Predigt:
Hosanna, dem Sohne Davids!
Palmsonntag B (24.03.2024)
L1: Jes 50,4-7; L2: Phil 2,6-11; Passions-Ev: Mk 14,1-15,47
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Wenige Tage vor seinem Leiden und Sterben am Kreuz zieht Jesus im Triumph in Jerusalem ein. Die Jünger Jesu, aber auch das gläubig gewordene Volk heißen ihn mit Palmzweigen willkommen. Sie sehen in ihm den erwarteten Messias und huldigen ihm.
Jesus lässt all dies mit sich geschehen, obwohl er weiß, dass diese Anerkennung nur von kurzer Dauer sein wird. Schon bald werden die Anführer des jüdischen Volkes seinen Tod fordern, und Pilatus wird ihren Forderungen nachgeben. Die Volksmenge, die jetzt „Hosanna“ ruft, wird dann – beeinflusst von feindseligen Agitatoren – rufen: „Kreuzige ihn!“ Welch ein Gegensatz!
Im Alten Bund, den Gott mit dem jüdischen Volk geschlossen und immer wieder erneuert hatte, war die Rede davon, dass Gott einst den Messias senden werde, der sein Volk von seinen Sünden erlöst und Gerechtigkeit und Frieden neu begründet. Auf diesen Gesalbten des Herrn warteten die Frommen Israels. Freilich war noch nicht klar, auf welche Weise sich die prophetischen Verheißungen verwirklichen würden. Einerseits würde der Messias triumphieren, hieß es; andererseits war er als leidender Gottesknecht vorhergesagt, der um unseres Heiles willen die Schmach der Erniedrigung und des Todes auf sich nahm, um so das wahre Leben in der Gemeinschaft mit Gott zu schenken.
Konkret warteten daher die einen durchaus auf einen politischen Anführer und König, der die fremde Besatzungsmacht der Römer vertreiben würde und das Reich Davids und Salomos in neuer Größe auferstehen lassen werde. Jesus selbst hat sich diesen Triumphalismus nicht zu eigen gemacht, sondern in seinen Leidensankündigungen stets eine andere Botschaft verkündet. Der Messias müsse leiden und sterben und werde dann am dritten Tage auferstehen. Durch das Kreuz gelangt er zur Herrlichkeit, und alle, die ihm nachfolgen, sind eingeladen, diesen Weg mit ihm zu gehen. Es ist ein Weg der Demut und der Selbstentäußerung, ein Weg des Verzeihens und nicht der Rache, ein Weg der Hingabe des eigenen Lebens für die Brüder und Schwestern.
Das, was damals beim Einzug Jesu in Jerusalem geschah, war durch den Propheten Sacharja mit diesen Worten vorausgesagt worden: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.“ (Sach 9,9).
Wer in der Schrift kundig war, musste die Parallele wahrnehmen. Jesus macht sich diese Verheißung zu eigen; in ihm erfüllt sich all das Große, das Gott seinem Volk im Voraus verkündigt hat. Er sendet seinen Erlöser, den Heiland der Welt.
Zu Beginn der Karwoche sind wir eingeladen, die Gesinnungen des Heiligsten Herzens Jesu kennen zu lernen und ihn um die Verwandlung unseres eigenen Herzens zu bitten. Sanftmut und Demut sind unverzichtbar. Das Reich Gottes wird denen gegeben, die es in Glaube und Vertrauen, in Liebe und in Ehrfurcht erwarten. Heißen auch wir den Erlöser bei uns willkommen, nicht nur heute am Palmsonntag, sondern in einem Leben, das seiner Güte und unserer Erwählung zu Kindern Gottes entspricht! Amen.
Fürbitten (Palmsonntag)
Zu Christus, dem Herrn und Erlöser, beten wir:
- Lasst uns beten, dass wir die Demut und Sanftmut Jesu erkennen und in unserem Leben widerspiegeln. (Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Lasst uns für diejenigen beten, die leiden, dass sie Trost und Stärke in der Nachfolge Jesu finden. (Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Lasst uns für Frieden und Gerechtigkeit beten, inspiriert durch das demütige Wirken des Erlösers. (Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Lasst uns für die Kirche beten, dass sie das Evangelium freimütig verkündet und die Menschen zur Nachfolge Jesu einlädt. (Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Lasst uns für die Unterdrückten beten, dass sie Hoffnung in Christus finden, der selbst das Leiden auf sich nahm. (Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
Herr, erhöre unsere Bitten, denn du schenkst uns alle guten Gaben. Dich preisen wir mit dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und in Ewigkeit. Amen.