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Predigt:

17. Sonntag im Jahreskreis B (27.07.2003)

L1: 2 Kön 4,42-44; L2: Eph 4,1-6; Ev: Joh 6,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als Christen sind wir – wie bereits der heilige Augustinus festgestellt hat – gleichsam „Bürger zweier Welten“. Einerseits leben und bewegen wir uns in dieser irdischen und sichtbaren Wirklichkeit. Alles, was wir hier tun und erleben, ist derart eindrucksvoll, dass manche meinen, es gäbe nur diese Welt. Andererseits ist es doch dem tieferen Nachdenken einsichtig, dass all das uns vor Augen liegende nicht das Letzte sein kann. Der Glaube an die Offenbarung Gottes zeigt uns jenes Ziel, auf das wir zugehen und wofür wir nach Gottes Plan geschaffen und berufen sind: die ewige Herrlichkeit des Himmels!

Als unser Herr Jesus Christus hier auf Erden seine Wunder wirkte, da musste er damit rechnen, von den Menschen falsch verstanden und interpretiert zu werden. Es konnte leicht sein, und es war auch tatsächlich oft so, dass man nur das Augenscheinliche und offen zutage Tretende bemerkte und meinte, das sei schon die ganze Wirklichkeit. Ein Beispiel dafür ist das Wunder der Brotvermehrung, von dem wir im heutigen Evangelium gehört haben. Fünf Gerstenbrote und zwei Fische, die ein kleiner Junge besaß, genügten, um viele satt zu machen. Was aber bewirkte dieses Wunder bei den Menschen?

Vielen genügte es einfach, dass sie satt geworden waren. Sie fragten nicht danach, ob all das Wunderbare und Große, das sie erlebt hatten, noch irgendeine andere, vielleicht zeichenhafte Bedeutung auf Größeres hin haben könnte. Sie gaben sich zufrieden mit dem Sichtbaren und Irdischen. Hauptsache, man war versorgt und zufrieden! So ist es nicht verwunderlich, dass viele den Wunsch hatten, Jesus möge ihr irdischer König werden. „Was wäre das für ein Leben!“ dachten sie. „Wenn uns Jesus als König zur Verfügung stünde, bräuchten wir uns um nichts mehr zu sorgen. Wir hätten alles, was wir brauchen.“ Und doch war der Plan Gottes ein anderer. Nicht die irdische Speise ist das Größte, so wichtig sie auch ist, sondern die himmlische Speise, die uns Gott schenkt und uns das ewige Leben gibt.

Es ist das Brot vom Himmel, das Jesus geben möchte, und das er selber ist: sein heiliger Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein. Alle anderen Wunder sollten dieses größte aller Wunder vorbereiten und einleiten.

Ist es nicht so, liebe Gläubige, dass bei der heiligen Kommunion alle von dem einen Brote essen und die vielen so ein Leib werden in Christus? Ist es nicht so, dass alle jene, die von dem einen Kelch trinken, eine lebendige Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe sind, so wie Gott es in seinem gnädigen Willen beschlossen hat? Es ist nur ein Christus, den alle empfangen, die in rechter Weise zum Tisch des Herrn hinzutreten. Gottes Liebe kennt keine Grenzen, und so geschieht in jeder heiligen Messe ein größeres Wunder als damals bei der Brotvermehrung.

Damals waren viele bei Jesus und den Aposteln versammelt und wollten satt werden im Hinblick auf ihr irdisches Leben. Das wenige vorhandene Brot reichte durch Gottes Macht und Güte für viele; es wird von fünftausend Männern berichtet, dazu noch Frauen und Kinder. In der heiligen Eucharistie lädt uns Gott selber zum Mahl seiner Liebe, nachdem wir das Opfer Christi gefeiert haben, der sich für uns am Kreuze hingegeben hat aus unendlicher Liebe. Wir empfangen in der Hostie unter der Gestalt des Brotes den ganzen Christus: mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, mit Gottheit und Menschheit. Christus ist unteilbar, und doch teilt er sich jedem mit, der ihn empfängt. Es sind nicht viele „Christusse“, die ausgeteilt werden, sondern nur ein einziger Herr Jesus Christus, der uns zu seinem Mahle lädt. Alle, die ihn mit reinem Herzen empfangen, haben teil an dem einen Leib des Herrn. So werden wir verbunden zu einer Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe.

Liebe Brüder und Schwestern! Bewahren wir uns in dieser Welt, in der wir leben, immer den Blick für das Wesentliche. Lassen wir uns das Auge des Glaubens nicht trüben, damit uns die irdischen Wirklichkeiten nicht den Weg versperren für das Himmlische und Göttliche, das uns bereitet ist. All das, was wir hier erleben, ist gleichsam ein Durchgang, ein Übergang zum ewigen Leben, das uns verheißen ist. Möge uns Gottes Ruf so antreffen, dass wir bereit sind für ihn. Das Gebet soll uns dabei helfen, immer in der Gegenwart Gottes zu wandeln.

Wie war die heilige Gottesmutter Maria stets mit Gott verbunden, und doch erfüllte sie alle ihre irdischen Aufgaben mit viel Einsatz und tätiger Liebe. Es soll auch uns möglich sein, beides zu verbinden. Den Einsatz für das Irdische, und auch die Freude daran, und die Sehnsucht nach dem Ewigen und Unvergänglichen. Dann werden wir – wie es im heutigen Tagesgebet heißt – „die vergänglichen Güter so gebrauchen, dass wir die ewigen nicht verlieren.“ Amen