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Glaubenszweifel

Karl Hörmann: LChM 1976, Sp. 762-764

Im Glaubenszweifel befindet sich, wer einen Glaubensinhalt zwar nicht bestreitet, aber auch nicht annimmt; er läßt die Frage offen.

1. Auf der rein intellektuellen Ebene bleiben für den , der zum Ja des Glaubens bereit ist, Unsicherheiten mögl., weil z.B. die Tatsache und die Inhalte der Offenbarung nicht unmittelbar evident sind. Hier kann keine Sicherheit erreicht werden, die jede Möglichkeit des Zweifels ausschlösse (certitudo necessaria), sondern nur eine große Wahrscheinlichkeit, der man folgen kann, ohne sich dem berechtigten Vorwurf der Unvernünftigkeit auszusetzen (c. libera). Eben daraus erklären sich Schwierigkeiten auf dem Weg zum Glauben und Anfechtungen gegen den Glauben, die auch der Glaubensbereite erleiden kann. Wer in sie gerät, muß dadurch nicht Schaden leiden. Wenn er sich bemüht, den beunruhigenden Fragen nachzugehen, die betreffenden Glaubensinhalte durch ihre Beziehung auf den sich offenbarenden Gott sicherzustellen und nach Möglichkeit ihren Sinn zu erforschen, helfen ihm die Schwierigkeiten, unzulängl. Auffassungen zu überwinden und zu einem vertieften Glauben zu kommen.

2. Etwas anderes ist es, wenn er sich darin gefällt, die Haltung des Zweiflers anzunehmen.

a) Dies tut er schon, wenn er, statt sich näher umzusehen, sich damit begnügt, die Dinge offen zu lassen. Dieser Haltung scheint Paulus bei seinen Hörern auf dem Areopag, beim Statthalter Felix und bei König Agrippa begegnet zu sein (Apg 17,32; 24,24 f; 26,28).

Wer sich so verhält, verfehlt sich durch die Unterlassung des weiteren Forschens, das schließl. zur Glaubenszustimmung führen könnte. Darin liegt zumindest eine Gleichgültigkeit gegenüber der Möglichkeit, daß Gott zum Menschen spricht, und damit ein Mangel an Bereitschaft Gott selbst gegenüber.

b) Zu einer letzten Ausdrücklichkeit kommt der Mangel an Glaubensbereitschaft im sog. positiven Glaubenszweifel, d.h. in der ernsten Annahme, ein Glaubensinhalt, der von der Kirche in endgültiger Form als von Gott geoffenbart vorgelegt wird, sei zweifelhaft und ungewiß. Unter der Voraussetzung, daß der Zweifler genug von der Offenbarung und von der Kirche als deren Hüterin und Verkünderin erfahren hat, muß ihm zum Vorwurf gemacht werden, daß er trotzdem diese Praeambula fidei in Frage stellt und sich weigert, sie nach ihrer Beziehung zum personalen Sinnzentrum Gott einer ernsten Prüfung zu unterziehen. Dadurch nimmt er im voraus gegen Gottes geschichtl. Wirken Stellung und wird er zum formalen Häretiker .

Für den, der Gott als persönl. Du und das Heilswirken Gottes in Jesus Christus und der Kirche erfaßt, kann es keine Berechtigung zum Glaubenszweifel geben. Das 1. Vat. Konz. hat betont, daß jene, die mit Hilfe der Gnade zum Glauben gelangt sind, keinen gerechten Grund haben können, den Glauben wieder auszusetzen und seinen Inhalt ernsthaft in Zweifel zu ziehen (D 3014 3036). Wenn auch der Glaubende nicht allen Unsicherheiten entrückt ist, kann er doch die Überzeugung hegen, daß sie sich durch Beziehung der betreffenden Glaubensinhalte auf das personale Sinnzentrum Gott beheben lassen.

3. Die Kirche hat nichts gegen einen methodischen Zweifel im theol. Forschen, der so tut, als ob der Glaubensinhalt auch bei definierten Dogmen nicht feststünde, um dadurch die besten Begründungen für ihn zu finden und seinen eigentl. Sinn besser zu erfassen. Sie lehnt es jedoch ab, daß solcher Zweifel bis zum wirkl. Glaubenszweifel vorgetrieben wird, der die Sicherheit der Glaubenswahrheiten offen läßt. Diesen wirkl. Glaubenszweifel hat sie an Hermes verurteilt (D 2738). Unverantwortl. handelt auch der Theologe, der einen bloß methodischen Zweifel seinen Hörern und Lesern nicht genügend als solchen kenntl. macht, sondern in ihnen den Eindruck erweckt, er ziehe Glaubensinhalte, die von der Kirche entschieden klargestellt wurden, ernsthaft in Zweifel.

4. Manche Katholiken, die an der Wahrheit einzelner Glaubensinhalte zweifeln und sich doch für gute Katholiken halten, mögen sich infolge ihrer rel. Unbildung der Ungereimtheit ihrer Anschauungen nicht bewußt werden. Gründl. kann ihnen nur durch Behebung ihrer Unbildung geholfen werden.


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