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Predigt:

26. Sonntag im Jahreskreis C (30.09.2001)

L1: Am 6,1a.4-7; L2: 1 Tim 6,11-16; Ev: Lk 16,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!


An diesem schönen Tag sind wir in großer Freude versammelt, um miteinander Gott zu danken für die vielen guten Gaben, die er uns in diesem Erntejahr geschenkt hat. Wir feiern das „Erntedankfest“, und dies tun wir durchaus im Bewußtsein der Leistung und des Fleißes vieler Menschen, aber noch mehr mit Blick auf Gott als den guten Geber aller Gaben.

Denn im Psalm heißt es: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut. Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, daß ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen; denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf.“ (Ps 127,1–2) Mit anderen Worten: Alles menschliche Mühen würde überhaupt nichts nützen, wenn der Segen Gottes fehlte! Gerade auch Unglücke und Katastrophen, vor denen wir Gottseidank in unserem Land in größerem Ausmaß verschont geblieben sind, zeigen doch auf, wie hinfällig irdische Sicherheiten sind und wie sehr der Mensch auch abhängig ist von Faktoren und Gegebenheiten, die er selber nicht in der Hand hat.

Die Wachau – dieses wohl schönste Stück Niederösterreichs – bietet sich uns wieder in reicher Fruchtbarkeit dar: Der Wein erfreut das Herz des Menschen (Ps 104,15), die Obstbäume und Felder haben ihre guten Früchte gebracht, auf den Äckern ist Gras gewachsen für das Vieh (vgl. Ps 104,16.14). Wir sind dankbar und zufrieden mit dem, was uns die Natur wieder geschenkt hat, der Gott die Kraft verliehen hat, Nahrung hervorzubringen für den Menschen und für alles, was lebt!

Wenn wir zuvor die Krone mit den Erntegaben in feierlicher Prozession zur Kirche gebracht haben, dann zeigt dies an, daß Gott der Ursprung aller Dinge ist und diese in ihm ihre Vollendung finden. Das Geheimnis des Lebens ist Verwandlung, und der Glaube gibt uns die Zuversicht, daß alles Werden und Vergehen umfangen ist von einem großen Plan der Liebe, der das Zeitliche im Ewigen bewahrt und bestehen läßt.

Was wäre in diesem Zusammenhang wunderbarer, als die in jeder heiligen Messe geschehende Darbringung von Brot und Wein als gute Gaben der Schöpfung, damit daraus der Leib und das Blut Christi werden, in denen uns Gott reichen Segen und ewiges Heil schenkt? Der Priester betet bei der Gabenbereitung über das Brot: „Gepriesen bist du Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir bringen dieses Brot vor dein Angesicht, damit es uns das Brot des Lebens werde.“ Hier werden die Schöpfungsgaben einbezogen in das Geheimnis der Erlösung und des ewigen Lebens. Ähnlich heißt es bei der Darbringung des Weines: „Gepriesen bist du Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns den Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Wir bringen diesen Kelch vor dein Angesicht, damit er uns der Kelch des Heiles werde.“

Vielleicht können wir uns das wieder bewußt machen: Gott möchte alles verwandeln in seiner Liebe. Er bezieht die Gaben der Schöpfung ein in seinen Heilsplan. Noch mehr möchte er unser Leben durch seine Liebe verwandeln und umschmelzen, damit wir in der liebenden Hingabe unseres Herzens das wahre Glück finden, das Gott uns bereitet hat! Legen wir daher zusammen mit Brot und Wein auch unser Herz vor Gott auf den Altar, dann wird unser ganzes Leben hineingenommen in das Kreuzesopfer Christi und in das Geheimnis seiner Auferstehung!

Die Wachau kennt einen großen Heiligen aus ferner Zeit: Es ist der heilige Severin, der es verstanden hat, die Menschen dazu anzuleiten, für die irdischen Dinge verantwortungsbewußt zu sorgen und sie auf das Ewige hinzuordnen. Vor allem hat er die Liebe zu den Armen gelehrt und praktiziert; etwas, an das wir auch durch das heutige Evangelium vom reichen Prasser und dem armen Lazarus wieder eindringlich erinnert werden. Wer darf sagen: „Hauptsache, es geht mir gut! Die Armen kümmern mich nicht ...“ Die Freude und der Dank über die vielen guten Gaben Gottes sollen unser Herz offen und weit machen, damit wir die Not der Armen und Leidenden aus Nah und Fern nicht übersehen, sondern ihnen nach unseren Kräften beistehen und helfen!

Legen wir unseren Dank für das Vergangene und unsere Bitten für die Zukunft vertrauensvoll in Gottes Hände! Wir empfehlen uns der heiligen Gottesmutter Maria, die unser Mühen vom Himmel her mit mütterlicher Anteilnahme begleitet und liebevoll bei Gott für uns eintritt. Möge uns der Reichtum der guten Gaben Gottes die Augen öffnen für jene Güte, die den Geber dieser Gaben auszeichnet. Nur in der Liebe zu ihm und zu unseren Brüdern und Schwestern können wir das Heil finden, das uns der Herr bereitet hat. Amen