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Predigt:

13. Sonntag im Jahreskreis C (01.07.2001)

L1: 1 Kön 19,16b.19-21; L2: Gal 5,1.13-18; Ev: Lk 9,51-62


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am 29. Juni, dem Hochfest Peter und Paul, wurden in vielen Diözesen wieder Priester geweiht. Auch in unserer Diözese nahm Bischof Dr. Kurt Krenn eine Priesterweihe und zwei Diakonenweihen vor. Geistliche Berufe sind ein Geschenk für die ganze Kirche und das Anliegen aller, und so freuen wir uns darüber!

In der Lesung und im Evangelium wird uns dieser besondere Ruf Gottes, wie er an Menschen ergeht, die einen geistlichen Beruf wählen, aufgezeigt. Elija soll den Elischa zum Propheten salben und trifft diesen beim Pflügen auf dem Feld an. Er wirft seinen Mantel über ihn, was ein Zeichen der Erwählung zum Prophetenamt ist. Elischa begreift sogleich die große Aufgabe und Berufung. Er ist entschlossen, ihr zu folgen und leitet umgehend alles Nötige in die Wege. Er gibt seinen bisherigen Lebensstand auf, um sich ungeteilt dem Dienst Gottes zur Verfügung zu stellen.

Auch Jesus spricht im Evangelium von der Nachfolge, in die seine Jünger eintreten sollen. Was kann unser Herr Jesus Christus dem anbieten, der ihm folgen möchte? Zu einem Mann, der ihm nach seinen Worten folgen möchte, wohin er auch geht, sagt er: Der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Das heißt: Wer Christus nachfolgt, darf sich auf kein bequemes Leben einstellen. Es geht um eine radikale Verfügbarkeit für den Ruf der Liebe Gottes. Nicht um irdischer Vorteile willen darf ein Mensch Jesus folgen, sondern allein um des Reich Gottes willen.

Dieser Ruf Gottes verlangt die unbedingte Bereitschaft des angerufenen Menschen. Es klingt hart, wenn Jesus es einem verwehrt, von seiner Familie Abschied zu nehmen oder seinen Vater zu begraben. Diese Anweisungen sind auch nicht in jedem Fall wörtlich zu nehmen. Doch heißt das, daß nichts und niemand dazwischentreten darf, wenn Gott ruft.

Insbesondere der Priesterberuf ist eine unschätzbare und völlig unverdiente Gnadengabe Gottes. Priester wird jemand nicht für sich selbst, sondern für andere. Es ist ein geistliches Dienstamt, ausgestattet mit der Sendung und Autorität Christi zum Heil aller Menschen. Der eigentliche Priester ist Jesus Christus selbst. Er ist als wahrer Gott und wahrer Mensch der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Er ist als das Lamm Gottes gekommen, um die Sünden der Welt hinwegzunehmen. Durch seinen Tod am Kreuz hat er die Opfer der Vorzeit vollendet und sich selbst als Gabe dargebracht zu unserem Heil. Im Himmel hört er nicht auf, fürbittend einzutreten für uns bei seinem himmlischen Vater.

Wenn nun Gott einem jungen Mann den Wunsch ins Herz legt, Priester zu werden, so bleibt der Angesprochene dennoch frei: Er selber ist aufgerufen, in Freiheit sein Ja-Wort zu diesem Ruf Gottes zu sprechen. Die Gläubigen sollen jene nach Kräften durch ihr Wohlwollen, ihre Hilfe und vor allem ihr Gebet unterstützen, die sich auf dem Weg der Vorbereitung befinden. Wenn dann der große Augenblick naht, wo der Bischof einem Kandidaten die Hände auflegt und ihn weiht, da erhält der Neupriester Anteil am Priestertum Jesu Christi. Er ist von da an aufgerufen, in der Person Christi das Wort Gottes zu verkünden, die Sakramente zu spenden und vor allem das heilige Meßopfer zu feiern. Nicht in eigener Vollmacht kann der Priester dies tun, sondern weil ihn Gott erwählt und berufen hat, weil er durch die Kirche gesandt ist zu den Menschen.

Mitunter hören wir den Einwand, die Zulassungsbedingungen zum Priestertum seien zu schwer oder der Lebensstil sei für einen heutigen Menschen nicht mehr zumutbar. Diese Sorgen mögen gut gemeint sein, gehen aber doch am Wesentlichen vorbei. Die Ganzhingabe und radikale Nachfolge, die Jesus Christus zu allen Zeiten fordert, kann nicht „verwässert“ und verharmlost werden. Sonst würde ihr zugleich das verlorengehen, was dem „Salz“ des Zeugnisses für das Evangelium seine eigentliche Würze gibt. Es braucht das unterscheidende Zeichen und Zeugnis, auch dort wo es nicht von allen verstanden wird. So hat auch der Zölibat als freigewählte Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen seine unaufgebbare Bedeutung. Der Verzicht auf die besondere Form ehelicher Liebe geschieht um der größeren Liebe willen, mit der Gott diesen Menschen angesprochen und berufen hat. Der zum Priester geweihte Mann soll ja Christus repräsentieren, der sich ganz für die Kirche als seine Braut hingegeben hat. Gott allein vermag das Herz des Menschen zu erfüllen, und so ist es die Überzeugung der Kirche und die Erfahrung vieler, daß letztlich nichts an menschlicher Erfüllung verlorengeht für die, welche Gott und die Menschen aus ganzem Herzen lieben!

Beten wir für alle, die als Priester und Ordensleute treu ihren Dienst verrichten. Unser Dank gilt auch dem hwst. Herrn Diözesanbischof, der in diesen Tagen seinen 65. Geburtstag feiern durfte und bald zehn Jahre in dieser Diözese wirkt. Wenn auch nicht alle sein Wirken anerkennen, so wird niemand sein ehrliches Bemühen in Frage stellen dürfen. Das Gebet der Gläubigen ist das größte Geschenk für ihn, abseits aller Lobesreden und Auszeichnungen!

Bitten wir die heilige Gottesmutter Maria, die Mutter des ewigen Hohenpriesters Jesus Christus, um ihre mütterliche Fürsprache! Sie stärke alle, die im Dienst des Herrn für die Menschen da sind und zeige uns, daß es für uns täglich darauf ankommt, den Willen Gottes besser zu erkennen und zu tun. Nur das hat Bestand für die Ewigkeit, was in Einheit mit dem Heilswillen Gottes geschieht. In diesem Sinn wollen wir beten und unseren Weg in Hoffnung und Zuversicht gehen! Amen