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Predigt:

Die Hingabe der Liebe im Herzen Jesu

Karfreitag A (18.04.2014)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

An diesem heiligen Tag gedenken wir des Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz. Die Lesungen und das Passionsevangelium nach Johannes führen uns hin zum Geheimnis der Erlösung. So verehren wir das heilige Kreuz unseres Herrn als Zeichen des Sieges über den Tod und über alles Böse. In den großen Fürbitten bringen wir die Anliegen der ganzen Kirche vor Gott, denn am Kreuz hat Jesus Christus alle an sich gezogen: Hier sind ihm, dem großen Fürbitter und Mittler zwischen der Menschheit und dem himmlischen Vater, alle Menschen gegenwärtig. Er nimmt alle unsere Anliegen hinein in sein heiliges Opfer, das er für uns dem Vater darbringt aus Liebe. In der heiligen Kommunion erhalten wir Anteil an der Frucht seines Leidens.

Historisch gesehen gab es die verschiedensten Personen, welche bei der Gefangennahme Jesu, bei seiner Verurteilung, bei seiner Geißelung und Verspottung und bei seiner Kreuzigung anwesend waren. In den Evangelien werden ihre jeweiligen Verhaltensweisen, ihre Überlegungen, Entscheidungen und ihre Reaktionen beschrieben. Angesichts des Leidens und Sterbens Jesu Christi kann sich keiner verstellen. Die Menschen offenbaren sich in ihren inneren Überzeugungen und Haltungen und natürlich auch in ihrer Schwachheit und Sündhaftigkeit.

Gewiss hat Jesus menschlich furchtbar darunter gelitten, wie ihn auch engste Freunde und Vertraute im Stich gelassen haben. Trotz aller seiner Enttäuschungen macht er jedoch keinem einen bitteren Vorwurf. Im Gegenteil! Dort, wo jemand versagt hat wie Petrus, wartet er geduldig, bis der Betreffende sein Unrecht erkennt und sich ihm wieder zuwendet. Jesus ist nicht verbittert, denn was er leidet, das trägt er aus Liebe – und sein Herz ist offen für alle Menschen, ob sie nun damals anwesend und beteiligt gewesen sind oder ob sie zur unübersehbar großen Schar der Menschen gehören, welche im Ablauf der Generationen auf dieser Welt gelebt haben, jetzt leben oder noch leben werden.

Wir können uns fragen: Welche Rolle kommt uns zu angesichts des Leidens und Sterbens des Herrn? Wie hätten wir reagiert? Auf welcher Seite wären wir gestanden? Nicht die historischen Verantwortlichkeiten sind entscheidend (denn Jesus hat ausdrücklich für seine Verfolger gebetet, die nicht wussten, was sie tun), sondern jeder von uns hat durch sein Leben einen Bezug zum Leiden und Sterben des Herrn. Am Kreuz hat Jesus die Schuld von uns allen getragen. In seiner Liebe eröffnet er uns die Vergebung der Sünden und das ewige Heil. Jede Bosheit und Trennung von Gott sind überwunden, wenn wir uns hineinnehmen lassen in die Hingabe der Liebe unseres Herrn Jesus Christus.

Maria, die Mutter Jesu, stand unter dem Kreuz ihres Sohnes. Sie war in ihrem Herzen ganz mit ihm verbunden und ist so zur geistlichen Mutter aller Menschen geworden. Ihr Glaube, ihre Hoffnung und ihre Liebe mögen auch unser Herz mit Kraft erfüllen, sodass wir Anteil am Leben Christi, des Gekreuzigten und Auferstandenen, erhalten.

Amen.