www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

24. Sonntag im Jahreskreis C (16.09.2001)

L1: Ex 32,7-11.13-14; L2: 1 Tim 1,12-17; Ev: Lk 15,1-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Welches Bild haben wir von Gott? Wie stellen wir uns ihn vor? Diese Frage kommt immer wieder hoch und bleibt aktuell. Denn eines steht fest: Gott ist größer als all unsere Vorstellungen. Wir können ihn nicht eingrenzen mit unserem Verstand, er ist unbegreiflich. Und dennoch: Seit sich der allmächtige Gott durch seinen Sohn Jesus Christus als der gütige Vater für uns offenbart hat und seit der Heilige Geist ausgegossen wurde über die Apostel, die Jünger und alle Glaubenden – also am Anfang der Kirche – sind wir nicht mehr völlig unwissend: Gott selbst hat uns gezeigt, wer er ist und welches Bild wir von ihm haben sollen!

Im heutigen Evangelium wird uns besonders die Vergebungsbereitschaft des höchst gerechten, aber zugleich auch unendlich barmherzigen Gottes und Vaters vor Augen gestellt. Jesus verwendet dafür Gleichnisse, in denen uns eine Ahnung vermittelt werden soll von der Erhabenheit Gottes, den unser menschliches Denken nicht fassen kann. Seien wir doch ehrlich: Oft fehlt uns einfach der Glaube, daß Gott so sehr um jeden einzelnen Menschen bemüht ist, daß er diesem wirklich nachgeht in allen Irrungen und Wirren seines Lebens. Das Bild des Hirten, der das verlorenen Schaf sucht und die übrigen zurückläßt, bis er es findet, kann uns etwas davon vermitteln, wie sehr Gott doch an uns liegt. Sicher: Gott ist auf uns nicht angewiesen, denn er ist vollkommen und hat uns für sein ewiges Glück nicht nötig. Dennoch liebt er uns und möchte unser Glück. So will der himmlische Vater nicht, daß ein Mensch verlorengeht, sondern er geht ihm nach und führt den Sünder wieder zurück in die Gemeinschaft mit ihm.

Dieselbe Botschaft wollen auch die beiden anderen Gleichnisse vermitteln: Eine Frau sucht ihre verlorene Drachme mit allem Einsatz ihrer Kräfte. Als sie diese endlich findet, lädt sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zum Fest. Das heißt doch, auf Gott bezogen: Unser himmlischer Vater bemüht sich um uns, sogar auf Wegen, wo andere längst aufgegeben hätten und sagen würden: Das ist unvernünftig! Gott gibt uns nicht auf; ihm sind wir nicht gleichgültig, sondern er liebt uns mit ganz persönlicher Zuneigung und Aufmerksamkeit.

Und schließlich das uns allen gut bekannte Gleichnis vom verlorenen Sohn, das uns die Barmherzigkeit des göttlichen Vaters auf unüberbietbare Weise aufzeigt. Gott achtet die Freiheit des Menschen, und so kann der Mensch diese auch mißbrauchen, wenn er Dinge tut, die vor Gott nicht recht sind. Als der jüngere Sohn nach vielen Irrwegen und in großem, selbstverschuldetem Elend schließlich doch zur Einsicht kommt und umkehrt, nimmt ihn der Vater voll Freuden auf. Er schenkt ihm all das zurück, was er durch seine eigene Schuld verloren hat, ja noch mehr: Er feiert ein Fest mit ihm. Das heißt, auf Gott bezogen: Unser himmlischer Vater trägt uns nichts nach, wenn wir uns mit ganzem Herzen ihm zuwenden. Vielleicht hört jemand diese Botschaft und faßt Mut und Vertrauen: Gerade dann, wenn ein Leben ganz mißlungen und gescheitert erscheint, beginnt erst die Größe der Barmherzigkeit Gottes. Der gütige Gott schenkt auch diesem Menschen, wenn er den ehrlichen Willen zu einem Neubeginn hat, sein Erbarmen.

Dies zu akzeptieren fällt dem älteren Sohn nicht leicht. Er war doch immer der „Brave“ und wird – wie er meint – schlechter behandelt als der „Schlimme“, der jetzt heimgekehrt ist. Aber das ist ein Irrtum: Gott liebt jeden auf ganz einzigartige Weise und kümmert sich um alle. Wir sollen es ihm nicht zum Vorwurf machen, daß er sich gerade der Sünder annimmt und sie mit seiner ganzen Vaterliebe zur Umkehr ruft. Im Himmel herrscht Freude über jeden, der in Gottes Liebe steht und besonders über jene, die umkehren und sich Gott wieder zuwenden.

Nehmen wir, liebe Brüder und Schwestern, das Sakrament der Barmherzigkeit Gottes in der heiligen Beichte an und lassen wir uns immer wieder mit Gott versöhnen. So wird uns auch der Weg zu einem neuen Miteinander eröffnet. Auf die Fürbitte der Schmerzhaften Gottesmutter Maria mögen wir den Weg finden zum Herzen des Erlösers, der uns die Liebe des himmlischen Vaters erschlossen hat und der uns im Heiligen Geist in reicher Fülle mit allen göttlichen Gaben beschenkt. Amen