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Predigt:

Das Beispiel der heiligen Elisabeth

33. Sonntag im Jahreskreis A (19.11.2023)

L1: Spr 31,10-13.19-20.30-31; L2: 1 Thess 5,1-6; Ev: Mt 25,14-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der „Welttag der Armen“ fällt heuer exakt auf den 19. November. Dies ist vom Kalenderdatum her der Gedenktag der hl. Elisabeth von Thüringen, die sich in ihrem Leben so sehr für die Ärmsten der Armen eingesetzt hat. Wegen der Elisabeth-Sammlung, die an diesem Sonntag durchgeführt wird, spricht man auch vom „Caritas-Sonntag“. Denn es geht um eine wirksame Hilfe für Menschen in Not.

Auf die heilige Elisabeth von Thüringen treffen all die lobenden Worte aus der ersten Lesung voll und ganz zu. Im Buch der Sprichwörter wird die tüchtige Frau gepriesen, die das Herz ihres Mannes erfreut. Sie tut Gutes zu jeder Zeit. „Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände dem Armen.“ (Spr 31,20). Sie ist gottesfürchtig und dem Nächsten zugewandt. So ist sie eine Zierde ihres Hauses!

Obwohl sie den fürstlichen Status und den Reichtum ihrer Familie innehatten, zögerten Elisabeth von Thüringen und ihr Ehemann Ludwig nicht, sich freiwillig zu erniedrigen, um den Bedürftigen und Schwachen zu helfen. Mit mütterlicher Hingabe kümmerte sich Elisabeth nicht nur um ihre eigenen Kinder, sondern auch um zahlreiche Menschen in ihrer Nähe, die in Not und Elend lebten. Ihr Handeln rüttelte viele auf und schockierte einige. Wie konnte die ungarische Königstochter, die schon als Kind zur Erziehung und Vorbereitung auf ihre spätere Ehe auf die Wartburg in Thüringen gebracht wurde, sich derart den Armen, den Geringgeschätzten, Kranken, Aussätzigen, Ausgestoßenen, Bettlern und Kriminellen zuwenden? Entsprach das ihrem Ansehen? Das waren die Bedenken und Vorwürfe aus ihrem eigenen Umfeld.

Aber nein! Elisabeth handelte bewusst und aus Liebe. Sie betrachtete die Armut als Problem, aber nicht die Armen. Sie sah in den Bedürftigen Christus selbst, ihrem Herrn. Ihr Ziel war es, ihm zu dienen, und sie lebte nach den Worten des Evangeliums, die sie tief in ihrem Herzen ergriffen hatten: Alles Gute, das wir einem der Geringsten unter unseren Brüdern und Schwestern tun, erweisen wir dem Herrn selbst (vgl. Mt 25)!

Elisabeth hat durch ihr kurzes, aber intensives Leben der Hingabe auch dem entsprochen, was in der Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher eingemahnt wird: Sie war ein „wacher“ Mensch, indem sie aufmerksam war für die Mitmenschen, die sie als ebenbürtig und als auf gleicher Stufe mit ihr stehend erachtete. Ihr Herz war in Liebe auf Gott hin ausgerichtet, und so erwartete sie das Kommen des Herrn. Ihr früher Tod nach einem Leben des Einsatzes für die Menschen in Not war kein Unglück, sondern der Durchgang zur ewigen Vollendung, zum Leben bei Gott.

Die heilige Elisabeth hat die ihr von Gott geschenkten Talente angenommen und so eingesetzt, dass sie damit gute Frucht gebracht hat. Jeder Mensch hat besondere Gaben; wir alle brauchen einander und sollen einander ergänzen und hilfreich zur Seite stehen. So verherrlichen wir Gott den Herrn.

Armut hat viele Gesichter: Es gibt nicht nur die materielle Armut, sondern auch die geistige Armut und Verwahrlosung. Jedes tröstende und ermutigende Wort, das einem anderen Menschen hilft, das eigene Leben als Geschenk Gottes anzunehmen, ist wichtig. Auch uns bieten sich hier viele Gelegenheiten. Möge uns die Fürbitte der heiligen Elisabeth stets begleiten, damit wir in unseren Mitmenschen Christus den Herrn erkennen und ihm dienen. Amen.