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Die Mutter und die Prinzessin

Robert M. Zoske

Hinweis/Quelle: Übernommen mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Bilder zeigen sie zusammen. Die eine im weißen Sari, klein, verkrümmt, mit zerfurchtem Gesicht. Die andere in hellem Minikostüm, auf hochhackigen Schuhen, perfekt visagiert und frisiert. Mutter Theresa und Prinzessin Diana. Der „Engel der Armen“ und die „Königin der Herzen“. Zwei Heilige – jetzt im Tod vereint?
„Sie war ein außergewöhnlicher Mensch.“
„Ich bewundere ihre Energie und ihr Engagement, besonders ihre Hingabe.“
„Niemand wird sie je vergessen.“
„Sie war ein Engel auf Erden, jetzt ist sie ein Engel im Himmel.“

Erstaunlicherweise gelten diese in der Presse kolportierten Sätze nicht der Helferin der Armen, sondern der reichen Schönen. Warum?

Die Ordensschwester paßte mit ihrer freiwillig gewählten Armut und Askese nicht in unsere Genußgesellschaft. Ihre Opferbereitschaft nötigte höchstens Respekt ab. Wer mag schon ständig Leprakranke und Sterbende sehen? Die Friedensnobelpreisträgerin war mit ihrem konsequenten Katholizismus und dem Einsatz gegen Abtreibung ein Ärgernis. Sie ließ sich in ihrer Unansehnlichkeit schlecht vermarkten.

Die aparte Prinzessin dagegen war für die Glamourpresse wie geschaffen. Mit ihr konnte man mitleben und mitleiden: vom Aschenputtel zur Prinzessin; Traumhochzeit, Kinder, Ehekrieg, Scheidung, Bulimie, Suizidgedanken, Liebschaften, Luxus, ein bißchen soziales Engagement, dann der tödliche Unfall. Miss Spencer war eine unauffällige, völlig durchschnittliche Frau. Erst die Windsorbühne und die Medien machten aus ihr eine „Highness“. Actress in a royal soapopera. Viel mehr Schein als Sein.

“Compassion“ soll der Hauptcharakterzug der Lady gewesen sein. Man kann das mit „selbstloser Menschlichkeit“ oder „Mitleid“ übersetzen. Diese christliche Tugend hatte die Missionsschwester in viel höherem Maße. Die Mutter der Elenden war in dieser Welt, aber sie verlor sich nicht an sie. Die Prinzessin der Medien war ganz von dieser Welt und hatte sich ihr ausgeliefert.

Während des Treffens der beiden im Sommer 1997 in New York stehen sie einander gegenüber. Die Prinzessin beugt sich zu der körperlich viel Kleineren hinab. Mutter Theresa hebt zunächst ihre aneinandergelegten Handflächen zum Friedensgruß. Doch dann wird der Gestus der knöchernen Finger zum Segen. „Wer segnet, ist ohne Zweifel größer als der, der gesegnet wird.“ (Hebräer 7,7)

Elton John hat während des Trauergottesdienstes für Lady Di ein Lied gesungen, das er ursprünglich Marilyn Monroe gewidmet hatte. Auf diese Ebene des zum Mythos hochstilisierten Stars gehört Diana. Zu einer Heiligen taugt sie nicht. Es gibt bessere Vorbilder.

Mit freundlichem Gruß : A Diós !

Robert M. Zoske, Pastor in Hamburg