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Predigt:

15. Sonntag im Jahreskreis C (15.07.2001)

L1: Dtn 30,10-14; L2: Kol 1,15-20; Ev: Lk 10,25-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses irdische Leben zu gestalten. Manche setzen Reichtum und Besitz an die oberste Stelle ihrer Werteskala, andere entscheiden sich für ein Leben des sinnlichen Genusses, wieder andere haben erkannt, daß nur die Liebe zum Nächsten ein Höchstmaß an Erfüllung schenkt. Als Christen sollten wir unser Leben nach unserem Herrn Jesus Christus ausrichten. Er hat uns gelehrt und vorgelebt, daß es das Wichtigste ist, Gott aus ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst.

Wenn wir die Frage stellen: „Wer ist Jesus Christus?“, dann gibt uns die heutige Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser darauf die vom Heiligen Geist inspirierte Antwort. Wir bekennen ja mit der Kirche, daß er der eingeborene Sohn Gottes ist, der aus dem Vater geboren ist vor aller Zeit, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater. Zugleich hält der katholische Glaube daran fest, daß dieser ewige Sohn Gottes eingetreten ist in unsere Zeitlichkeit, als er Mensch geworden ist aus der Jungfrau Maria, in allem uns gleich, außer der Sünde.

Und so schreibt Paulus: „Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.“ Das heißt: Wenn es zutrifft, daß jeder Mensch ein Abbild Gottes ist, so gilt das für den menschgewordenen Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus, in besonderer Weise. Er ist in seiner Menschennatur das sichtbare Abbild – das vollkommen gelungene Ebenbild – des unsichtbaren Gottes. Darum sagte er einmal: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (vgl. Joh 14,9). Denn er und der Vater sind eins im Heiligen Geist. Und wenn der Mensch die Krone der Schöpfung darstellt, so ist in besonderer Weise Jesus Christus ihre höchste Erfüllung, er ist „der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“, wie ihn Paulus bekennt.

Die Welt und alles, was in ihr ist, hat ihren Ursprung im einen und dreifaltigen Gott. Und so ist das Schöpfungswerk allen drei göttlichen Personen gemeinsam. Der ewige Sohn Gottes, der beim Vater war vor aller Zeit, ist mit dem Vater und dem Heiligen Geist der Ursprung aller Dinge. Paulus bekennt: „In ihm wurde alles geschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.“ So läßt sich die Gesamtheit der Wirklichkeit – das Sichtbare und das Unsichtbare – zurückführen auf die Macht Gottes: Der Vater hat durch den Sohn im Heiligen Geist alles erschaffen. Gott erhält die Welt im Dasein und wird sie vollenden. Und so kann der heilige Paulus von Christus bekennen: „Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand.“

Der zweite Teil dieses christologischen Bekenntnisses im Kolosserbrief des Apostels Paulus ist auf das Erlösungsgeheimnis ausgerichtet: Wir bekennen den menschgewordenen Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus, als unseren einzigen und wahren Erlöser! Die Erlösung wird uns zuteil in der Gemeinschaft der Glaubenden, der Kirche. Deren unsichtbarer Herr und ihr Haupt ist Christus. So schreibt Paulus: „Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche.“

Damit wir die Erhabenheit unserer Erlösung begreifen, in der uns Jesus Christus von allem Bösen befreit hat, bekennt Paulus anschließend: „Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang.“ Das heißt: In Jesus Christus sind Sünde, Tod und Teufel besiegt. Er ist als der Auferstandene gleichsam der „Erstgeborene von den Toten“, da er auch uns die Auferstehung verheißt und das ewige Leben schenken will.

So ist unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch der Mittler der Versöhnung zwischen Gott und den Menschen: „Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen.“ Im Tod Christi am Kreuz ist uns das Leben geschenkt. Paulus bekennt daher abschließend: „Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.“

Den wahren Frieden mit Gott, mit dem Nächsten und in uns selbst können wir nur in Jesus Christus finden. Nehmen wir die Erlösung an, die er uns durch sein kostbares Blut am Kreuz erworben hat, und wir werden wahrhaft leben!

Die Echtheit unseres Glaubens und unserer Liebe mißt sich an der praktischen Tat der Nächstenliebe, wie sie der barmherzige Samariter als einziger gegenüber jenem Mann erwiesen hat, der unter die Räuber gefallen war. Wer Jesus Christus wirklich kennenlernen will, muß ihm nachfolgen und in seine Fußstapfen treten.

Wenn wir den menschgewordenen Sohn Gottes kennen und lieben wollen, dann sollen wir seine heiligste Mutter, die ihn empfangen und gebären durfte, anrufen und verehren: die heilige Jungfrau Maria! Sie wird uns sicher zu ihrem Sohn geleiten, damit wir in ihm das wahre Leben finden, das uns im Glauben bereits auf Erden geschenkt wird und in der Ewigkeit Gottes seine Vollendung findet. Amen