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Predigt:

Von der falschen und der rechten Sorge

8. Sonntag im Jahreskreis A (25.05.2008)

L1: Jes 49,14-15; L2: 1 Kor 4,1-5; Ev: Mt 6,24-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir kennen unterschiedliche Typen von Menschen: Da sind jene, welche alles leicht nehmen – wir könnten vielleicht sagen: zu leicht – und die einfach in den Tag hinein leben, mag kommen was will. Freilich geht das auf Dauer nicht gut, und irgendwann stehen sie vor den Scherben ihrer Existenz. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die so gewissenhaft und ernsthaft sind, dass sie sich selber und anderen das Leben viel schwerer machen, als es eigentlich ist. Ihre Sorge treibt sie umher und lässt sie nicht zur Ruhe kommen; sie meinen, es hinge letztlich alles von ihnen ab, und so überfordern sie sich selbst und auch andere.

Das heutige Evangelium fordert uns nicht zur Sorglosigkeit und zum Leichtsinn auf, möchte uns aber vor übertriebener Sorge um unser Leben bewahren. Es geht um die Unterscheidung zwischen der richtigen und falschen Sorge ums Dasein hier auf Erden. Wie aber kommen wir zu einer Sichtweise, die uns das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden lässt, sodass wir in Dankbarkeit für alles Gute hier auf Erden leben können?

Das Eigentliche und Wesentliche, was den Christen von einem nur auf das Irdische ausgerichteten Menschen unterscheidet, ist der Gottes- und Ewigkeitsbezug. Unser letzter Maßstab liegt nicht im irdischen Wohlergehen, nicht in der Gesundheit des Leibes, nicht in den Werten dieses Lebens. Eigentlich und letztlich soll es uns als Christen um Gott gehen, um das Leben mit ihm, um die Gemeinschaft des Himmelreiches, zu der wir alle berufen sind.

Ausgehend von dieser Grundentscheidung wird die ganze Lebensperspektive des Christen eine andere: Das Irdische wird nicht wertlos, erfährt aber doch eine Relativierung. Es wird dem Heilsplan der Liebe Gottes untergeordnet und erhält dort seinen Sinn. So heißt es vom heiligen Aloisius, dass er sich immer wieder gefragt hat: „Was nützt mir dies oder jenes für die Ewigkeit?“ Oder mit anderen Worten: Was bleibt letztlich von dem, was ich tue? Was hat wirklich Bestand? Wofür zahlt es sich aus, dass ich lebe? Worauf kann ich mein Leben bauen?

Genau darauf zielen auch die Worte des Herrn ab, wenn er im Evangelium feststellt: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.“ Das Wort „Mammon“ steht hier nicht einfach für Geld und irdischen Besitz, sondern für all das, was uns von Gott abhält und hindert, seinen Willen zu tun.

Wenn die Grundfragen unseres Lebens im guten Sinn geklärt sind, wird vieles andere einfacher. Denn dann suchen wir zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. Die Sorgen des Alltags verschwinden dann zwar nicht, wohl aber werden wir von ihnen nicht niedergedrückt, wie jene, die keine Hoffnung haben. Wir tun nicht so, als ob alles von uns allein abhängen würde, sondern wir vertrauen auf die Gnaden- und Lebensführung des guten Vaters im Himmel, der uns alles schenkt, was wir brauchen. Nicht wir sorgen für uns, sondern Gott sorgt für uns. Und eben weil er für uns sorgt und für uns da ist, sind auch wir aufgerufen, im Vertrauen auf seine Hilfe und seinen Beistand für unser Leben und für das unserer Mitmenschen zu sorgen.

Diese unsere Sorge für das Leben ist aber keine ängstliche und übertriebene, sondern sie ist von einem festen und frohen Vertrauen auf Gottes Liebe und Beistand getragen. Was immer auch geschieht im Leben: Gott verlässt uns nicht. Auch wo es menschlich gesprochen keine Hoffnung mehr gibt – Gottes große Hoffnung bleibt uns, und diese bedeutet: Wir sind eingeladen zur Teilnahme am ewigen Leben, am ewigen Glück!

In der Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja heißt es: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht – Spruch des Herrn.“

Vielleicht verstehen wir die Worte Jesu jetzt besser, wenn es am Schluss dieses Evangeliums heißt: „Sorgt euch nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.“

Ja, wir können wohl sagen: Je mehr ein Mensch von Liebe erfüllt ist, desto mehr vergisst er die eigenen Sorgen und denkt an andere. Dieser Einsatz und diese Hingabe für die Mitmenschen aber machen ihn letztlich froh, sodass er auch selber nicht zu kurz kommt. Wer gibt, der empfängt. Noch nie ist es gehört worden, dass ein Mensch, der wie Maria, die Mutter des Erlösers, auf Gott vertraut hat, von Gott enttäuscht worden wäre. Trauen wir es also dem lebendigen Gott zu, dass er in wahrhaft göttlicher Weise für uns sorgt! Schenken wir ihm in Einheit mit der Gottesmutter Maria ganz unser Leben, damit es zu einer Gabe der Liebe wird. Dann wird alle unnütze Sorge von uns genommen werden, und wir werden das Leben empfangen in Fülle. Amen