Die Gemeinschaft vom heiligen JosefEine Kurzvorstellung
Josef Spindelböck
Hinweis/Quelle: Es handelt sich um eine Aktualisierung und teilweise Erweiterung der Vorstellung, wie sie in „Kirche bunt“ vom 20. November 2016 erfolgt ist.
Mit Datum vom 19. März 1995 wurde in der Diözese St. Pölten vom damaligen Diözesanbischof Kurt Krenn die „Gemeinschaft vom heiligen Josef“ errichtet; sein Nachfolger Klaus Küng hat die Gemeinschaft bestätigt. Sie ist eine öffentliche klerikale Vereinigung (can. 301 §3 CIC) und hat ihren Sitz in Kleinhain bei St. Pölten.
Derzeit (16.12.2020) besteht die Gemeinschaft vom heiligen Josef aus 13 Mitgliedern (11 Priester und 2 Brüder). Ihr erster Moderator war Mag. Werner Schmid (1995–2012); darauf folgte Dr. Josef Seeanner, seit dem 17. Oktober 2016 hat Prof. Dr. Josef Spindelböck dieses Amt inne.
Wie kam es zur Idee der Gründung?
Eine Gruppe von Theologiestudenten, die in Mayerling wohnten und an der Hochschule des Stiftes Heiligenkreuz studierten, hatte den Wunsch, eine Priestergemeinschaft zu bilden, um so im seelsorglichen Dienst gegenseitigen Beistand und mitbrüderlichen Austausch zu erfahren. Unterstützt wurde dieses Anliegen durch den Priester des Oratoriums des hl. Philipp Neri, Prof. Dr. Heribert Bastel CO, der damals als Rektor das „Collegium Sanctissimae Trinitatis“ in Mayerling leitete; Pater Werner Schmid CPPS, ein Missionar vom Kostbaren Blut, war sein Assistent.
Die Frage war: Soll eine solche Priestergemeinschaft ein Oratorium des hl. Philipp Neri sein (wie es ein solches schon in Wien und in Maria Lanzendorf gab) oder geht es um eine Neugründung, die freilich ein Bischof befürworten und errichten muss? Die Mehrheit der damaligen Studenten in Mayerling wandte sich unter der Leitung von P. Werner Schmid an Bischof Kurt Krenn, der schon als Weihbischof von Wien gute Kontakte zur Studentengemeinschaft hatte. Inzwischen war er Bischof von St. Pölten geworden und lud die Interessenten für eine solche Gründung in seine Diözese ein.
Welches Ziel hat die Gemeinschaft vom heiligen Josef?
Es geht nicht nur um eine äußere Organisationsstruktur für eine „vita communis“, sondern um eine geistliche Leitidee, die das Beten, Denken und Handeln beseelt, um eine Form der „Spiritualität“. Diese ist uns gleichsam „zugewachsen“.
Inspiriert wurden wir durch die Verbundenheit mit den Schwestern des Karmels Mayerling; die dortige Kirche, in der auch die Studenten täglich die Liturgie mitfeierten, ist dem hl. Josef geweiht.
Mit Datum vom 15. August 1989 war das Apostolische Schreiben „Redemptoris Custos“ von Papst Johannes Paul II. über Gestalt und Sendung des heiligen Josef im Leben Christi und der Kirche herausgegeben worden. Ausgehend von den Überlegungen dieses Schreibens, das wir gemeinsam lasen, wählten wir den heiligen Josef als Schutzpatron der neu zu errichtenden Gemeinschaft. So wie der heilige Josef für Jesus, das ihm anvertraute Kind der Jungfrau Maria, in Treue gesorgt hatte und beigetragen hatte zu seiner menschlichen Formung, so solle der heilige Josef auch jenen durch seine Fürbitte bei Gott beistehen, die als Priester wirken wollten oder sich auf das Priestertum vorbereiteten.
Warum hat die Gemeinschaft vom heiligen Josef ihren Sitz in Kleinhain?
Mancher „Zufall“ fügt sich ein in den Plan der göttlichen Vorsehung. Bischof Krenn war zwar bereit, der Gemeinschaft den rechtlichen Rahmen zu geben, aber er wollte, dass die neue Gemeinschaft von Anfang an ihr Dasein selbst organisierte und keine Geldmittel der Diözese eingesetzt werden mussten. Zu diesem Zweck wurde ein Förderverein gegründet: „Werk Mariens e.V. – Verein zur Förderung geistlicher Berufe“ mit Sitz in Mayerling.
Dank der Beiträge vieler Wohltäter und Freunde konnte dieser Verein im Jahr 1993 das ehemalige Gasthaus Steiner in Kleinhain gegenüber der Pfarrkirche von der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ erwerben. Die Pfarre Hain wird vom Stift Herzogenburg betreut.
Die 1995 rechtlich begründete „Gemeinschaft vom heiligen Josef“ ist nicht Eigentümer des Hauses; wohl aber wohnen die Mitglieder darin und leisten einen adäquaten finanziellen Beitrag für den Erhalt des Hauses und den laufenden Betrieb.
Wie gestaltet sich das seelsorgliche und apostolische Wirken der Gemeinschaft vom heiligen Josef?
Nach Anfangsschwierigkeiten, die damit zu tun hatten, dass die Gemeinschaft vom heiligen Josef von manchen als „Fremdkörper“ in der Diözese empfunden wurde, wurden wir im Laufe der Jahre gut integriert. Dabei half uns besonders der für die Gemeinschaft vom heiligen Josef von 1995 bis 2004 zuständige Bischofsvikar Prälat Prof. Dr. Alois Hörmer. In kluger und erfahrener Weise begleitete er die Studenten zum Priestertum und fand geeignete Einsatzorte für das Wirken als Diakon und dann als Priester.
Inzwischen ist die Mehrzahl der Priester als Pfarrer tätig; beispielsweise wirkt Dr. Josef Seeanner als Stadtpfarrer von Traismauer und Stollhofen und ist Dechant im Dekanat Herzogenburg; Dr. Helmut Prader ist Pfarrer in Neuhofen an der Ybbs und war einige Jahre als Bischofsvikar für Ehe, Familie und Lebensschutz tätig; außerdem unterrichtet er Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz. Mag. Werner Schmid wirkt als Spiritual in Mayerling und betreut die deutsche Edition der Werke der heiligen Caterina von Siena. Mag. Christian Poschenrieder ist Pfarrer von Maria Laach am Jauerling und Missio-Diözesandirektor für St. Pölten.
Es gibt auch den Verlag St. Josef und ein umfangreiches Internetapostolat unter www.stjosef.at . Die beiden Laienbrüder der Gemeinschaft halten den Priestern den Rücken frei, indem sie verschiedene organisatorische und technische Aufgaben in Haus und Verlag und bei Bedarf auch in den Pfarren übernehmen.
Die Gemeinschaft vom heiligen Josef ist kein Orden, sondern eine Vereinigung von diözesanen Priestern und Brüdern, ähnlich einem Oratorium des hl. Philipp Neri, aber mit größerer Flexibilität für den pastoralen Einsatz. Eine immer wieder unterstellte Abhängigkeit oder besondere Nähe zum Engelwerk besteht nicht. Die Gemeinschaft unterhält kein eigenes Priesterseminar.
Wir sind geistlich verbunden mit Schwesterngemeinschaften wie den „Dienerinnen der Immaculata“ in Gerersdorf, den Schwestern des Karmel in Mayerling und Maria Jeutendorf und der „Familie Mariens“ in Hürm.
Wir wollen in Einheit mit dem Bischof und dem Papst wirken für das Heil der Menschen und zur Ehre Gottes! Dabei vertrauen wir uns dem Schutz und der Fürbitte des heiligen Josef sowie der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria an. Das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr des heiligen Josef“ (08.12.2020–08.12.2021) ermutigt uns in unserem Wirken.