Predigt:
Die Liebe ist entscheidend
15. Sonntag im Jahreskreis C (13.07.2025)
L1: Dtn 30,10-14; L2: Kol 1,15-20; Ev: Lk 10,25-37
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Liebe ist nicht nur ein Gefühl. Gefühle kommen und gehen, und so wäre die Liebe als das Höchste im Menschen nur etwas Zufälliges und Unvorhersagbares. Wer so denkt, kann dann auch die Treue in der Liebe nicht leben, denn es könnte ja sein, dass das Gefühl oder die Emotion und Leidenschaft nachlassen und dann die Liebe scheinbar aufhört.
Gott hat uns die Fähigkeit zu lieben ins Herz gelegt. Zuerst empfangen wir die Liebe, dann erst können wir sie zurückgeben. Dies gilt vor allem entwicklungspsychologisch, denn ein Kind bedarf zuerst der bedingungslosen und schenkenden Liebe der Eltern und anderer Menschen, bevor es dann selbst diese Liebe erwidern kann.
Wenn Gott uns die Liebe als Gebot vor Augen stellt, und zwar als Gottesliebe und als Nächstenliebe, dann gilt auch hier: Gott hat uns zuerst geliebt. Wir antworten auf seine Liebe und sind dazu auch verpflichtet. Ebenso aber gilt es das Gebot der Nächstenliebe zu erfüllen, welches zugleich auf die rechte Selbstliebe Bezug nimmt.
„Wer aber ist mein Nächster?“, fragt ein Schriftgelehrter Jesus. Dieser erläutert durch ein Gleichnis, dass wir umgekehrt die Pflicht haben zum Nächsten jenes Menschen zu werden, der in Not ist, und entsprechend zu handeln. Ausgerechnet der Fremde aus Samaria erweist sich als barmherzig, während die an sich gesetzestreuen Priester und Leviten den Mann, der unter die Räuber gefallen war und der Hilfe bedarf, ignorieren. So hat in Wirklichkeit der „barmherzige Samariter“ das Gebot Gottes erfüllt und wahre Nächstenliebe erwiesen. Die Aufforderung Jesu durch das Gleichnis ist klar: Geh hin und handle genauso!
Es kommt also bei der Nächstenliebe nicht darauf an, große Emotionen zu haben und viele Worte zu verschwenden. Die rettende und helfende Tat ist wichtig. Am unerschrockenen, couragierten Handeln zur Unterstützung des Mitmenschen entscheidet sich die Echtheit der Nächstenliebe und indirekt auch der Gottesliebe.
Mögen wir in jedem Menschen das Abbild Gottes erkennen und so dem menschgewordenen Sohn Gottes dienen, indem wir uns tatkräftig einsetzen für das Wohl und Heil der Menschen. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleite uns dabei. Amen.