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Predigt:

Leopold - Mann des Glaubens, Helfer der Armen, Friedensstifter

Hochfest des heiligen Leopold, Markgraf von Österreich A (15.11.2020)

L1: Spr 3,13-20; L2: Röm 8,26-30; Lk 19,12-26


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

An diesem 33. Sonntag im Jahreskreis wird das Hochfest des hl. Leopold gefeiert. Der heilige Leopold ist der Landespatron von Niederösterreich sowie der zweite Patron von Oberösterreich (neben dem hl. Florian) und Wien (neben dem hl. Klemens Maria Hofbauer).

Leopold III. von Österreich lebte von 1075–1136 und lenkte 41 Jahre lang die Geschicke seines Landes, der „marcha orientalis“ („Ostarrichi“). Leopold heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau, deren Namen nicht bekannt ist, nochmals, und zwar hieß diese zweite Frau Agnes. Sie war die Schwester Kaiser Heinrichs V. und war selber bereits Witwe geworden. Mehr als elf Kinder hatte sie ihrem ersten Mann, dem Herzog Friedrich von Schwaben geboren. Mit Leopold hatte Agnes dann noch zehn weitere Kinder, darunter die beiden Herzöge Heinrich II. Jasomirgott und Leopold IV. sowie die berühmten Bischöfe Otto von Freising und Konrad von Passau, später von Salzburg. Leopold wurde am Dreikönigstag des Jahres 1485 von Papst Innozenz VIII. heiliggesprochen.

Historisch bedeutsam war die politische Wende Leopolds, als er sich im Oktober 1105 am Fluss Regen von Kaiser Heinrich IV. abkehrte, der wieder im Kirchenbann war, und dem Königssohn Heinrich V. als Nachfolger anschloss. Auf diese Weise verhinderte der heilige Leopold einen blutigen Bürgerkrieg im Reich und bekundete seine Treue zum Papst. 1122 wurde er sogar als Kandidat für das Königtum in die engere Wahl gezogen.

Der heilige Leopold gründete und förderte viele Klöster, wie Klosterneuburg, Klein-Mariazell und Heiligenkreuz. Die Klöster waren wichtige Stätten der Landesentwicklung: in geistlicher, bildungsmäßiger, organisatorischer und ökonomischer Hinsicht. Leopold lag außerdem die Heranbildung eines geeigneten Seelsorgeklerus am Herzen.

Erstmals 1371 wird die „Schleierlegende“ überliefert, und zwar mit folgenden Worten:

„Leopold Markgraf von Österreich seligen Angedenkens, regierte fromm, gerecht und mit allen guten Eigenschaften eines tüchtigen Herrschers; deshalb schenkte ihm der allmächtige Gott eine gleichgesinnte Ehefrau, Agnes, die Tochter Kaiser Heinrichs IV. So wie sie ein Fleisch geworden waren, suchten sie einmütig den Willen Gottes zu erfüllen: Sie beschlossen, zur Ehre Gottes und zu ihrem Seelenheil eine Kirche zu errichten und auszustatten und wünschten sich durch ein göttliches Zeichen den Ort kennenzulernen, der Gott für die Errichtung einer Kirche gefällig war. Da erhob sich bei ruhigem und freundlichem Wetter ein starker Wind und entführte mit einem heftigen Stoß den Schleier vom Haupte der Agnes in weite Ferne. Neun Jahre vergingen, da fand der Markgraf auf der Jagd den damals seiner Frau vom Kopf gerissenen Schleier vollständig unversehrt auf einem Strauch. Das, so war er sicher, war der durch ein göttliches Zeichen bestimmte Platz für die Kirchengründung, und er ließ ihn für einen Kirchenbau herrichten. Hier steht heute die Kirche von Klosterneuburg, in der Regularkanoniker den Gottesdienst versehen.“

(Chronikon pii marchionis, Stift Klosterneuburg)

An diesem Sonntag wird auch der „Welttag der Armen“ begangen. Der heilige Leopold setzte sich als Markgraf ein für das Wohl aller Menschen in seinem Gebiet und darüber hinaus. Den Armen, Kranken und Leidenden war er in besonderer Weise zugetan.

Auch wenn sich die Zeit des heiligen Leopold wesentlich von der unsrigen unterscheidet, so ist er doch als Staatsmann, Friedensstifter, Förderer der Kirche und christlicher Familienvater weiterhin ein Vorbild. Wir bitten ihn um seine Fürsprache bei Gott auch in den Herausforderungen unserer Zeit!

Der politische und gesellschaftliche Friede ist ein hohes Gut, das es immer wieder neu zu verwirklichen gilt. Wahrer Friede ist auf Dauer nur möglich, wenn die Herzen der Menschen in Gott verankert sind. In diesem Sinn bitten wir den heiligen Leopold um die Gnade der Erneuerung im Glauben und im christlichen Leben, damit auch wir einst so wie er das Ziel des ewigen und seligen Lebens bei Gott erreichen mögen!

(Hinweis: Der Text dieser Homilie ist die aktualisierte Fassung der Leopoldipredigt vom 15. November 2015.)