheit mit den anderen Priestern) in feierlicher Form die große Doxologie betend vollzogen. Es ist das die große lobpreisende und opferbereite Hingabe an den himmlischen Vater und dessen Anbetung in der kirchlichen Liturgie. Sie geschieht in voller geistlicher Verbundenheit „mit Jesus Christus, dem Hohenpriester der künftigen Güter“ (Hebr 9,11). Die zelebrierenden Priester beten/singen dabei in preisender Verkündigung:

„Durch Ihn (d.h.: durch Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen) und mit Ihm und in Ihm ist Dir, Gott allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes (d.h. zugleich auch: in der Einheit der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, der Stiftung Jesu) alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit!“

Und die ganze liturgisch mitfeiernde Gemeinde antwortet auf die große Doxologie der Zelebranten eben so feierlich, indem sie mit „Amen“ antwortet, das sich mitopfernd und lobpreisend einfügen soll in „das Amen“ der himmlischen Liturgie, wie sie der Seher von Patmos beschreiben darf. In der sogenannten “Johannes-Apokalypse“ ist diese Schau als letztes Buch im Kanon des Neuen Testamentes positioniert.

Im Vollzug der Anbetung der vierundzwanzig Ältesten und der vier Lebewesen, die vor Gott niederfallen, der auf dem Throne sitzt, rufen sie zusammen mit einer großen Schar im Himmel: „Amen, Halleluja, das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserm Gott, seine Urteile sind wahr und gerecht.“

Dieser Lobpreis ist eine Verherrlichung des heilsgeschichtlich gerecht strafenden Gottes, der einmal dem alles vernichtenden Sündenwirken der „globalisierten innerweltlichen Stadt“ (wörtlich: die große Sünderin Babylon) (vgl. Off 19, 2b) endgültig ein Ende setzt. Denn sie hat nicht nur alles verwüstet, sondern ist groß geworden mit dem „Blut von Propheten und Heiligen, die sie geschlachtet hat.

Und dann hörte Johannes den Ruf der großen Schar „wie das Rauschen gewaltiger Wassermassen und wie das Rollen mächtiger Donner“. „Denn König geworden ist er Herr unser Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung. Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre erweisen. Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes, und seine Frau hat sich bereit gemacht. Sie durfte sich kleiden in strahlend reines Leinen. Das Leinen bedeutet die gerechten Taten der Heiligen.“ (vgl. Off 19, 1–8).

Immer schon ist es dem Verfasser aufgefallen, dass manche Gebete in den Kanones II, III, und IV nicht liturgisch sinngemäß gebetet werden.

Das älteste Hochgebet in der westlichen Kirche ist der Römische Kanon. Es ist der Kanon, dessen Feier in der jetzigen kirchlichen Ordnung als die „außerordentliche Form“ der Feier der Eucharistie gilt (sogen. Tridentinische Form) und der in seinen liturgischen Ordnungen etliche Normen enthält, die man in fruchtbarer Weise auch heute noch bei den anderen Kanones beachten soll.

Der Verfasser denkt z.B. an das letzte Gebet im Kanon I vor der Doxologie, das er in freier Übertragung – so wie anschließend angegeben – formuliert hat.

 

 

Nobis quoque peccatoribus famulis tuis, de multitudine miserationum tuarum sperantibus, partem aliquam et societatem donare digneris, cum tuis sanctis Apostolis et Martyribus: Auch uns, deinen sündigen Dienern, die auf deine reiche Barmherzigkeit hoffen, gib wenigstens einen (kleine)n Anteil an der Gemeinschaft mit deinen heiligen Aposteln und Märtyrern und….
Cum Ioanne, Stephano, Matthia, Barnaba, Ignatio, Alexandro, Marcellino, Petro, Felicita, Perpetua, Agatha, Lucia, Agnete, Caecilia, Anastasia, Johannes, Stephanus, Matthias, Barnabas, Ignatius, Alexander, Marzellinus, Petrus, Felizitas, Perpetua, Agatha, Luzia, Agnes, Cäcilia, Anastasia
et omnibus Sanctis tuis: intra quorum nos consortium, non aestimator meriti, sed veniae, quaesumus, largitor admitte. mit allen deinen Heiligen: Gewähre uns – so bitten wir – Zulass zu ihrer (endgültigen) Gemeinschaft bei dir, aber nicht sosehr als Richter über unsere (armseligen) Verdienste, sondern als großzügiger Geber Deiner unverdienten Erbarmungen.

 

 

 

Bedeutsam erscheint bei diesem Gebet der entsprechende Hinweis in den Rubriken, dass im Kanon, der in jener außerordentlichen Form – bis hin zu den Wandlungsworten inclusive – immer leise, d.h. „submissa voce“ gebetet werden musste, bei den Anfangsworten dieses Gebetes jedoch, nämlich: „Nobis quoque peccatoribus“, diese mit vernehmlicher Stimme gebetet werden sollten.

 

 

Auch ein zweiter Hinweis weckt unsere Aufmerksamkeit: der zelebrierende Priester soll mit einer deutlichen – für alle Mitfeiernden sichtbaren – Handbewegung dabei an seine Brust klopfen.

Ebenfalls beachtenswert ist, dass dieses Gebet als das letzte im Kanon vor der großen Doxologie gebetet wird, also noch zu jenem unverrückbaren „Corpus“ des Hochgebetes, griechisch Anaphora, dazugehört.

In den neu geschaffenen Hochgebeten , dem Kanon II (zusammengekürzter „Hippolytkanon“), im Kanon III (jener Kanon, der die „Theologie des 2. Vatikanischen Konzils“ wiedergibt und von ihr durchdrungen und gestaltet ist, verfasst von dem Benediktinerpater und Liturgieprofessor in Sant’ Anselmo, Rom, zugleich Konzilsperitus, P.Cyprian Vagaggini OSB, Saint André bei Brügge, Belgien, und der von Papst Paul VI. gebilligt worden ist) und auch beim Kanon IV ist dieses Amtsgebet (!) der zelebrierenden Priester auf den Platz vor der Vorbereitung des Zelebranten auf die Einladung zum Friedensgruß als der letzten Vorbereitung für den Kommunionempfang gestellt worden.

Wenn man diesen Zusammenhang beachtet, dann hat dieses Gebet eine ganz wichtige kirchlich-­seelsorgliche Bedeutung. Die große Doxologie hat eine so überwältigend große geistliche Bedeutung und setzt eine so große Opferbereitschaft des/der Zelebranten voraus, dass es nicht in erster Linie eine Art von höflicher Bescheidenheit zum Ausdruck bringt, wenn sie sich betend als „Deine sündigen Diener“ bezeichnen, sondern der Hintergrund für dieses „amtliche Gebet im Rahmen der priesterlichen Vollzüge des/der Zelebranten “ liegt bei weitem tiefer. Es ist die erschütternde Selbsterkenntnis der geweihten Priester und des Glaubens der Kirche, welch große Gefahr (!) für den Glauben des mitfeiernden und mitopfernden Gottesvolkes jede Unzulänglichkeit, alle Schwächen und Fehler, ja die kleinen und großen, des öfteren auch schmählichen und abscheulichen Sünden der „heiligen Priester“ für die Gläubigkeit des Gottesvolkes sind.

Die hl. Theresia vom Kinde Jesu hat mit 15 Jahren zusammen mit zwei ihrer leiblichen Schwestern an einer Diözesanwallfahrt nach Rom teilgenommen, um sich eine Dispens für ihre Aufnahme in dem Karmel zu erbitten. Dabei hatte sie eine große (Vor-) Freude, dass unter den 600 Gläubigen ca. 90 „heilige Priester“ dabei sind. Bei der Rückkehr in die Heimat und ihren Eintritt in den Karmel hat sie gesagt: „O, die heiligen Priester benötigen viel Gebet! Jetzt weiß ich noch genauer, wofür ich im Karmel meinen Bräutigam bitten werde!“

„Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner (!) Kirche (aller Gläubigen und der Mitbrüder, der Bischöfe, des Papstes und Deiner selbst, o Herr, der Du das Risiko unserer Berufung auf Dich genommen hast) und schenke IHR (trotz all unserer vermeidbaren und unvermeidbaren Fehler) Einheit und Frieden.

Es ist „verkehrte Welt“, wenn wir Priester die Gläubigen „unser“ Amtsgebet, mit dem wir Gott bitten sollen, dass er die Gläubigen von den Folgen unserer Fehler und Sünden bewahre, anleiten, es als ihr Gebet zu verrichten. Die Bitte um die Vergebung der Sünden des Gottesvolkes können/sollen sie beim Bußakt beten, und da sind es wir Priester, die wir demütig zusammen mit ihnen uns an die Brust klopfen und beten „Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen und euch Brüder und Schwestern für mich zu beten bei Gott unserm Herrn.“