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Predigt zum 23. Jahrestag der Papstwahl von Johannes Paul II.

Donato Squicciarini

Aus diesem Anlass wollen wir heute in besonderer Weise an den Einsatz des Papstes für den Frieden in der Welt denken, der auf Gerechtigkeit und Solidarität, Wahrheit und verantwortlicher Freiheit gegründet ist.

Wie der Völkerapostel Paulus in der heutigen Lesung schreibt, ist uns im Evangelium die Gerechtigkeit Gottes offenbart, die uns durch den Glauben enthüllt wird.

Zur Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit unter den Menschen ruft uns Jesus im Evangelium auf, indem er die Heuchelei kritisiert.

Papst Johannes Paul II. hat seine diesjährige Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages am 1. Jänner 2001 mit folgenden Worten eingeleitet:

“Am Beginn eines neuen Jahrtausends macht sich noch augenfälliger die Hoffnung bemerkbar, dass die Beziehungen zwischen den Menschen zunehmend von dem Ideal einer wahrhaft universalen Brüderlichkeit beseelt sein mögen. Solange aber die Menschen nicht gemeinsam dieses Ideal vertreten, wird man keinen stabilen Frieden sicherstellen können“.

Angesichts der jüngsten Ereignisse seit dem 11. September haben die Worte des Nachfolgers Petri eine ganz neue, ungeahnte Aktualität erhalten.

I. Die Hoffnung auf Frieden

In einer ersten Reaktion auf die grausamen Ereignisse des 11. September hatte der Papst beklagt, dass das Herz des Menschen „ein Abgrund“ sei, „aus dem bisweilen Pläne von unerhörter Brutalität entstehen“.

Er sprach von „einem dunklen Tag in der Geschichte der Menschheit“ und von „einem schrecklichen Angriff auf die Menschenwürde“. Zugleich aber warnte er davor, sich bei allem Schmerz und aller gerechten Abscheu allein „vom Geist der Rache und der Vergeltung“ leiten zu lassen.

Alle Menschen guten Willens rief der Heilige Vater dazu auf, darauf hinzuwirken, dass „die Spirale von Hass und Gewalt nicht die Oberhand gewinnt ... Wenn in solchen Momenten augenscheinlich die Worte fehlen, kommt uns der Glaube zu Hilfe. Christi Wort ist dann das Einzige, was uns helfen kann, eine Antwort auf die Fragen zu geben, die unsere Seele quälen. Alle, die an Gott glauben, wissen, dass auch dann das Böse und der Tod nicht das letzte Wort haben, wenn die Mächte der Finsternis zu triumphieren scheinen. Auf dieser Wahrheit gründet die christliche Hoffnung!“

II. Der Weg des Friedens

In den gegenwärtigen schwierigen Umständen ist es notwendig, dass alle Menschen guten Willens fest zusammenstehen und sich bemühen, den Weg des Friedens zu gehen.

Welcher Weg dies ist, hat Papst Johannes Paul II. in seiner jüngsten Weltfriedensbotschaft eindrucksvoll aufgezeigt.

Die Menschheit hat das dritte Jahrtausend als einen neuen Abschnitt der Geschichte mit zahlreichen ungelösten Problemen begonnen. Insbesondere hat der Papst auf die noch immer großen Spannungen zwischen den verschiedenen Kulturen und Zivilisationen hingewiesen. Des weiteren beklagte er eine „Besorgnis erregende Radikalisierung kultureller Identitäten“ (Nr. 9).

Zugleich hat der Papst aber auch den einzig möglichen Weg aufgezeigt, auf dem der Friede zwischen den Kulturen und Zivilisationen erreicht werden kann: Es ist der Weg des Dialogs. Nur über einen glaubwürdigen Dialog der Kulturen und Zivilisationen kann die Menschheit zu einem wahren und dauerhaften Frieden gelangen.

III. Die gemeinsamen Werte als Schritte zum Frieden

“Der Dialog zwischen den Kulturen als bevorzugtes Mittel für den Aufbau der Zivilisation der Liebe stützt sich auf das Wissen darum, dass es Werte gibt, die allen Kulturen gemeinsam sind“, erklärt der Papst in seiner diesjährigen Weltfriedensbotschaft (Nr. 16).

Diese Werte gilt es immer wieder neu zu entdecken und zu pflegen. An die folgenden Werte hat Papst Johannes Paul II. in besonderer Weise erinnert:

1. Der Wert der Solidarität:

“Das Herz einer echten Kultur der Solidarität bildet die Förderung der Gerechtigkeit“. (Nr. 17) Dies gilt, besonders im Hinblick auf eine gerechte Verteilung der Güter: unicuique suum – jedem das Seine, wie man in der Antike sagte.

2. Der Wert des Lebens:

“Ein echter Dialog zwischen den Kulturen muss außer dem Gefühl der gegenseitigen Achtung eine lebendige Sensibilität für den Wert des Lebens fördern“. (Nr. 19)

3. Der Wert der Erziehung:

“Für den Aufbau der Zivilisation der Liebe muss der Dialog zwischen den Kulturen die Überwindung jeglichen ethnozentrischen Egoismus anstreben, um die Aufmerksamkeit für die eigene Identität mit dem Verständnis der anderen und der Achtung der Verschiedenheit zu verbinden“. (Nr. 20) Es muss als ein Verbrechen an der eigenen Zukunft betrachtet werden, wenn junge Menschen zu Hass und Gewalt erzogen werden.

4. Vergebung und Versöhnung:

Die Überwindung der Schwierigkeiten des Dialogs ist nur auf der Grundlage einer glaubwürdigen Vergebung und Versöhnung möglich. Unser Blick muss aus der Vergangenheit lernen, darf aber nicht daran heften bleiben.

Allein der Blick in die Zukunft, der um Verzeihung für das eigene Versagen in der Vergangenheit bittet und die gleiche Bitte der anderen dankbar annimmt, taugt für den Aufbau einer Zivilisation der Liebe und des Friedens.

Seien wir solidarisch gegen den Terrorismus und jede Art der Gewaltausübung! Möge das Gemeinwohl der ganzen Menschheit das Ziel aller Verantwortlichen für die Familie der Nationen sein!

Die Menschen können in Gott den gemeinsamen Vater erkennen und sich gegenseitig als Brüder betrachten, wobei jeder dazu berufen ist, das Wohl der Gemeinschaft zu fördern.

Am heutigen 23. Jahrestags der Amtseinführung von Papst Johannes Paul II. wollen wir dem allmächtigen Gott Dank sagen für den Dienst des Heiligen Vaters als „Prophet des Friedens“ für die ganze Menschheit. Dieser Dienst am Aufbau einer Zivilisation des Friedens hat – wie schon gesagt – als solides Fundament die Gerechtigkeit und Solidarität, die Wahrheit und verantwortliche Freiheit.

Auch wir sollen uns vom Zeugnis des Papstes und seiner Botschaft ermutigen lassen, selbst als „Propheten des Friedens“ zu wirken – überall dort, wo nach Gottes Vorsehung unser Platz ist: in der Politik, in der Diplomatie, in der Gesellschaft, im Bereich der Massenmedien, in der Familie, im eigenen Leben.

Um Mitgestalter einer besseren Welt zu sein, wollen wir mit der Fürsprache der Mutter Jesu, der Königin des Friedens, unseren gemeinsamen Vater im Himmel bitten.