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Sam 7. Mai 2016 08:52

Was ist mit dir los, Europa? Die Rede des Papstes bei der Verleihung des Karlspreises

(radiovatikan.de) Papst Franziskus am 06. Mai 2016 hat in seiner Dankesrede für den Internationalen Karlspreis 2016 im Vatikan mit deutlichen Worten die humanistischen Werte Europas angemahnt und einen wirtschaftlichen Wandel hin zu einer sozialen Marktwirtschaft gefordert. „Was ist mit dir los, humanistisches Europa, du Verfechterin der Menschenrechte, der Demokratie und der Freiheit?“, fragte er die anwesenden Größen aus Politik und Gesellschaft mit eindringlichen Worten. Heute seien die Kinder Europas versucht, ihren Egoismen nachzugeben und nur auf den eigenen Nutzen zu schauen, anstatt auf das Gemeinwohl des Kontinents. Reduktionismen und Bestrebungen zur Vereinheitlichung, wie sie zurzeit in vielen europäischen Ländern stattfänden, führten zu Exklusion, Feigheit, Enge und Brutalität. Eine Exklusion nicht nur in Bezug auf Flüchtlinge, vor denen sich manche Länder versuchten zu „verschanzen“ und Zäune zu errichten, sondern auch insbesondere in Bezug auf junge Europäer ohne Arbeit und Zukunftsperspektive.

Franziskus forderte einen „neuen europäischen Humanismus“ mit einer eine Kultur der Erinnerung und des Dialogs, in dem Europa noch fähig sei, eine „Mutter“ zu sein, die sich um ihre „Kinder“ kümmere, um die Armen, Alten und Kranken. Ein Europa, in dem Migranten nicht als Verbrecher abgestempelt würden und junge Menschen eine „reine Luft der Ehrlichkeit“ atmen könnten, die nicht von den „endlosen Bedürfnissen des Konsumismus beschmutzt“ sei.

Er träume von einem Europa, „wo das Heiraten und der Kinderwunsch eine Verantwortung wie eine große Freude sind und kein Problem darstellen, weil es an einer hinreichend stabilen Arbeit fehlt. Ich träume von einem Europa der Familien mit einer echt wirksamen Politik, die mehr in die Gesichter als auf die Zahlen blickt und mehr auf die Geburt von Kindern als auf die Vermehrung der Güter achtet.“

Im HInblick auf die Notwendigkeit des christlichen Zeugnisses führte Papst Franziskus aus:

"Am Wiederaufblühen eines zwar müden, aber immer noch an Energien und Kapazitäten reichen Europas kann und soll die Kirche mitwirken. Ihre Aufgabe fällt mit ihrer Mission zusammen, der Verkündigung des Evangeliums. Diese zeigt sich heute mehr denn je vor allem dahin, dass wir dem Menschen mit seinen Verletzungen entgegenkommen, indem wir ihm die starke und zugleich schlichte Gegenwart Christi bringen, seine tröstende und ermutigende Barmherzigkeit. Gott möchte unter den Menschen wohnen, aber das kann er nur mit Männern und Frauen erreichen, die – wie einst die großen Glaubensboten des Kontinents – von ihm angerührt sind und das Evangelium leben, ohne nach etwas anderem zu suchen. Nur eine Kirche, die reich an Zeugen ist, vermag von neuem das reine Wasser des Evangeliums auf die Wurzeln Europas zu geben. Dabei ist der Weg der Christen auf die volle Gemeinschaft hin ein großes Zeichen der Zeit, aber auch ein dringendes Erfordernis, um dem Ruf des Herrn zu entsprechen, dass alle eins sein sollen (vgl. Joh 17,21)."

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