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Predigt:

Fest der Taufe des Herrn A (13.01.2002)

L1: Jes 42,5a.1-4.6-7; L2: Apg 10,34-38; Ev: Mt 3,13-17


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das heutige „Fest der Taufe des Herrn“ schließt den Weihnachtsfestkreis ab. Jesus war bereits dreißig Jahre alt, als er von Johannes im Jordan getauft wurde. Das öffentliche Leben des Herrn beginnt. Er wird nun machtvoll auftreten, predigen, Jünger um sich sammeln und den Menschen durch seine Zeichen und Wunder zeigen, wie Gott alle Armen und Leidenden, die Kranken und insbesondere die Sünder liebt.

Was aber geschah in der Zwischenzeit? Wie ist der kleine Jesus herangewachsen, wie hat er sich entwickelt, was hat er in der langen Zeit seines „verborgenen Lebens“ im Hause zu Nazareth getan? Warum hat er so lange gewartet, bis er in die Öffentlichkeit ging? Diese und ähnliche Fragen können wir uns stellen. Für den modernen Menschen ist es gleichsam eine Provokation, wenn er sich vorstellt, daß Jesus von Nazareth so viele Jahre gleichsam ungenützt vergehen hat lassen. Man meint, er hätte „aktiver“ sein sollen und viel Gutes bewirken können. Wenn er nicht nur drei Jahre gewirkt hätte, sondern womöglich Jahrzehnte – so meinen manche – hätte er die Welt in viel grundlegender Weise zum Guten gewandelt als dies so der Fall gewesen ist. Wir sind uns klar, daß solche Gedanken unserer katholischen Glaubensauffassung nicht entsprechen, und doch müssen wir uns überlegen, worin der Irrtum einer solchen Fragestellung liegt.

Letztlich würde in einer Sicht des „Aktivismus“ – also in einer „Häresie der Aktion“ – geleugnet, daß unsere Erlösung durch Leiden, Kreuz und Auferstehung Jesu gewirkt und erworben wurde. Nicht das äußere Können und Vollbringen ist das Entscheidende, sondern die Hingabe des Herzens, die Erfüllung des göttlichen Willens aus jener allumfassenden Liebe heraus, in der der Sohn Gottes dem Vater gehorsam war und uns alle eingeschlossen hat in seine Opferbereitschaft als Menschensohn. So hat Jesus in jenen stillen Jahren in Nazareth nicht einfach „nichts getan“, sondern er hat uns durch sein Beispiel gezeigt, wie wichtig der Wert der Familie, des inneren und geistlichen Lebens und auch die handwerkliche Mitarbeit bei seinem Nährvater, dem heiligen Josef, gewesen ist.

Jesus hat uns durch sein verborgenes Leben den Wert eines jeden Menschenlebens hervorgestellt, das sich in Unscheinbarkeit und ohne äußeren Glanz vollzieht. Jeder Mensch trägt seine Würde in sich, unabhängig von dem, was er tut oder gesellschaftlich darstellt oder besitzt. Auf die inneren Werte kommt es an.

Genau hierin muß das Leben im Haus von Nazareth beispielhaft und maßgebend gewesen sein: Josef, der Handwerker, und Maria, seine Frau, waren einander in treuer und jungfräulicher Liebe verbunden. Sie dienten dem Plan Gottes und dem Geheimnis der Menschwerdung und fanden darin ihr Glück und ihren Frieden auf Erden, mitten unter den täglichen Sorgen und Nöten. Jesus, das Kind, das im Laufe der Jahre heranwuchs zum jungen Mann, war einbezogen in das häusliche und familiäre Leben. Noch war es nicht sein Auftrag, in der Öffentlichkeit aufzutreten und zu predigen. In Stille wollte er jenen Menschen dienen, die als Eltern Gottes Stelle an ihm vertraten: der heiligen Jungfrau Maria und dem heiligen Josef.

Und dann kam der große Augenblick: Johannes taufte im Jordan, und auch Jesus kam zur Taufe. Er, der Sündenlose, hatte diese nicht nötig. Dennoch zeigte er seine Verbundenheit mit den Sündern. Als Johannes ihn unter das Wasser tauchte, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf ihn herab. Die Stimme des himmlischen Vaters bezeugte ihn als den geliebten Sohn. Auf ihn sollten die Menschen künftig hören, denn er würde die Botschaft vom Reich Gottes verkünden, das durch ihn angekommen war und sich verwirklichen sollte.

Heute ist der Tag, daß auch wir daran denken, daß wir getauft worden sind. Nicht die Taufe des Johannes haben wir empfangen, sondern jene Taufe im Wasser und im Heiligen Geist, die der Sohn Gottes als das grundlegende Sakrament eingesetzt hat. Wer wiedergeboren werden will zum ewigen und göttlichen Leben, der muß dieses Sakrament empfangen und daraus sein Leben gestalten. Glaube, Hoffnung und Liebe sind uns allen aufgeben. Wir sind dazu befähigt, weil uns Gottes Liebe neu gemacht hat durch die Taufe auf den Namen des dreifaltigen Gottes.

Beten wir heute für alle, die in der nächsten Zeit getauft werden. Wir wollen Gott bitten, daß wir unserem Taufversprechen treu sein können. Die Eltern und Paten haben in unserem Namen dem Bösen widersagt und sich zu Gott bekannt. Ihn sollen auch wir bekennen und ihm durch Werke der Liebe dienen. Bitten wir die heilige Gottesmutter Maria, deren Kinder wir sein dürfen, um ihre Fürsprache bei Jesus, ihrem Sohn. Dann werden die Wasser des Lebens reichlich fließen, und wir werden einst eingehen dürfen in das himmlische Reich der Liebe und des Friedens, das kein Ende hat und Gottes Macht und Herrlichkeit offenbart. Amen