www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Das Haus Gottes ist heilig

Weihetag der Lateranbasilika C (09.11.2025)

L1: Ez 47,1-2.8-9.12 oder 1 Kor 3,9c-11.16-17; Ev: Joh 2,13-22


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ (Joh 2,19). Mit eindrucksvollen Worten gab Jesus eine Antwort auf das Ansinnen seiner Gegner, er solle sich doch durch ein „Zeichen“ – also eine machtvolle Wundertat – ausweisen.

Immerhin hatte es Jesus, erfüllt von heiligem Eifer für das Gotteshaus, gewagt, die Händler und Verkäufer sowie die Geldwechsler aus dem Tempel zu Jerusalem zu vertreiben. Sein Argument war klar und unmissverständlich: „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ (Joh 2,16 b). Das Haus des Gebetes, in welchem die heiligen Zeremonien vollzogen wurden und die vielen Opfer dargebracht wurden, sollte nicht entweiht werden durch unheilige, nur auf den Profit ausgerichtete Praktiken. Wir sprechen hier von der Tempelreinigung Jesu, die er kraft seiner Autorität als menschgewordener Sohn Gottes vollzog.

Als dann Jesus diese Antwort gab, man möge doch „diesen Tempel“ niederreißen, und er werde ihn innerhalb von drei Tagen wieder aufrichten, da akzeptierte er es von vorherein, hier missverstanden zu werden. Man bezog seine Aussagen wörtlich auf den aus Steinen erbauten Tempel, dessen Errichtung in der gegenwärtigen Form immerhin 46 Jahre gedauert hatte. Wie sollte Jesus diesen Tempel in drei Tagen wieder aufrichten?

Erst im Rückblick nach dem Tod und der Auferstehung Jesu konnten seine eigenen Jünger diese Worte richtig einordnen und verstehen. Er hatte vom Tempel seines Leibes gesprochen, und diesen Tempel hatte Jesus tatsächlich am dritten Tag nach seinem Tod wieder aufgerichtet, eben in seiner Auferstehung von den Toten.

Wieviel bedeutete den frommen Juden doch der Tempel Gottes in Jerusalem! In der Geschichte der Erwählung des Volkes durch Gott gab es zuerst das Bundeszelt, in welchem die Lade Gottes aufbewahrt wurde. Als das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten und der vierzig Jahre dauernden Wüstenwanderung sesshaft wurde, suchte man einen dauerhaften Ort für das Heiligtum. Dieser wurde schließlich in Jerusalem gefunden, und König Salomon erbaute einen prächtigen Tempel. Dieser wurde dann durch die anstürmenden Babylonier zerstört, doch nach dem Exil wieder aufgebaut. Zur Zeit Jesu aber war es bereits der erweiterte zweite Tempel, denn König Herodes hatte angeordnet, dass der jüdische Tempel in neuem Glanz und in bisher unerreichter Herrlichkeit errichtet werden sollte. Eben dieser Tempel wurde dann im Jahre 70 nach Christus zerstört, als die Römer im Krieg gegen das jüdisches Volk alles, was sich widersetzte, dem Erdboden gleich machten.

Mit dem Kommen Jesu Christi in diese Welt ist aber eine Zeit der Ablöse gekommen: Er selbst ist künftig der Tempel Gottes, da in ihm Gott selbst gegenwärtig ist. Er ist auch der ewige Hohepriester des Neuen Bundes, weil er sich selbst am Kreuz als Opfergabe dargebracht hat für das Heil der Menschen. In seiner Auferstehung ist uns der Zugang zum Leben mit Gott eröffnet, und alle Getauften werden in Christus zu einem Tempel Gottes, in welchem der Heilige Geist wohnt. So wird die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden erbaut; das Fundament ist Jesus Christus selbst, wie der Apostel Paulus im ersten Korintherbrief verkündet.

Unsere Kirchen drücken all das aus, was damit gemeint ist, und die Lateranbasilika in Rom, deren Weihefest wir feiern, ist gleichsam die Mutter und das Haupt aller Kirchen des Erdkreises. Wir wollen diesen Festtag zum Anlass nehmen, besonders für unseren gegenwärtigen Heiligen Vater, Papst Leo XIV., zu beten. Zugleich ist dieser Festtag auch eine Erinnerung daran, dass unsere eigenen Gotteshäuser Orte der besonderen Gegenwart Gottes sind. Unsere Vorfahren haben diese Kirchen errichtet, und die Grundlage ist der lebendige Glaube an unseren Herrn Jesus Christus. Er ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit, und so haben wir als gegenwärtig Lebende auch einen Auftrag, all dies fortzuführen und zu bewahren, was uns anvertraut ist. Die Kirche aber ist nicht nur ein Bauwerk aus Steinen, sondern sie lebt in all ihren Gliedern, verbunden mit Christus dem Haupt. Dass wir diese Erfahrung einer lebendigen Pfarrgemeinde immer wieder machen dürfen, dafür wollen wir uns einsetzen und dafür wollen wir auch beten.

Vereint mit Gott dem Herrn, der uns in Jesus Christus angenommen hat als seine Kinder, dürfen wir den Glauben in Freude bekennen. Wir erwarten die ewige Vollendung im himmlischen Jerusalem, wo Gott selbst der Tempel aller seiner Heiligen sein wird und die Freude niemals endet. Amen.