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Predigt:

Auf den Gekreuzigten schauen

Karfreitag B (29.03.2024)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16 ; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Karfreitag ist jener Tag im Kirchenjahr, an welchem wir in besonderer Weise des Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz gedenken. Dies wird zum Ausdruck gebracht in den Lesungen und in der Passion nach dem Evangelisten Johannes sowie in der feierlichen Kreuzverehrung.

Das heilige Kreuz wird erhoben und verehrt, denn auch unser Erlöser wurde an das Holz des Kreuzes genagelt, und dieses Kreuz wurde dann aufgerichtet, sodass unser Herr am Kreuz erhöht war.

Ein Vergleich legt sich nahe: Im Paradies sündigten Adam und Eva, weil sie von der verbotenen Frucht des Baumes der Erkenntnis aßen. Als Folge ihrer Sünde wurden sie und ihre Nachkommen dem Tod unterworfen. Das Kreuz Christi hingegen ist kein Baum des Todes, sondern des Lebens: Indem der Erlöser für uns alle am Kreuz stirbt, schenkt er uns sein göttliches Leben. Der Tod wird für immer besiegt, und wir sind erlöst und befreit von allem Bösen. Jesus Christus wird daher als der neue Adam bezeichnet, und seine Mutter Maria, die unter dem Kreuze stand, stellt die neue Eva dar. Maria ist auf diese Weise unsere geistliche Mutter geworden, der wir vom Herrn im Jünger Johannes anvertraut worden sind.

Dadurch, dass der Sohn Gottes Mensch geworden ist und für uns das Leiden und Sterben auf sich genommen hat, hat sich Gott selbst mit allen Opfern ungerechter Gewalt verbunden und sich auf ihre Seite gestellt. In den leidenden und misshandelten Menschen unserer Zeit, aber auch in der ganzen Menschheitsgeschichte begegnet uns der leidende und gekreuzigte Heiland. Wir sind aufgerufen, in liebevollem Erbarmen Anteil zu nehmen am Los all jener, die leiden und krank sind, besonders aber derer, die ungerecht verurteilt werden und um ihres christlichen Glaubens willen Verfolgung und Tod erleiden müssen.

Der Sohn Gottes hat als Mensch auch die innere Verlassenheit erfahren, als er am Kreuze hing. Und doch ist uns Gott immer nahe; er verlässt uns nicht. Selbst da, wo wir dies nicht spüren oder sogar daran zweifeln, ob Gott uns hört und ob er bei uns ist – der Blick auf den Gekreuzigten lässt uns im Glauben Ja sagen zu Gottes unerforschlichen Absichten.

Gott ist und bleibt Liebe, und dies zeigt er uns gerade im Sühnetod seines Sohnes Jesus Christus am Kreuz. Denn stellvertretend nimmt Jesus Christus die Schuld der Menschen auf sich; als leidender Gottesknecht gibt er sein Leben hin für uns, damit wir mit Gott und untereinander versöhnt werden und so das Leben in Fülle empfangen. Denn aus der Seite des am Kreuz gestorbenen Herrn Jesus Christus flossen Blut und Wasser. Diese sind ein Zeichen für lebensspendende Kraft der Sakramente der Eucharistie und der Taufe.

Drei Tage ruht der Herr im Grab, doch es naht bereits das Licht der kommenden Auferstehung. Der Karfreitag ist kein hoffnungsloser Tag – im Gegenteil! Er zeigt uns, wie Gott alles Böse und dessen Folgen aus der Welt schafft, indem der Sohn Gottes selbst am Kreuz für uns stirbt und uns so Erlösung und Heil schenkt. Amen.