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Predigt:

Warum ist Gott ein Kind geworden?

Hochfest der Geburt des Herrn (Am Morgen) C (25.12.2018)

L1: Jes 62,11-12; L2: Tit 3,4-7; Ev: Lk 2,15-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Weihnachtstag lässt uns bei der Krippe verweilen. Wir danken Gott dem Herrn für das Geschenk seiner Menschwerdung. Denn Gott ist einer von uns geworden. Der ewige Sohn Gottes hat unsere menschliche Natur angenommen.

Das Kind in der Krippe trägt den Namen „Jesus“ – „Gott rettet“, „Gott ist der Erlöser“. Wir beten das Jesuskind an als wahren Menschen und als wahren Gott. Maria und Josef laden uns ein, beim neugeborenen Jesuskind zu verweilen, so wie dies die Hirten getan haben, die vom Felde herbeigeilt waren.

Keine andere Religion lässt uns Gott so nahe und so direkt erfahren wie die christliche. Dass Gott selbst in seiner Erhabenheit und Transzendenz herabsteigt zu uns Menschen, ja, dass er nicht nur als Mensch erscheint, sondern wirklich als Menschenkind empfangen und geboren wird, ist einzigartig! Deshalb ist der Erlöser der „Immanuel“, der Gott-mit-uns.

Warum ist Gott ein Mensch geworden? Noch konkreter: Warum ist Gott ein Kind geworden? Die Antwort kann nur lauten: Weil Gott uns liebt! Und zwar liebt er uns nicht um unserer Verdienste willen (die wir ohne ihn gar nicht haben könnten), sondern weil er gut ist. Aus dem Übermaß seines göttlichen Wohlwollens hat er die Welt und alles, was dazugehört, ins Dasein gerufen. In einer grenzenlos schenkenden Liebe hat er uns das Leben gegeben und teilt er sich uns mit in der Geschichte des Heiles. Er entäußert sich selbst und wird ein Mensch, um uns als Mensch nahe zu sein. Der Sohn Gottes macht sich zu einer Gabe der Liebe und teilt das irdische Leben mit uns – bis hinein in den Tod am Kreuz, der in die Herrlichkeit der Auferstehung mündet.

Nicht dem Zufall verdanken wir unser Leben; es ist auch kein Unglück, dass wir empfangen und geboren worden sind. Vielmehr ist es der Ausdruck eines persönlichen Ja, das Gott zu uns sagt. Ein jeder von uns ist aus Liebe ins Dasein gerufen. Der Sohn Gottes, unser Herr Jesus Christus, ist unser Bruder geworden. Er hat das Menschsein mit uns geteilt! Mit Weihnachten – also dem Geheimnis der Menschwerdung – ist Gott endgültig bei uns angekommen. Sein Wort der Liebe, das Fleisch geworden ist, nimmt er nie mehr zurück. Sein Bund bleibt aufrecht, auch wenn wir Menschen immer wieder versagen und untreu werden. Das Kind von Bethlehem hält uns die Hand der Vergebung und der Rettung entgegen!

Wenn all das wirklich wahr ist (und im Glauben bejahen wir dies), dann darf und kann Weihnachten nicht nur das Ereignis einiger weniger Tage sein, sondern die Menschwerdung Gottes soll die Grundlage unseres ganzen Lebens werden.

Eine besondere Frage stellt sich uns allen angesichts des Geheimnisses von Weihnachten: Wie kinderfreundlich sind wir? Wie kinderfreundlich ist unsere Gesellschaft? Haben Kinder einen Platz in unseren Pfarrgemeinden? Ganz gewiss liegt hier der Schlüssel für die Zukunft, wenn wir in jedem Kind jenes besondere Kind zu erblicken vermögen, das uns im Stall zu Bethlehem geboren worden ist.

Gott „glaubt“ an das Gute im Menschen; er rechnet fest damit, dass wir seine Liebe annehmen und uns ihr gegenüber als treu erweisen. Selbst dort, wo wir versagen, eröffnet er uns einen Weg der Umkehr und des geistlichen Neubeginns. Auf diese Weise sollen wir selber unser Kind-Sein vor Gott neu entdecken.

Dann kehrt Freude ein in die Herzen, und diese Freude breitet sich aus über alle Menschen. Ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit ist eingetreten; wir zählen die Jahre vor und nach Christi Geburt. Lassen wir es zu, dass uns Gottes Liebe verwandelt. Wir sollen wieder einfach werden im Herzen, denn das Jesuskind möchte bei uns wohnen.

Dort, wo Weihnachten nicht bloß bei Gefühlen bleibt, sondern sich Gottes rettende Tat auswirkt im Leben, da erneuert der Geist Gottes das Antlitz der Erde! Amen.