Predigt:
Allerseelen: im Gebet mit den Verstorbenen verbunden
Allerseelen C (02.11.2025)
L1: 2 Makk 12,43-45; L2: 1 Thess 4,13-18; Ev: Joh 11,17-27 (oder) L1: Ijob 19,1.23-27; L2: Röm 8,14-23; Ev: Joh 14,1-6 (oder) L1: Jes 25,6a.7-9; L2: Phil 3,20-21; Lk 7,11-17
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Welch großer Segen geht doch aus vom Gebet für die Verstorbenen! So wie sie uns auf Erden nahe waren, wollen wir sie auch nach ihrem Tod nicht vergessen. Als äußeres Zeichen dessen pflegen wir die Gräber der Verstorbenen und halten ihre sterblichen Überreste in Ehren.
Noch wichtiger aber ist es, dass wir im Gebet und in der Feier der heiligen Messe nicht auf sie vergessen. Denn darin drückt sich ein lebendiger Glaube aus an Gott, der die Toten lebendig macht, sowie eine unerschütterliche Hoffnung auf die Verheißungen Christi, der uns und den Verstorbenen das ewige Leben verheißt. Vor allem aber ist es die Liebe, die uns mit den Lebenden und den Verstobenen verbindet. Die Liebe ist stärker als der Tod, und die Liebe zu Gott seinem Vater sowie zu uns Menschen hat auch den menschgewordenen Sohn Gottes Jesus Christus dazu bewogen, sein Leben für uns am Kreuz hinzugeben. Am dritten Tag ist er von den Toten auferstanden und hat als Verherrlichter triumphiert. Er möchte, dass auch wir einst teilhaben an seiner Auferstehungsherrlichkeit.
Wer sind die „Armen Seelen“ und in welchem Sinn sprechen wir vom Fegefeuer? Es mag sein, dass uns diese Begriffe heute veraltet vorkommen, und doch hält die Kirche im Glauben daran fest, dass wir den Verstorbenen durch unser Gebet und durch gute Werke helfen können, wenn sie noch der Reinigung bedürfen. In welcher Form diese Reinigung geschieht, wissen wir nicht. Wenn wir an Gottes Liebe denken, die wir uns im Bild des reinigenden Feuers vorstellen können, kann uns dies vielleicht helfen. Wer im Reinigungsort ist (also im Purgatorium oder Fegefeuer), ist bereits gerettet. Freilich bedarf dieser Mensch noch der Läuterung von gewissen Sünden und Sündenstrafen. Dies sind Folgen der Sünden, also noch nicht aufgearbeitete „Altlasten“, die dahinschmelzen sollen im Feuer der Liebe Gottes. Erst dann ist der Mensch innerlich frei und bereit, mit seiner unsterblichen Seele Gott zu schauen!
Die geistige Seele des Menschen ist unsterblich, und doch sind wir als Menschen eine Einheit von Leib und Seele. Gott will den ganzen Menschen retten und vollenden, und so erwarten wir die Auferstehung von den Toten. Jesus Christus, der Herr, wird bei seiner sichtbaren Wiederkunft am Ende der Zeiten die Toten auferwecken. Es wird dabei zur endgültigen Scheidung der Menschen kommen. Wer gerettet ist, empfängt einen verherrlichten Leib, und so kann sich dieser Mensch in der Gemeinschaft der Engel und Heiligen ewig an Gottes Liebe erfreuen.
Gewiss gibt es auch die andere Alternative: dass ein Mensch nicht zu Gott gelangt und ausgeschlossen ist vom Reich Gottes. Jesus spricht immer wieder von dieser schlimmen Option. Und doch dürfen wir sagen: Nicht Gott ist es, der uns ausschließt; Gott will wirklich alle Menschen retten und in sein himmlisches Reich führen.
Beten wir an diesem Tag für unsere lieben Verstorbenen und vergessen wir sie auch das Jahr über nicht. Im Gebet und in der Feier der heiligen Messe sind wir mit ihnen verbunden. Gott möge ihnen Anteil schenken an der ewige Gottesschau im Himmel, wo sie das Glück ohne Ende erfahren dürfen. Amen.
