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Priester sein - ein erfüllender Beruf
(23. September 1997)

Josef Spindelböck

Die allgemeine Lage in Kirche und Welt ist nicht gerade rosig. Wieviel Niedergang und Verfall an Glaube und Sitte müssen wir miterleben! Wie geht es da unseren Neupriestern? Sind sie nach einem Jahr im priesterlichen Dienst schon völlig entmutigt und verzagt? Oder ergeben sich doch andere, hoffnungsvollere Perspektiven aus dem Glauben? „St. Josef“ fragte die Betroffenen um ihre persönlichen Erfahrungen (23.09.1997):

“Es gibt in jeder Pfarre Menschen, die es mit dem Glauben ernst nehmen. Man findet auch junge Familien, die wirklich ein Familienleben führen wollen, wie es uns die Kirche im Auftrag Christi darlegt und aufzeigt.“

“Manche Leute gehen sehr geduldig ihren Weg des Leidens und sind damit für andere ein Vorbild.“

“Die Jugend sucht auch heute nach höheren Werten, ja nach Gott. Freilich ist vieles in ihnen verschüttet. Doch wo sie mit ihren Sorgen und Problemen wirklich ernst genommen werden, wo sich der Priester ihnen mit ganzer Liebe zuwendet, da öffnen sie ihr Herz und vertrauen ihm ihre Sorgen und Nöte an. So kann ihnen der Glaube näher gebracht werden.“

“Es macht Freude zu sehen, daß es immer wieder Kinder und junge Menschen gibt, die sich für den Glauben begeistern lassen. Zwar gibt es im Religionsunterricht auch Probleme, doch ist es eine große Chance für Glaube und Kirche, wenn gute Priester, Schwestern und Religionslehrer als Katecheten die Kinder im Glauben unterrichten.“

“Auch alte Leute können für Gott und die Kirche sehr viel tun, wenn sie nach ihren Kräften beten und opfern, wenn sie auch öfters an Werktagen die heilige Messe besuchen, den Rosenkranz beten und vor dem Allerheiligsten Anbetung halten. Sie freuen sich sehr, wenn Priester hinter ihnen stehen und sie darin bestärken. Besonders dankbar sind Kranke, wenn die heilige Kommunion zu ihnen gebracht wird.“

“Gerade bei Taufgesprächen tauchen manche Fragen auf, die Menschen zu Glaube und Kirche haben, deren religiöses Leben schon sehr verkümmert ist. Dabei kann manche hilfreiche Orientierung und mancher Impuls für eine Leben aus dem Glauben gegeben werden.“

“Nicht überall ist der Empfang des Bußsakramentes schon ganz abgekommen. Damit die auch Leute auch weiterhin die Beichte als Quelle der Kraft erfahren bzw. sie neu entdecken, braucht es Priester, die mit innerer Bereitschaft den Menschen bei der Spendung dieses Sakramentes zur Verfügung stehen, die die Sünde noch als Sünde bezeichnen, zugleich aber die erbarmende Erlöserliebe Jesu Christi verkünden.“

“Wir dürfen manchmal ernten, was wir nicht selber, sondern schon andere vor uns ausgesät haben. Gerade im Beichtstuhl wird der Priester reich beschenkt, wenn er erfährt, daß er durch die ihm von Christus verliehene Vollmacht, Sünden zu vergeben, wirksam helfen kann.“

“Gläubige sind dankbar, wenn die heilige Messe in würdiger Weise und entsprechend den Weisungen der Kirche gefeiert wird. Als Priester erlebe ich die Feier der Sonntagsmesse mit der Gemeinde als den eigentlichen Höhepunkt der ganzen Woche.“

“Der Priester scheint heute überfordert zu sein. Unmöglich kann er allen Ansprüchen und Anforderungen genügen. Da ist es wichtig, dies von vornherein zuzugeben und sich mit seiner ganzen menschlichen Armseligkeit der Liebe des göttlichen Hirten anzuvertrauen: ‚Herr, ergänze Du, was ich falsch mache oder aus eigener Kraft nicht schaffe!‘ So ist es möglich, den Frieden des Herzens und die innere Ausgeglichenheit zu bewahren, ein geistlicher Mensch zu bleiben und nicht dem ‚pastoralen Streß‘ zu verfallen. Im letzten ist ‚pastoraler Streß‘ ein Ausdruck von Unglaube: so tun zu wollen, als ob alles von uns Menschen allein abhängen würde. Der Priester ist vielmehr Werkzeug in der Person Jesu Christi: Christus wirkt durch ihn!“

“Ohne Verbundenheit mit jener Frau, die dem ewigen Hohenpriester eine menschliche Mutter sein durfte, müßte der Priester menschlich und geistlich verkümmern. In der Kraft der Liebe zu Gott und zu den Menschen dürfen wir jeden Tag aufs neue erfahren: Priestersein fordert mich ganz, aber es ist ein erfüllender Beruf, der mich reich beschenkt!“

“Wenn ich zurückblicke auf dieses erste Jahr meines priesterlichen Wirkens, dann möchte ich Gott Dank sagen für die vielen Erfahrungen, die er mich machen ließ. Ich darf feststellen, daß die positiven Erfahrungen überwiegen!“