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Predigt:

5. Sonntag im Jahreskreis A (06.02.2005)

L1: Jes 58,7-10; L2: 1 Kor 2,1-5; Ev: Mt 5,13-16


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Nüchtern betrachtet erleben wir schon seit Jahren einen Prozess der fortschreitenden Säkularisierung in Europa und der westlichen Welt. Es scheint, dass bei vielen Menschen der christliche Glaube seine lebensbestimmende Kraft verloren hat. Die Folge davon ist zunehmende Entfremdung vom Glauben der Kirche, was sich vor allem in der abnehmenden Glaubenspraxis zeigt – also im Rückgang des Gottesdienstbesuches und des Sakramentenempfangs –, aber auch in der steigenden Zahl von Kirchenaustritten. Man könnte fast den Eindruck haben, dass der Baum der Kirche stark geschüttelt wurde und wird und nur mehr wenige Früchte an diesem Baum hängen bleiben.

Trotz dieses allgemeinen Trends und der damit verbundenen Einschätzung dürfen wir uns nicht vom Pessimismus leiten lassen. Die Kirche ist keine rein menschliche, nur soziologisch erfassbare Größe. Statistiken über praktizierende oder nicht mehr praktizierende Kirchenmitglieder sind nicht die einzig mögliche gültige Aussageform über sie. Größer und wesentlicher ist ihr von Gott gewirktes übernatürliches Mysterium, das auch dann bestehen bleibt, wenn es nur mehr wenige sind, die begreifen, welch kostbarer Schatz uns im Glauben an Jesus Christus anvertraut ist.

Wie muss es damals vor fast 2000 Jahren den zwölf Aposteln und den wenigen Jüngern ergangen sein, als sie vom Herrn ausgesandt wurden in alle Welt? Sie sahen sich einer weitum gleichgültigen, ja sogar feindlichen heidnischen Umwelt ausgesetzt. Als Menschen wie wir waren die Apostel keine besonderen Helden. Einer von ihnen, Judas, hatte Jesus verraten, Petrus hatte den Herrn dreimal verleugnet, die meisten waren angesichts des Kreuzes geflohen. Erst nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt fassten sie wieder Mut, und schließlich war es das Geschenk des Heiligen Geistes, das ihnen Kraft gab, zu ihrer Überzeugung zu stehen und dem jüdischen Volk sowie „aller Welt“ zu verkünden, dass Gott durch Jesus Christus die Menschen retten will.

Lassen wir das heutige Evangelium auf uns wirken! Da spricht Jesus nicht davon, dass die Zahl der Gläubigen oder gar die Zahl der Kirchenbeitragszahler möglichst groß sein soll, sondern er spricht vom „Salz der Erde“ und vom „Licht der Welt“, das alle jene darstellen sollen, die an ihn glauben und in seiner Kirche versammelt sind. Diese beiden Ausdrücke zeigen freilich, dass es um einen gewissen Kontrast zu der Gesellschaft geht, in der wir leben. Christliche Überzeugung meint immer auch ein „Gegen-Zeugnis“ zu den allgemeinen Trends, in denen wir leben und uns befinden. Wenn die Kirche beispielsweise heute in Fragen des Lebensschutzes „aneckt“, weil sie hier ganz konsequente Positionen vertritt und beispielsweise Abtreibung, künstliche Befruchtung, das Klonen und Euthanasie ablehnt, dann muss sie dies tun, wenn sie ihrem Herrn und Meister Jesus Christus treu bleiben will. Würde man hier nachgeben, dann wäre das Salz wirklich schal geworden, dann würde der Leuchter gleichsam unter den Scheffel gestellt, dann wäre das Licht in der Stadt auf dem Berg ausgegangen, nach dem so viele Menschen suchen und Ausschau halten. Ähnlich ist es mit dem Festhalten an der Unauflöslichkeit der Ehe und der damit verbundenen Ablehnung vor- und außerehelicher sexueller Beziehungen durch die Kirche: Auch hier werden Werte der Liebe und des Lebens geschützt, die um des Wohles der einzelnen Menschen und der Familien willen nicht preisgegeben werden dürfen. Und wohlgemerkt: Die Kirche verurteilt in all diesen Fragen zwar die Sünde auf das Entschiedenste, hat aber Erbarmen und Mitleid mit dem Sünder, der jederzeit zur Umkehr und zur Versöhnung mit Gott eingeladen ist.

Vielleicht sollten wir gerade in diesem Zusammenhang wieder ein gesundes katholisches Selbstbewusstsein entwickeln, das nichts mit Überheblichkeit zu tun hat, sondern einfach mit dankbarer Anerkennung all dessen, was uns Gott geoffenbart und durch seine Kirche als Geschenk seiner Liebe anvertraut hat. Dazu ist es nötig, den Glauben immer besser kennen zu lernen. Das kann unter anderem durch das Lesen und Studium guter Bücher geschehen, wie beispielsweise durch den „Katechismus der Katholischen Kirche“. Nur wenn wir die Wahrheit des Glaubens kennen, von ihrer Schönheit ergriffen und von ihrem Lebenswert überzeugt sind, werden wir auch fähig sein, dafür Zeugnis zu geben in einer säkularisierten Welt, die von Gott oft nichts mehr weiß oder wissen will.

„Haben wir keine Angst, Christus zu verkünden und ihm nachzufolgen!“ So und ähnlich ruft gerade der gegenwärtige Papst Johannes Paul II. oftmals der Kirche zu, der jetzt für einige Tage im Krankenhaus ist und für den wir beten wollen. Schon die ersten Christen haben durch ihr Beispiel und ihren Lebenswandel der heidnischen Umwelt ein Zeugnis gegeben für das Licht Christi und das Salz seiner Botschaft. Beispielsweise hieß es schon im „Brief an Diognet“ (5,6) aus dem 2. Jh. über die Christen: „Sie heiraten wie alle anderen und zeugen Kinder, aber sie werfen das neu entstandene Leben nicht weg.“ Als Christen leben wir in der Welt, sind jedoch nicht von der Welt.

Empfehlen wir uns der Fürbitte der heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria! Sie möge uns die Freude am katholischen Glauben erhalten, damit wir in diesem Glauben friedvoll unseren Lebensweg auf Erden beschreiten und einst das ewige und selige Leben bei Gott empfangen. Amen