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Predigt:

12. Sonntag im Jahreskreis B (22.06.2003)

L1: Ijob 38,1.8-11; L2: 2 Kor 5,14-17; Ev: Mk 4,35-41


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Immer dann, wenn Menschen Gott begegnen, zeigt er sich ihnen auf unerwartete Weise. Manche meinen zwar, wir könnten gar keine „Erfahrung mit Gott“ machen, da Gott ja ohnehin nicht existiere. Solche Menschen tun so, als ob sie niemandem gegenüber verantwortlich wären als allein sich selbst. Und doch spricht Gott zum Menschen, er zeigt sich, er offenbart sich!

Als Jesus Christus, der Sohn Gottes, unter den Menschen weilte und das Leben mit ihnen teilte, da haben die Apostel und Jünger und die vielen anderen Hörer seiner Botschaft erst langsam erkannt, wer Jesus wirklich war. Es gab Zeichen und auch Wunder, in denen die Größe des Menschensohnes aufleuchtete. Ein solches Zeichen war jener Sturm auf dem See, in den die Jünger gerieten. Sie waren mit dem Boot unterwegs, in dem Jesus saß. Was tat er, während um ihn herum alle vor Angst und Aufregung vergingen? Er schlief! Erst als die Jünger ihn weckte und ihm Vorwürfe machten, griff er ein: Jesus setzte eine für alle überraschende Handlung. Er gebot dem Wind und dem See zu schweigen, und der Sturm legte sich. Eine große Stille trat ein. Da wurden die Jünger von heiliger Furcht erfüllt, und sie erkannten die Größe Jesu. „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“ fragten sie.

Liebe Gläubige! Es gibt Gotteserfahrungen der stürmischen Art und solche der unauffälligen, sanften Art. Gott ist stark und mächtig, er ist zugleich sanft und zart. Er lenkt das Weltall und herrscht über die Mächte der Natur, und er ist zugleich der König der Herzen. Er spricht zu uns oft in einer Weise, dass wir es kaum merken, wenn wir in unserem Herzen das Gute erkennen und angetrieben werden, es zu tun. Jeder Mensch hat ein Gewissen, in dem er allein ist mit Gott. Es ist gleichsam des Heiligtum des Menschen. Dort, im „Herzen“ des Menschen, zeigt Gott uns, was er mit uns vorhat. Es kommt darauf an, dass wir nicht achtlos die Stimme des Gewissens überhören. Wir dürfen nicht einfach unserem Egoismus nachgeben und den sündhaften Begierden folgen; wir sollen uns vielmehr vom Heiligen Geist leiten lassen, der unser Herz mit seiner Liebe erfüllt und uns antreibt Gott zu ehren und den Menschen in Liebe zu dienen!

Der Monat Juni ist der Herz-Jesu-Monat. Dieser Sinngehalt kann uns helfen, wieder neu zu entdecken, wie groß Gottes Güte und Barmherzigkeit ist. Gott ist wie ein liebevoller Vater zu uns. Er hat uns durch seinen Sohn Jesus Christus hineingenommen in die Beziehung der Liebe zu ihm. Jesus hatte als Mensch ein menschliches Herz. Dieses wurde von der Lanze des Soldaten durchbohrt, als er gestorben war. Aus diesem Herzen flossen Blut und Wasser als Zeichen seiner unerschöpflichen Liebe, jenes göttlichen Lebens, das er uns in den Sakramenten schenkt.

Ist die Herz-Jesu-Verehrung noch zeitgemäß? Es kommt nicht auf eine bestimmte Form an, die wir üben, sondern auf das Wesen dieser Frömmigkeit. Wir sollen mit Gott gleichsam „von Herz zu Herz sprechen“, ihm im Gebet alles sagen, wie man mit einem guten Freund umgeht. Wir dürfen ihm unser Herz schenken und alle unsere Angehörigen in sein Heiligstes Herz hineinlegen. Dann erfahren wir Liebe und Geborgenheit. Im Herzen Jesu geht niemand verloren. Wir erhalten Kraft und Trost in unserem Leben.

Eng verbunden mit dem Herzen Jesu ist das Herz seiner heiligen Mutter Maria. Wir dürfen sie verehren als jene, die Gott ganz heilig gemacht hat von Anbeginn ihrer Existenz. Ihrem Unbefleckten Herzen wollen wir uns anvertrauen, gleichsam „weihen“. Lassen wir uns nicht entmutigen, was immer da kommen mag. Gottes Liebe ist uns zugesagt. Sein Herz steht uns offen für Zeit und Ewigkeit. Schöpfen wir alles, was wir brauchen aus dem Heiligsten Herzen des Erlösers, in Verbindung mit dem Unbefleckten Herzen Marias. Dann wird unser Herz verwandelt werden, und das Antlitz der Erde wird neu! Amen