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Predigt:

Der Fürst des Friedens ist geboren! Halleluja!

Hochfest der Geburt des Herrn (Christmette) A (24.12.2022)

L1: Jes 9,1-6; L2: Tit 2,11-14; Ev: Lk 2,1-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Engel verkündeten den Hirten auf dem Felde das frohe Ereignis der Geburt des Erlösers. Und sie sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk 2,14).

Auch wir haben diese Botschaft vernommen und haben uns aufgemacht, um das Jesuskind in der Krippe, behütet von Maria und Josef, zu sehen und ihn, den Erlöser der Menschen, anzubeten.

Inmitten einer friedlosen Welt greift Gott selbst ein; und er kommt zu uns zuerst nicht als der gerechte Richter in Herrlichkeit, sondern als kleines Kind, das uns in seiner Hilfsbedürftigkeit seine Arme entgegenstreckt. Gott ist Mensch geworden! Er ist einer von uns geworden, damit wir Gottes Kinder sind und als solche auch leben.

Wo aber erfahren und erleben wir den Frieden, den die Engel den Hirten damals verkündet haben? Wenn Jesus Christus wirklich der „Fürst des Friedens“ ist, wie es in der Lesung aus dem Buch Jesaja heißt (9,5), lautet die Frage, wie wir dies denn wahrnehmen und auf uns und unsere gegenwärtige Welt beziehen können.

Faktum ist: Es herrscht Krieg in vielen Teilen der Welt, vor allem in der Ukraine. Ein weihnachtlicher Waffenstillstand oder gar ein dauerhafter, gerechter Friede ist derzeit nicht in Aussicht. Völkerrechtlich ist klar, dass Russland die international anerkannten Grenzen eines Nachbarstaats missachtet hat und deshalb ein Recht für das angegriffene Volk besteht, sich mit wirksamen Mitteln zu verteidigen. Aber was ist, wenn weiterhin viele Menschen leiden und sterben müssen und wenn keiner nachgibt? Wird es hier jemals wieder Frieden geben können?

Oder denken wir uns eine Situation von ehemals guten Freunden, die sich zerstritten haben und keinen Weg mehr zueinander finden. Vielleicht war es die Corona-Krise, die zu unterschiedlichen Meinungen und dann auch zu persönlichen Gegensätzen geführt hat. Irgendwann haben die betroffenen Personen das dann so wichtig genommen und so hoch gestuft, dass sie gesagt haben: Unsere frühere Freundschaft besteht nicht mehr; wir sind uns fremd oder gar feind geworden.

Auch in den Ehen und Familien gibt es Situationen der Friedlosigkeit. Anstatt aufeinander zu hören, einander zu achten und aufeinander in Liebe und Respekt zuzugehen, setzt man die Ehre des anderen Familienmitglieds herab und verwendet böse Worte, die tief ins Herz treffen, oder man nimmt sogar Zuflucht zu physischer Gewalt, was im Letzten ein Ausdruck der Hilflosigkeit ist.

All diese Nöte, diese Ausweglosigkeiten, diese Finsternisse seien heute in der Heiligen Nacht dem Kind in der Krippe zu Füßen gelegt. Denn dieses Kind kam selber in eine friedlose Welt, und wir können das Jesuskind nicht erschüttern mit unserer Armut und Schwachheit. Eben zu diesem Zweck ist Gott Mensch geworden, um die Entzweiung und die Friedlosigkeit zu überwinden. Sünde bedeutet Absonderung, Trennung – von Gott und auch von den Mitmenschen. Gott aber schenkt uns seinen Sohn, der geboren wird als kleines Kind und der dann heranwächst und machtvoll auftritt in Wort und Tat, um schließlich gerade durch seinen Tod am Kreuz alle Bosheit der Welt und des Teufels zu überwinden und den Sieg der Liebe und des Lebens in seiner Auferstehung zu offenbaren!

Was können wir tun, was sollen wir tun? Einerseits ist es nicht viel, andererseits ist es wiederum alles. Wir sind tatsächlich in der Lage, an Gott zu glauben und ihm bedingungslos zu vertrauen. Seine Gnade macht dies möglich. Und wenn wir so dem Jesuskind einen Platz in unserem Herzen geben, dann nimmt Gott in uns Wohnung und der Friede kehrt ein. Es ist ein Friede, der uns durch keine Friedlosigkeit, die je in der Welt herrscht und herrschen kann, genommen wird. Der Friede des Erlösers überwindet den Hass und die Bosheit der Sünde; er führt uns zusammen in wahrer Gerechtigkeit und Liebe. Er schenkt uns einen Neubeginn, auch wenn es draußen finster ist und Gefahren aller Art drohen. Unser Gott ist ein Gott des Lebens und der Liebe, und dazu bekennen wir uns heute!

Lassen wir diese heilige Zeit von Weihnachten auf uns einwirken; das Wichtigste ist und bleibt, dass uns Gott mit seiner Liebe beschenkt und uns das ewige Heil schenkt in seinem Sohn Jesus Christus! Wir dürfen die Liebe, die wir von Gott empfangen, weitergeben an unsere Mitmenschen. Dann zieht das Gute seine Kreise, und Friede kehrt ein – im Kleinen und wohl auch im Großen. Amen.