www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Gott mehr lieben als alles andere

23. Sonntag im Jahreskreis C (07.09.2025)

L1: Weish 9,13-19; L2: Phlm 9b-10.12-17; Ev: Lk 14,25-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was bedeutet es, Jesus nachzufolgen? Ist dies eine Sache, die mit relativ wenig Einsatz durchzuführen ist, also gleichsam so nebenbei?

Das Evangelium dieses Sonntags widerlegt einen solchen Eindruck. Ja, es scheint sogar umgekehrt zu sein, als ob es Jesus denen, die ihm nachfolgen wollen, vielleicht gar zu schwer machte. Verlangt er nicht Unmögliches und treibt er seine Jünger damit nicht in ihren seelischen und körperlichen Ruin?

Wie hat Jesus jene Worte gemeint, wonach der, der ihm folgt, seine eigenen Angehörigen und auch das eigene Leben „hassen“ solle? Würde man das wörtlich auffassen, dann hätte ein gutes Ehe- und Familienleben keinen Bestand mehr. Dann würde auch die eigene Gesundheit und psychische Stabilität leiden, wenn wir uns selber wirklich „hassen“ müssten!

Jesu Worte sind nicht buchstäblich, sondern im übertragenen Sinn zu verstehen. Was aber will er seinen Jüngern und uns damit sagen?

Es geht um den Ganzeinsatz für das Reich Gottes, für das Evangelium, für ihn, den der himmlische Vater in die Welt gesandt hat. Im Zweifels- und Konfliktfall soll die Liebe zu Gott stärker sein als zu allem, was uns sonst im Leben etwas bedeutet und uns auch bindet und verpflichtet. Grundsätzlich aber sollen wir unsere Verwandten und uns selber lieben, aber eben mit einer auf gute Weise geordneten Liebe, die nicht in Konkurrenz zu Gottes Liebe tritt.

Ein Beispiel: Würde der Ehepartner oder sonst ein Verwandter oder Freund verlangen, dass man etwas Unrechtes tut und Gottes Gebote missachtet, dann kann der Jünger oder die Jüngerin Jesu nicht sagen: Ich gebe um des Friedens willen nach! Hier gilt klar, dass wir Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen (vgl. Apg 5,29). Oder auch wenn der Fall einträte, dass ich das eigene Leben nur dadurch retten könnte, dass ich das Leben eines anderen mutwillig zerstöre oder schwerstes Unrecht begehe oder den Glauben verleugne. Auch hier setzt Jesus ein klares Stoppschild: Was zählt, ist die je größere Liebe zu Gott und seinen Geboten! Die Märtyrer haben uns dies vorgelebt.

In diesem Sinn ist der Ausdruck „hassen“ nicht wörtlich aufzufassen. Wir dürfen und sollen unsere Angehörige und uns selber lieben – aber nicht so, dass diese an die Stelle Gottes treten. Wo sich aber alle gemeinsam darum bemühen, auf Gottes Wort zu hören und Gottes Gebote zu halten, da wird dieser Konfliktfall gar nicht eintreten. Denn dann hat ein jeder die nötige Freiheit, das Gute zu tun, und wird nicht von jemand anderem bedrängt, vom Glauben abzufallen oder Unrecht zu verüben.

Noch ein Wort Jesu aus dem heutigen Evangelium beschäftigt uns: Jesus sagt auch, dass niemand sein Jünger sein kann, wenn er nicht täglich sein Kreuz trägt und ihm nachfolgt. Was heißt dies?

Jeder von uns hat täglich gewisse Mühen auf sich zu nehmen und so manche Schwierigkeiten und Leiden zu ertragen. Dies alles lässt sich mit dem Sammelbegriff „Kreuz“ bezeichnen. So wie Jesus sein eigenes Kreuz zum Heil für uns alle aus Liebe getragen hat, so sollen auch wir bereit sein, das uns von Gott täglich zugedachte „Kreuz“ auf uns zu nehmen. Entgegen allem Anschein ist diese Einladung Jesu keineswegs bedrückend, sondern frei machend. Denn gerade dadurch, dass ich mein jeweiliges „Kreuz“ annehme und mich nicht mehr innerlich dagegen auflehne, wird es zu einer sanften Bürde, die ich tragen kann und die mich nicht länger niederdrückt. Zugleich aber dürfen wir mit dem Herrn mitwirken an seiner Erlösungstat. Das heißt, er bezieht uns aus Gnade mit ein und möchte, dass wir mithelfen, auch andere Menschen für das Heil in Christus zu gewinnen. Dies aber ist eine schöne und ehrenvolle Aufgabe!

In all dem, was uns das heutige Evangelium sagt, geht es um Ganzhingabe und Ganzeinsatz aus Liebe zu Gott und zum Nächsten. All dies macht uns wahrhaft froh und schenkt uns jene Erfüllung, die wir als Menschen ersehnen. Maria, die Jungfrau und Gottesmutter, deren Geburtsfest wir am 8. September und deren Namenstag wir am 12. September feiern, hat dies beispielhaft vorgelebt. Ihrer mütterlichen Fürbitte vertrauen wir uns selbst und alle Menschen an, für die wir beten wollen. Amen.