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Predigt:

23. Sonntag im Jahreskreis C (09.09.2001)

L1: Weish 9,13-19; L2: Phlm 9b-10.12-17; Ev: Lk 14,25-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Christentum ist keine Theorie, sondern eine Schule des Lebens, in der unser Herr und Meister Jesus Christus der einzige Lehrer ist. Seine Worte sind Geist und Leben. Was er uns sagt und lehrt, hat er uns vorgelebt. Für uns kommt es darauf an, daß wir sein Wort nicht nur hören, wenn es uns die Kirche verkündet, sondern daß wir auch danach leben. Dem Bekenntnis des Glaubens soll die Tat der Liebe entsprechen!

Wie können wir das heutige Evangelium ins Leben übersetzen? Ist es nicht angebracht, auf das Beispiel jener Menschen zu schauen, die Jesus Christus nachgefolgt sind und die uns als Vorbilder im Glauben den Weg weisen? Gestern haben wir das Fest Mariä Geburt gefeiert, und in wenigen Tagen begehen wir Mariä Namen. Die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria war die erste, die begriffen hat, was ihr Sohn, der zugleich der ewige Sohn Gottes ist, den Menschen sagen wollte. Sie hat das Evangelium durch ihr Leben in die Tat umgesetzt.

Versuchen wir einfach, die Lehrsätze des heutigen Evangeliums auf das Leben der Gottesmutter Maria anzuwenden! Jesus sagt: Wer nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, kann nicht mein Jünger sein. Was soll das heißen? Wie hat Maria, die Mutter Jesu, dieses Wort gelebt? Sie war in allem darauf bedacht, Gottes Willen zu erfüllen. Auf diese Weise hat sie ihr eigenes Leben gleichsam gering geachtet, da sie eigene Wünsche zurückstellte, um dem Reich Gottes zu dienen. Die Heilige Familie – Jesus, Maria und Josef – war eine Familie nach Gottes Plänen, von einer Liebe erfüllt, die ganz in Gott gegründet war.

Dann spricht Jesus im heutigen Evangelium davon, daß ihm nur der nachfolgen könne, der bereit ist, jeden Tag sein Kreuz zu tragen. Dies ist im übertragenen Sinn zu verstehen und kann bedeuten: Nimm deine Mühen auf dich, entziehe dich nicht den Lasten, die dir das Leben nach Gottes Plan auferlegt. Trage dein ganz persönliches Kreuz, dann wird es dich tragen und den Weg zur ewigen Seligkeit weisen! Wie hat die selige Jungfrau Maria diesem Jesuswort entsprochen? In starkem, tapferem Glauben hat sie alles angenommen, was ihr als Auftrag Gottes zugemutet wurde. Sie war in heiliger Jungfräulichkeit Gott hingegeben und hat auch ihren Sohn Jesus nicht als ihr Eigentum betrachtet, über das sie verfügen konnte, sondern ihn bereitwillig hingegeben, damit er seine Sendung zum Heil der Menschen erfüllen konnte. Bis unter das Kreuz ist sie dem Herrn gefolgt und hat auf diese Weise auch ihren Anteil an den Leiden des Erlösers auf sich genommen. Nicht umsonst feiert die Kirche jedes Jahr am 15. September das Gedächtnis der Schmerzen Mariens.

Im Evangelium dieses Sonntags folgen dann zwei Beispiele, die Jesus anführt, um aufzuzeigen, daß wir uns ganz einsetzen sollen für Gottes Reich. Wer einen Turm bauen will, der überlegt vorher, ob seine Mittel reichen, um den Bau zu vollenden. Wenn ein König in den Krieg zieht, so rechnet er schon im voraus seine Erfolgschancen aus. Das heißt übertragen auf unseren Lebensweg: Wir sollen bereit sein, alle unsere Kräfte für Gott zur Verfügung zu stellen. Was gefragt ist, sind nicht Halbheiten, sondern der Ganzeinsatz der Liebe im Dienste Gottes und des Nächsten. Und da zeigt uns der Blick auf Maria, daß sie wirklich ihr ganzes Leben Gott zur Verfügung gestellt hat in der Hingabe ihrer Liebe. Auf diese Weise hat sie mitgewirkt am Heilsplan Gottes und ist auch unsere geistliche Mutter geworden!

In diesem Sinn ist der letzte Satz des heutigen Evangeliums zu verstehen: „Keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.“ Innere Loslösung von allem Eigentum ist gefragt, ein Herz, das zu geben bereit ist, sollen wir haben. Wie viel wir an äußeren Gütern besitzen, ist nicht maßgebend. Wichtig ist, daß wir alles nach dem Plan Gottes einsetzen für das Himmelreich, in das uns der Herr einlädt.

So hat die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria nicht herumgerechnet, ob sich wohl alles ausgeht und für sie selbst noch etwas übrigbleibt, wenn sie den Willen Gottes ganz erfüllt. Ihre Speise war es vielmehr – in Einheit mit ihrem göttlichen Sohn – den Willen des himmlischen Vaters zu tun. Auf diese Weise wurde sie reich beschenkt an Gaben und Gnaden.

Nur der Weg der Hingabe führt zum Ziel. Möge uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria gut durch unser irdisches Leben geleiten, damit wir das Ziel des ewigen und seligen Lebens bei Gott erreichen! Amen