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Predigt:

Aufgefahren in den Himmel

Christi Himmelfahrt A (18.05.2023)

L1: Apg 1,1-11; L2: Eph 1,17-23; Ev: Mt 28,16-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Seit jeher haben sich die Menschen den Himmel als Ort und Zustand der endgültigen Seligkeit bei Gott als über die Erde erhaben vorgestellt. Der Himmel ist „oben“, so heißt es, und es ist bemerkenswert, dass wir hier zuerst auf den Wolkenhimmel und dann auf den schier unermesslichen Sternenhimmel verwiesen sind. Ist Gott also nochmals auf einer höheren und damit zugleich entfernteren Ebene zu finden? Ist sein Himmel so erhaben, dass uns Gott dann ganz fern und damit praktisch unerreichbar wäre?

Gewiss: Gott ist vollkommen und über alle seine Geschöpfe erhoben, doch ist er uns in der Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus ganz nahe gekommen. Der Sohn Gottes hat als Mensch unter uns gelebt; er wurde gekreuzigt und ist begraben worden und am dritten Tage von den Toten auferstanden. Als er dann nach 40 Tagen in den Himmel aufgefahren ist, hat er die Seinen dennoch nicht verlassen, sondern ihnen den Heiligen Geist gesandt als Tröster und Beistand. Im Heiligen Geist ist uns Gott nahe – ja ganz unmittelbar, denn die Gnade Gottes hat unser Herz ergriffen und verwandelt es durch die Liebe. Kraft der heiligen Taufe, die wir empfangen durften, wohnt Gott in unserem Herzen, und wir können sagen: Dort, wo Gott ist, ist auch der Himmel. Ja, der Himmel ist uns nicht fern, sondern ganz nahe, wenn wir mit Gott in Glaube, Hoffnung und Liebe verbunden sind!

Mit dem Kommen Jesu wurde uns das Himmelreich geoffenbart, und Jesus sagt selber: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Wir sind aufgerufen, uns vom Bösen abzuwenden, also umzukehren, und an das Evangelium zu glauben. Dann leben wir in der Gegenwart Gottes. Dann öffnet sich auch für uns der Himmel, und wir leben dann zwar weiterhin hier auf Erden und sind doch zugleich mit unseren Herzen ganz bei Gott, der uns liebt!

Wenn dies so ist, so muss dies auch Auswirkungen auf unseren Alltag haben: Die Tage sind dann nicht mehr öde und trostlos, wie das manchmal scheinen mag. Wir sind dann Menschen, die aus der tiefen Freude der Gottesnähe und Gottesbegegnung leben dürfen. Der lebendige Gott, vor dem Mose im Dornbusch erzittert ist, wohnt durch den Heiligen Geist in unserem Herzen! Jeder Mensch ist so gesehen ein Heiligtum Gottes. Jedem Menschen gebührt daher Ehrfurcht kraft des Geheimnisses, das in ihm gegenwärtig ist. Wenn wir dem Mitmenschen begegnen, so lasst uns in ihm Gott selbst entdecken!

Der Sohn Gottes hat sich durch seine Menschwerdung gleichsam mit jedem Menschen verbunden, wie das 2. Vatikanische Konzil festgestellt hat (vgl. Gaudium et spes, Nr. 22). Wenn nun der auferstandene Herr Jesus Christus vor den Augen seiner Jünger in sichtbarer Weise in den Himmel aufgefahren ist, dann zeigt er uns dadurch, dass unsere Heimat im Himmel ist, wo uns der Sohn Gottes selbst eine Wohnung bei seinem Vater bereitet.

Wir sollen nicht länger Menschen sein, die erdverhaftet sind, die also nur an das Irdische und Materielle denken. Unser Herz ist frei geworden durch die Gnade der Liebe Gottes, und in dieser Freiheit der Kinder Gottes gilt es, schon hier auf Erden den Himmel als Ort und Zustand der Gottesnähe und Gottesvereinigung ein Stück weit gegenwärtig und sichtbar werden zu lassen.

Dann wenn Christus wiederkommt in Herrlichkeit, wird er alles vollenden. Alles wird ihm dann unterworfen sein, denn er ist der ewige König. So wird die ganze Schöpfung an ihr Ziel gelangen, und es wird keinen Tod mehr geben und nichts Böses mehr. Der Ostersieg Christi über die Sünde und das Böse ist bereits Wirklichkeit. Aus dieser Gewissheit des Glaubens dürfen wir leben und den Mitmenschen das Zeugnis der rettenden Nähe Gottes vermitteln. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleite uns allezeit! Amen.