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Predigt:

Das Wirken des Heiligen Geistes

Pfingstsonntag C (05.06.2022)

L1: Apg 2,1-11; L2: 1 Kor 12,3b-7.12-13 (oder: Röm 8,8-17); Ev: Joh 20,19-23 (oder: Joh 14,15-16.23b-26)


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Pfingsten ist das Hochfest der Herabkunft des Heiligen Geistes: Der auferstandene und in den Himmel aufgefahrene Herr Jesus Christus sendet von seinem himmlischen Vater aus den Heiligen Geist, welcher die Apostel und alle übrigen Jünger – Frauen wie Männer – mit seiner Gegenwart erfüllt. Im Heiligen Geist ereignet sich das Sprachenwunder: Die Apostel, welche die Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus verkünden, werden in den jeweiligen Sprachen der Anwesenden gehört und verstanden. So bewirkt der Heilige Geist die Einheit der ersten Christen und ein tieferes Verständnis des Glaubens.

Wer ist der Heilige Geist? Es handelt sich nicht um eine unpersönliche Kraft oder um irgendeine flüchtige, „geistige“ Wirklichkeit, sondern der Heilige Geist ist die dritte göttliche Person. Er ist die innergöttliche Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn, und als solche ist er eine eigene Person. Und doch sind diese drei Personen in Gott nicht drei Götter, sondern der eine und einzige Gott, an den wir glauben!

Wie wirkt der Heilige Geist? Er tut dies auf vielfache Weise und führt doch gerade so alles zusammen zu einer wirklichen Einheit. Nicht Einförmigkeit ist das Ziel, sondern die Harmonie aller, die zur Kirche gehören, indem ein jeder sich mit seinen eigenen Gaben einbringen darf. Denn vielfältig sind die Gaben Gottes, und sie sind uns geschenkt, damit wir einander dienen und bereichern. Niemand besitzt alles, und keiner kann sagen, dass sie oder er nichts besitzt. Wir alle brauchen einander schon im natürlichen Bereich, und wir können und sollen füreinander da sein auch im Reich Gottes, an welchem wir durch die heilige Taufe teilhaben. Wir wurden ja getauft durch Wasser und im Heiligen Geist. Die Firmung ist ein eigenes Sakrament, in dem uns der Heilige Geist geschenkt wird und uns stärkt zum Zeugnis für den Glauben.

Es gibt in der geistlichen Tradition der Kirche eigene Regeln, um den guten Geist vom bösen Geist zu unterscheiden. Wir sind aufgerufen, auf den Heiligen Geist zu hören und ihm Folge zu leisten. Er erhält uns in der Wahrheit Christi und bewahrt die Kirche in der Einheit des Glaubens. Er schenkt uns Freude und Hoffnung auf das ewige Leben. Im Heiligen Geist bekommen wir Geschmack am Tun des Guten, und wir bauen Brücken der Versöhnung zueinander. Im Heiligen Geist vollbringen wir Werke der Gerechtigkeit und der Liebe und sichern so einen Frieden, der auf gegenseitigen Respekt gegründet ist.

Der Heilige Geist erfüllt unser Herz, sodass wir gleichsam „trunken“ werden von seiner Gegenwart, ohne die nötige „Nüchternheit“ des Urteilens und Handelns aufzugeben. Geisterfüllte Menschen sollen wir sein, auch da, wo wir im Alltag stehen und uns in Familie, Beruf und Freizeit bewähren müssen. Wenn wir in lebendiger Verbundenheit mit dem dreifaltigen Gott stehen, dann machen wir Gott für unsere Mitmenschen erfahrbar. Die Welt um uns braucht das Zeugnis der Christen, welche das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem eigenen Leben erfahren haben. Jeder Mensch hat Fragen und Sehnsüchte, auf die letztlich nur Gottes Heiliger Geist Antwort geben kann.

Wenn wir beten, so tun wir dies im Heiligen Geist, und dieser Geist Gottes bewegt unser Herz auch dann, wo wir nicht ausdrücklich an Gott denken. Er tritt für uns ein, er ist unser Anwalt beim himmlischen Vater. Der Heilige Geist ist der Beistand und der Tröster für die ganze Kirche und für einen jeden einzelnen Menschen, der Christus nachfolgen will.

Die Verheißung des Geistes lädt uns ein, auf das Geschenk des ewigen Lebens zu vertrauen. Aus diesem Glauben und in dieser Hoffnung dürfen wir bereits leben. Und wir rufen die vom Heiligen Geist allezeit erfüllte Jungfrau und Gottesmutter Maria an. Sie erbitte uns von Gott alle guten Gaben, die der Heilige Geist uns schenken will! Amen.

YouTube-Version der Homilie (auf Brixentalerisch)