www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

2. Adventsonntag C (10.12.2000)

L1: Bar 5,1-9; L2: Phil 1,4-6.8-11; Ev: Lk 3,1-6


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Bevor unser Herr Jesus Christus öffentlich auftrat, lebte er im Verborgenen der Familie von Nazaret. Als jene Zeit gekommen war, in der sich alles erfüllen sollte, was durch die Propheten im voraus angekündigt war, da war ein Mann in besonderer Weise dazu berufen, der Bote und Herold für den zu sein, der da kommen sollte: Johannes der Täufer rief die Menschen im Namen Gottes dazu auf, sich von ihren Sünden zu bekehren und sich dem lebendigen Gott wieder zuzuwenden. Zuerst also predigte Johannes der Täufer und rüttelte die Herzen der Menschen wach. Er machte sie aufmerksam für das Große, das bald erscheinen sollte: für die Offenbarung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus!

Im Advent, wo wir uns an die Ankunft Christi vor 2000 Jahren erinnern und uns zugleich vorbereiten auf die endgültige Ankunft des Herrn, da ist uns der heilige Johannes der Täufer wie ein Wegweiser, der die Menschen auch heute heilsam aufruft zu Buße und Umkehr. Er sagt auch uns, daß wir auf den hören sollen, der nach ihm kommt: auf unseren Herrn Jesus Christus.

Für alles Große im Leben braucht es eine Vorbereitung. Nichts ereignet sich einfach ganz unmittelbar, alles wird irgendwie im Laufe der Zeit schon hingelenkt auf sein Ziel. Dies gilt in unserem persönlichen Leben, wenn wir daran denken, daß der Mensch zuerst ein Kind ist, das größer wird und dazulernt, das sich weiterentwickelt in der Jugend, hin zum jungen Mann oder zur jungen Frau und schließlich erwachsen wird. Es sind die Entwicklungsgesetze allen Lebens, die auch für den Menschen gelten und denen sich auch unser Herr Jesus Christus unterwerfen wollte: Er ist ja wahrer Mensch geworden wie wir, in allem uns gleich, außer der Sünde. Darum wollte auch er nicht unvorbereitet in diese Welt eintreten:

Bereits im Alten Bund hat Gott durch die Propheten und Lehrer dem Volk Israel immer wieder jene Ankündigung gegeben von dem, der da kommen und sein Volk erlösen wird von aller Sünde und allem Bösen. Als Jesus dann durch die Jungfrau Maria vom Heiligen Geist empfangen war, da liebte er das Verborgene und wuchs heran. Er nahm zu an Alter und Weisheit. Schließlich trat jener Bote auf, der uns im heutigen Evangelium vor Augen tritt: Johannes der Täufer.

Johannes muß eine gewaltige Erscheinung gewesen sein: Er lebte in der Wüste, betete und fastete viel. Er ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig und trug ein Gewand aus Kamelhaar. Er war durch sein persönliches Beispiel absolut glaubwürdig. Und so wurden viele in ihrem Herzen erschüttert, als er den Menschen zurief: Jetzt ist die Zeit der Umkehr, denn das Heil Gottes ist nahegekommen! Bald werdet ihr es sehen. Sie glaubten, bereuten ihre Sünden und ließen sich im Jordan taufen zum Zeichen der Buße und der Umkehr. Erst dann, nachdem Johannes die Menschen vorbereitet hatte auf das Kommen des Messias, war die Zeit reif für das öffentliche Auftreten und Erscheinen Jesu Christi.

Liebe Brüder und Schwestern, wie geht es uns mit solchen Zeiten der Vorbereitung auf große und wichtige Dinge in unserem Leben? Sind wir nicht alle oft sehr ungeduldig und wollen das gleichsam vorwegnehmen, was noch Zeit braucht, um in Ruhe heranreifen zu können? Wenn wir gewisse Ziele erreichen wollen, dann müssen wir uns manchmal auf einen längeren Weg dorthin einstellen. Diese Erfahrung kennen auch glücklich verheiratete Menschen, wenn sie zurückdenken an die Zeit ihrer ersten Liebe, die sich wie ein kleines Pflänzchen entfalten mußte und erst langsam heranwuchs zu dem kräftigen Baum, den sie jetzt darstellt. Da wäre es falsch gewesen, einfach diese Stufen zu überspringen und so zu tun, als ob ... Wie viele Menschen machen da heute ihre diesbezüglichen Erfahrungen, oft gerade nicht zu ihrem eigentlichen Besten, wenn sie sich verfrüht auf Dinge einlassen, die erst der ehelichen Liebe vorbehalten sind!

Die Adventzeit bietet uns jene nötige Vorbereitung, die wir brauchen, um Weihnachten gut feiern zu können. Unser ganzes Leben ist ein Advent, der uns vorbereitet auf die endgültige Ankunft Gottes. Ab und zu tut es uns gut, wenn wir uns von Rufern wie Johannes dem Täufer heilsam zurufen lassen, daß wir die Umkehr und Buße nötig haben. Johannes allein wäre aber zu einseitig. Wir brauchen auch jemanden, der uns in Liebe an der Hand nimmt und hinführt zu Christus. Das ist seine Mutter Maria. Sie ist die Pforte des Heils, durch die Christus in diese Welt eingetreten ist. Wenn wir auf sie vertrauen, dann bereitet sie uns vor auf das Kommen Jesu Christi!

Nutzen wir also alle Gnaden, die Gott mit einer solchen Vorbereitungszeit für uns ganz persönlich verbunden hat. Nur wer sich gut vorbereitet, kann dann auch mit Freude und Hingabe ein großes Fest feiern! Dazu sind wir eingeladen, bald schon zu Weihnachten und schließlich einmal im Hochzeitsmahl des ewigen Lebens in der Herrlichkeit Gottes. Amen