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Predigt:

In Liebe geben, ohne etwas zu erwarten

22. Sonntag im Jahreskreis C (28.08.2016)

L1: Sir 3,17-18.20.28-29; L2: Hebr 12,18-19.22-24a; Ev: Lk 14,1.7-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der heilige Ulrich von Augsburg, der Kirchenpatron von Trandorf, kam als Bischof viel herum in seiner Diözese. Er suchte den Kontakt mit den Menschen und stand ihnen bei in ihren leiblichen und geistigen Nöten. In allem suchte er den Willen Gottes zu erfüllen, getreu dem Vorbild seines Herrn und Meisters Jesus Christus.

Die Worte Jesu aus dem heutigen Evangelium: „Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein“ (Lk 14,13), hat er buchstäblich erfüllt. Denn dort, wo ein Gastmahl stattfand, bei dem natürlich viele Reiche und Angesehene zugegen waren, da hat der heilige Bischof Ulrich immer auch ausdrücklich arme Menschen eingeladen und sich sogar persönlich um diese Gäste gekümmert. Er zeigte auf diese Weise, dass alle Menschen vor Gott dieselbe Würde haben und dass Gott Niedrige und Hohe, Arme und Reiche in sein himmlisches Reich beruft und beim Gastmahl des ewigen Lebens versammeln will.

Wohltätigkeit und Gastfreundschaft nach den Weisungen des Herrn Jesus Christus: diese Haltungen und Tugenden haben die Christen immer ausgezeichnet. Dadurch unterschieden sie sich auch von ihrer Umgebung. Die sogenannte „normale“ Einstellung besagt ja: „Ich gebe dir etwas, und du gibst mir etwas.“ Es herrscht das Prinzip der Gegenseitigkeit, und wir verbinden damit eine Form von Gerechtigkeit.

Doch wo jemandem etwas geschenkt wird, der es nicht auf gleiche Weise erwidern und vergelten kann, da wird die Logik dieser Welt durchbrochen. Die Frage mag dann im Raum stehen: „Warum tust du das? Wie kannst du dich auf so etwas einlassen?“ Jesu Antwort ist ganz klar: Wer in dieser Weise handelt, der wird „selig“ sein; es wird ihm „vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“ (Lk 14,14)

Der eigentliche Grund für ein selbstloses Geben und für ein von der Liebe bewegtes Dasein für andere ist ja dieser: Wir selber sind immer zuerst die Beschenkten. Denn auch dort, wo wir durch die Arbeit der Hände und des Geistes etwas vollbringen, können wir dies nur tun, weil uns Gott mit vielen Fähigkeiten und Talenten ausgestattet hat. Auch die Gaben der Natur, die wir jedes Jahr dankbar empfangen, sind Geschenke des Schöpfers. Gott hat alles auf wunderbare Weise eingerichtet, sodass die Erde ihre Frucht bringt und mit Brot, Wein und anderen guten Gaben das Herz des Menschen erfreut.

Wenn wir aber immer schon die reich Beschenkten sind: Warum sollten wir dann nicht mit anderen teilen? Die Logik der Liebe geht über die Logik der Gerechtigkeit hinaus. Vom Geist Gottes erfüllt, wagen Menschen die vorbehaltlose Zuwendung zum Nächsten, ohne zu fragen, ob jener dies alles verdient oder nicht. Wer reichlich gibt, der empfängt auch wiederum. Das, was wir mit anderen teilen, bereitet uns doppelte Freude. Wer mit einem frohen und bereiten Herzen das weitergibt, was er entbehren kann und der Nächste braucht, der wird zum Zeugen der schenkenden Liebe Gottes.

Dies ist eine starke Botschaft; nicht zuletzt im „Jahr der Barmherzigkeit“.

In wenigen Tagen – am 4. September 2016 – wird Mutter Teresa von Kalkutta in Rom von Papst Franziskus heiliggesprochen. Damit anerkennt die Kirche in feierlicher Weise den selbstlosen, von Liebe erfüllten Dienst dieser großen Ordensfrau, die zusammen mit ihren Mitschwestern für die Ärmsten der Armen in den Slums von Kalkutta da war. Die „Missionarinnen der Nächstenliebe“, wie ihr Orden genannt wird, haben so zuerst durch die Tat und dann erst durch das Wort die Liebe Gottes offenbart.

Woher aber hat sie die Kraft dazu erhalten? Durch die innige Verbundenheit mit Gott im Gebet und in der gläubigen Mitfeier der heiligen Messe. Denn dies ist in den Ordenshäusern ihrer Gemeinschaft immer das erste. Von dort her, von der Anbetung Christi im Altarsakrament, von der ehrfürchtigen Feier der heiligen Messe und dem oftmaligen Empfang des Bußsakraments holte sich Mutter Teresa die Kraft zum Dienst an den Menschen.

Auch wir sind eingeladen, gemäß unseren Möglichkeiten stets neu das Gute zu tun und selbstlos für andere da zu sein. Christus, der Herr, ist uns nahe, und die Fürbitte der Gottesmutter Maria und aller Heiligen des Himmels begleitet und stärkt uns! Amen.