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Predigt:

Die unvorstellbare Freude im Himmel über jeden Sünder, der sich bekehrt

24. Sonntag im Jahreskreis C (11.09.2016)

L1: Ex 32,7-11.13-14; L2: 1 Tim 1,12-17; Ev: Lk 15,1-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gott ist anders, als wir ihn uns vorstellen. Er handelt auch oft anders, als wir Menschen es erwarten würden! Dies wird uns wieder einmal klar, wenn wir die Schrifttexte dieses 24. Sonntags im Jahreskreis C hören und auf uns wirken lassen.

Manchen Menschen bereitet dies zugegebenermaßen Schwierigkeiten: Das gibt es so viel Leid und so viel Böses in der Welt, und Gott greift – scheinbar – nicht ein! Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Wie lange wartet Gott noch zu, bis er ein Strafgericht über die Bösen verhängt?

Gewiss: Die Hölle gibt es, und man darf die Sünde nicht verharmlosen. Aber hat Gott wirklich ein Interesse daran, dass die Menschen verloren gehen? Keineswegs! Er will ja, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen und durch Jesus Christus gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4). Ganz deutlich kommt dies in den Lesungen und im Evangelium zum Ausdruck:

Das alttestamentliche Buch Exodus berichtet in menschlicher Redeweise über Gott, dass dieser erzürnt über das Volk Israel ist. Eben noch hatte der Herr es aus der Sklaverei der Ägypter befreit und ihm die zehn Gebote gegeben. Doch anscheinend haben sie sehr schnell vergessen, wer Gott ist, denn sie machten sich ein goldenes Kalb und brachten ihm Opfer dar. Sollte Gott dieses Volk nicht streng bestrafen und vernichten? Doch da tritt Mose als Fürbitter auf. Er setzt sich für sein Volk ein und erinnert Gott an sein Heilshandeln. Wie kann da der barmherzige und gütige Gott sein Volk vernichten? Und wie es heißt, hatte die Fürbitte des Mose Erfolg. Gott ließ sich – wiederum sehr menschlich formuliert – „das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.“

In der zweiten Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus wird ebenfalls klar: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten.“ Und Paulus fügt hinzu: „Von ihnen bin ich der erste.“ (1 Tim 1,15 b). Nicht die Sünde wird hier verharmlost, sondern die überreiche Gnade Gottes wird hier offenbar. Gott hat eher seinen eigenen Sohn als Mensch dem Tod übergeben, als dass er uns, die wir durch die Sünde fern von ihm waren, verloren gehen lassen wollte. Nur weil Gott in seinem Wesen Liebe ist, kann sein Handeln in dieser Weise nachvollzogen werden!

Das Erbarmen Gottes mit den schuldig gewordenen Menschen ist umso wunderbarer und überraschender, als ja die Sünde in ihrem tiefsten Wesen die wissentliche und willentliche Abwendung von Gott darstellt und mit dem Verlust des göttlichen Lebens und daraus entspringenden schlimmen Folgen – bis hin zum ewigen Tod – verbunden ist. Wenn nun Gott, der vollkommen gerecht und heilig ist, in der Lage ist, trotz des Übermaßes menschlicher Schuld Vergebung und einen Neuanfang zu gewähren, dann gibt es für den Menschen keine Ausrede mehr. Jeder kann einmal oder auch öfter im Leben fallen; aber liegen bleiben gilt nicht mehr! Denn der Herr selber richtet uns auf und nimmt uns an der Hand, damit wir den guten Weg wiederaufnehmen.

Und dann geschieht es, wie Jesus sagt, dass im Himmel mehr Freude herrscht über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die scheinbar der Umkehr nicht bedürfen. Die Freude des Himmels über jeden verlorenen Sohn und über jede verlorene Tochter, die wiedergefunden werden, wird von Jesus in großartigen Gleichnissen dargestellt. Ein Hirte macht sich auf und sucht das verlorene Schaf; während er das eine sucht, muss er die übrigen etwas vernachlässigen, doch die Freude des Wiederfindens wiegt alle Mühen und Sorgen auf. Eine Frau ist auf der Suche nach einem kostbaren Geldstück; als sie es findet, feiert sie mit ihren Nachbarinnen und Freundinnen. Ein Vater trauert um seinen Sohn, der auf Abwege geraten und für den Vater gleichsam wie „tot“ ist; als dieser schließlich doch wieder zurückkehrt, veranstaltet er ein Fest und nimmt das Risiko des Ärgernisses für den zurückgebliebenen „braven“ Sohn auf sich. Welch großartige Bilder der Umkehr, die auch unser Herz zutiefst ergreifen können!

Im „Jahr der Barmherzigkeit“ lädt uns Papst Franziskus getreu dem Evangelium Christi ein zu Buße und Umkehr. Wenn wir uns als Sünder bekennen, dann ist Gott über alle Maßen großherzig: Wer sich in Reue und Demut selbst anklagt, wenn er in der Beichte die Sünden bekennt, der erfährt von Gott durch den Dienst des Priesters die Lossprechung, die Vergebung. So ist ein Neubeginn möglich, und Friede kehrt wieder ein!

Lassen wir uns mit dieser Freude der Versöhnung beschenken, und empfehlen wir alle Menschen der Fürbitte der Jungfrau und Gottesmutter Maria, der „Mutter der Barmherzigkeit“! Amen.