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Predigt:

Die hehre Tugend der Gastfreundschaft

16. Sonntag im Jahreskreis C (20.07.2025)

L1: Gen 18,1-10a; L2: Kol 1,24-28; Ev: Lk 10,38-42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Gastfreundschaft ist eine hervorragende Art und Weise um zu zeigen, wie willkommen der Mitmensch ist, der auf Reisen ist. Im Orient wird diese Tugend bis heute hoch gehalten. So finden wir sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament viele Zeugnisse für die hochherzige Liebe, welche sich damit verbindet.

Einen Gast aufzunehmen bedeutet letztlich Gott selbst Einlass zu gewähren. Dies ist Abraham widerfahren, als plötzlich drei Männer vor ihm standen, die bei seinem Zelt etwas Abkühlung und Stärkung suchten. Abraham macht sich zum Diener dieser ihm zunächst unbekannten Herren und lässt sie aufs beste bewirten. Am Schluss erkennt er, dass Gott selbst ihn besucht hat. Und die Gäste verabschieden sich mit einer Verheißung, dass Abrahams Frau Sara in einem Jahr einen Sohn haben wird.

Im Evangelium nach Lukas erfahren wir von den drei Geschwistern Maria, Martha und Lazarus, die mit Jesus befreundet waren. Gerne war er bei ihnen zu Gast, und diese drei hießen ihn herzlich willkommen. Vor allem Martha hat sich hervorgetan, für Jesus zu sorgen, und sie erhält von Jesus dafür Lob und Anerkennung. Martha vollbringt die äußeren Dinge, die notwendig sind für das Führen eines Haushaltes. Maria, ihre Schwester, widmet sich dem Gast ganz persönlich und hört ihm aufmerksam zu. So gesehen hat sie den besseren Teil erwählt, und dieser soll ihr nicht genommen werden. Denn was ein Gast vor allem braucht, ist diese persönliche Zuwendung, nicht nur ein gutes Versorgtwerden mit allem Möglichen.

Nehmen wir Jesus bei uns auf? Will er denn wirklich bei uns zu Gast sein? Die Lesungen der Heiligen Schrift laden uns sein, dass auch wir mit der Möglichkeit rechnen, dass Gott bei uns einkehrt. Er tut dies vielleicht in einem mehr oder weniger willkommenen Gast, und wer diesen empfängt und gut aufnimmt, nimmt Christus auf. Der Gottessohn begegnet uns als Menschensohn in jedem Nächsten. Wir aber sind uns dessen wohl meist zu wenig bewusst.

Gott will auch einkehren in unserem Herzen, wenn wir auf das Wort Gottes hören oder es lesen. Er kommt zu uns in den Sakramenten, besonders in der heiligen Eucharistie. Wie wichtig ist es da, dass wir ihm eine würdige Wohnung bereiten im eigenen Herzen! Je größer die Sehnsucht ist, dass Christus zu uns kommt, desto mehr werden wir uns auf ihn vorbereiten. Auf diese Weise verbinden sich Gottes- und Nächstenliebe. Unser eigenes Leben aber wird als kostbar und wertvoll erfahren. Jeder Gast wertet unser Dasein auf. Es kommt nicht auf die Größe der Gabe an, mit der wir einen Gast beschenken, sondern auf die Größe der Liebe, mit der wir ihn willkommen heißen.

Gerade dort, wo uns Gott im Mitmenschen begegnet, der unser Gast wird, werden auch wir selber beschenkt. Womöglich will uns Jesus Christus gerade durch diesen Gast etwas sagen oder auf etwas hinweisen. Gut zuzuhören ist ein Zeichen für die Aufmerksamkeit, die wir Gästen schulden. Auch dann, wenn uns ein Gast vielleicht lästig ist und die Sorge um ihn beschwerlich ist, dienen wir Christus dem Herrn – nach dem Vorbild der heiligen Martha, aber auch ihrer Schwester Maria von Betanien. Amen.