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Predigt:

29. Sonntag im Jahreskreis C (21.10.2001)

L1: Ex 17,8-13; L2: 2 Tim 3,14-4,2; Ev: Lk 18,1-8


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?“ Diese bedrängende Frage, deren Antwort offen bleibt, war der Abschluß des eben gehörten Evangeliums vom heutigen Sonntag. Die Kirche begeht den Weltmissionssonntag, auch „Sonntag der Weltkirche“ genannt. Gemeinsam werden wir daran erinnert, wie wichtig es für uns Christen ist, jenen Glauben weiterzugeben an andere, den auch wir einmal empfangen haben!

Und da kommt diese Frage: Wird der Menschensohn bei seiner Wiederkunft am Jüngsten Tag noch Glauben vorfinden auf Erden? Jemand könnte jetzt pessimistisch denken und sagen: „Es ist gar nicht sicher, ob es bei der endgültigen Wiederkunft des Sohnes Gottes in Herrlichkeit noch gläubige Menschen geben wird, dann wenn er kommt um zu richten die Lebenden und die Toten.“ Aber so kann es wohl nicht gemeint sein! Denn Jesus Christus möchte mit seinen Worten nicht entmutigen und in Angst und Schrecken versetzen, sondern heilsam beunruhigen und gerade so die Menschen auf dem Weg der Besinnung und Herzensänderung zum Guten hinführen,zu einem lebendigen Glauben an die Güte unseres Gottes, der die Menschen mehr liebt als Eltern ihre Kinder!

Vorher spricht Jesus im Evangelium vom vertrauensvollen Gebet zu Gott. Er führt das Gleichnis vom ungerechten Richter an, bei dem es eigentlich aussichtslos ist, daß jemand sein Recht erhält. Und da soll ausgerechnet eine recht- und hilflose Witwe zu dem kommen, was ihr zusteht? Die gute Frau jedoch läßt sich nicht beirren und drängt den Richter beharrlich dazu, ihr endlich Recht gegenüber ihren Feinden zu verschaffen. Dieser erfüllt schließlich ihre Bitte – allein deshalb, weil er diese lästige Frau endlich loshaben will! Jesus sagt nun, daß Gott viel gütiger ist als jener Richter. Gott ist der vollkommen Gerechte und zugleich der Barmherzige, der seinen Auserwählten bestimmt zu ihrem Recht verhelfen wird, wenn sie nur vertrauensvoll zu ihm rufen.

Jener Glaube ist also mit der anfangs erwähnten Frage Jesu gemeint, der getragen ist von einem unerschütterlichen Vertrauen in die Liebe und Macht Gottes. Wer diesen Glauben besitzt, wird Gottes Hilfe erfahren. Um diesen Glauben zu ringen, ist uns allen zur Aufgabe gestellt. Der Glaube, den wir empfangen haben, er will geschätzt und bewahrt, er will gelebt und auch weitergegeben werden an andere!

Die Kirche hat ihren Missionsauftrag von Jesus selbst erhalten: Er sprach zu den Aposteln und ihren Nachfolgern und Mitarbeitern, sie sollten in alle Welt gehen und alle Menschen zu seinen Jüngern machen. Das geschieht durch die Verkündigung des Evangeliums, die Spendung der Sakramente und die geistliche Leitung der Glaubenden durch die bestellten Hirten.

Hätte es keine Glaubensboten gegeben, die zu uns gekommen wären, würden wir vielleicht nichts von der heilbringenden Botschaft Christi wissen. Wie müssen wir auch unseren Eltern, den Priestern und Religionslehrern dankbar sein, daß sie uns im Glauben unterrichtet und auf diese Weise befähigt haben, als Christen zu leben und diesen Glauben auch weiterzugeben an andere!

Ein Land steht heuer besonders im Mittelpunkt dieses „Sonntags der Weltkirche“. Es ist China, das ja bekanntlich in zwei unterschiedlichen politischen Systemen und Staaten auf dem Festland sowie auf der Insel Taiwan existiert. Immer wieder hat es hoffnungsvolle Ansätze gegeben, das Christentum in China einzuführen, und tatsächlich ist ein beachtlicher Teil der Menschen bereits christlich. „Aber was ist das bei so vielen?“ könnten wir versucht sein, etwas entmutigt zu fragen. Andererseits: Haben wir das Recht, der frohen Botschaft Grenzen zu setzen? Kann Gott nicht Menschen berufen und auch auf Wegen, die uns bisher nicht gangbar erschienen, das Wort Gottes zu den Herzen der Menschen dringen lassen?

Die christliche Mission kennt zwei Grundsätze, die unbedingt beachtet werden müssen:

Das erste Prinzip ist die feste Glaubensüberzeugung von der Heilsnotwendigkeit Christi und der Kirche. Jesus Christus, der wahre Gott und Mensch, möchte alle Menschen erlösen. Er ist für alle gestorben und auferstanden. Daher soll auch allen die frohe Botschaft verkündet werden, damit sie zum Glauben gelangen können!

Der zweite Grundsatz heißt: Die Freiheit der Menschen ist zu achten. Denn Glaube kann nie durch Zwang oder Überredung oder gar mit Gewalt herbeigeführt werden, sondern ist eine freie Entscheidung der Menschen, die durch die Hilfe der göttlichen Gnade dem Wort Gottes ihre Zustimmung geben, das ihnen verkündet wird. Glauben heißt ja alles für wahr halten, was Gott geoffenbart hat und uns durch seine heilige Kirche zu glauben lehrt. Glauben heißt vor allem ganz auf Gott vertrauen und sich ihm hingeben mit allen Kräften des Herzens.

Wir sind heute in Liebe und Solidarität verbunden mit den Christen in den Missionsländern und mit allen, die die frohe Botschaft in die Welt tragen.

Beten wir, indem wir die Fürsprache der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria anrufen, für alle, die Verfolgung leiden um ihres Glaubens willen! Danken wir Gott dem Herrn dafür, daß wir zur Kirche gehören und den Glauben im Herzen dürfen. Wir wollen uns bemühen, aus diesem Glauben zu leben. Denn der katholische Glaube lehrt uns, Gott und die Menschen zu lieben, und er verheißt uns die ewige Seligkeit des Himmels. Amen