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Predigt:

21. Sonntag im Jahreskreis C (26.08.2001)

L1: Jes 66,18-21; L2: Hebr 12,5-7.11-13; Ev: Lk 13,22-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wie sieht unser Leben aus? Empfinden wir es vorwiegend als Geschenk und Gabe Gottes, für die wir täglich dankbar sind, oder sehen wir darin bisweilen eine große, ja fast unerträgliche Last, die uns zugemutet wird? Vor allem aber: Haben wir persönlich die Antwort schon gefunden auf die alles entscheidende Frage, die da lautet: Wozu leben wir? Oder anders formuliert: Was ist der Sinn des Lebens?

Das heutige Evangelium sagt uns, daß es für uns Menschen darauf ankommt, daß wir ins Reich Gottes, ins Himmelreich gelangen. Von Osten und Westen, von Norden und Süden werden viele kommen und im Reiche Gottes zu Tisch sitzen, sagt Jesus. Das klingt verheißungsvoll und einladend! Denn Gottes Liebe möchte niemanden ausschließen. Alle Menschen sind gerufen zum Hochzeitsmahl des ewigen Lebens bei Gott.

Die Frage ist berechtigt, wie sich mit dieser Offenheit der Einladung sogenannte „Einlaßbedingungen“ vertragen, welche Jesus im selben Evangelium nennt. Denn offenbar geschieht der Eintritt ins Reich Gottes nicht automatisch oder gar gegen den Willen der Betroffenen. Die Schilderung Jesu ist durchaus dramatisch, wenn er ausführt: „Viele werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.“ Was kann das heißen? Nimmt Gott etwa sein Wort zurück? Gilt seine Einladung doch nicht so, wie sie ausgesprochen wurde? Sind nur wenige berufen zur Teilnahme an der ewigen Seligkeit?

Gewiß würden wir der Liebe und Barmherzigkeit Gottes Unrecht tun, wenn wir daran zweifeln wollten, daß Gott wirklich das Heil aller Menschen will. Er möchte, daß alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen und eintreten können ins Reich Gottes. Die einzige Voraussetzung dafür ist jener Glaube, in dem der Mensch sich Gott mit ganzem Herzen schenkt und gleichsam sein ganzes Leben einsetzt, es für Gott in die Waagschale wirft. So sagt Jesus: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen!“ Ganzer Einsatz ist gefragt, Halbheiten bringen nichts.

Gegenüber einem Heilspessimismus sollten wir nicht übersehen, daß Jesus auf die Frage, ob nur wenige gerettet werden, keine direkte Antwort gibt. Er sagt nur, daß ein jeder sich bemühen soll, da uns das Heil nicht aufgedrängt wird, sondern ein Angebot und eine Einladung Gottes an die Freiheit des Menschen darstellt. Die reale Möglichkeit besteht durchaus, daß jemand das Heil auch zurückweisen und somit verfehlen kann. Gott ist wirklich die Liebe, doch Liebe zwingt nicht. Es ist ein Geheimnis, daß es die Möglichkeit gibt, daß jemand sich bis zuletzt sogar der absoluten Liebe Gottes verschließen kann!

Dieser unleugbare Ernst unseres Lebens soll uns aber nicht entmutigen, sondern aufrufen zu einem entschlossenen Streben, den Willen Gottes zu erfüllen. Gott kennt unseren guten Willen, und er hilft uns mit seiner Gnade. In Jesus Christus, seinem Sohn, hat er uns das Tor zum ewigen Leben geöffnet. Diese Tür steht offen, wir müssen nur durchgehen wollen.

Lassen wir uns hinführen zu dieser Tür durch die Kirche, die uns im Namen Christi einlädt, den Weg des Glaubens zu gehen! Folgen wir der großen Schar der Menschen aus allen Völkern und Nationen, die bereits den Weg gefunden haben und ihn gegangen sind als leuchtende Vorbilder des Glaubens und der Liebe. Sie dürfen bereits teilnehmen an der Herrlichkeit des Himmels, zu der auch wir geladen und berufen sind.

Empfehlen wir uns der heiligen Gottesmutter Maria, die auch unsere himmlische Mutter ist. Ihr Wunsch ist es, daß keines von ihren Kindern fehlt im Reiche Gottes! Ein Kind Mariens geht niemals verloren, heißt es im gläubigen Vertrauen des Volkes. Das ist keine Beschwichtigung, sondern eine heilsame Ermutigung zu einem Leben der Gottes- und Nächstenliebe. Denn wer die Liebe übt, der erfüllt alle Gebote. Wenn wir hier auf Erden mit Gott verbunden sind im Glauben, dann werden wir auch der ewigen Schau Gottes teilhaftig werden dürfen. Amen