www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

2. Fastensonntag C (11.03.2001)

L1: Gen 15,5-12.17-18; L2: Phil 3,17-4,1; Ev: Lk 9,28b-36


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Brief an die Philipper versucht der Apostel Paulus die Christen persönlich anzusprechen. Er möchte sie ermutigen zu einem wahrhaft christlichen Leben. Das Vorbild dafür ist und bleibt unser Herr Jesus Christus. Als Christen stehen wir in seiner Nachfolge, ihn müssen wir nachahmen, auf seinem Weg sollen wir gehen, um das Ziel des ewigen Lebens zu erreichen!

Da mag es ungewöhnlich erscheinen, daß Paulus die Gemeinde von Philippi dazu auffordert, auch ihn selber nachzuahmen: „Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt.“

Der Apostel Paulus ist hier nicht überheblich oder maßt sich etwas an, was ihm nicht zusteht. Er weiß selber zu gut, daß er alles, was er ist und an Gutem tun kann, der Gnade Gottes verdankt. Aber seit seiner Bekehrung bemüht er sich nach Kräften, dem Herrn Jesus Christus nachzufolgen, den er erkannt hat. Und da sucht er auch die Gemeinde durch sein gutes Beispiel auf den rechten Weg zu führen. Der Sinn seiner Worte lautet: Ahmt mich nach, so wie ich Christus nachahme und ihm nachfolge! Da tut ihr euch vielleicht leichter; denn Christus seht ihr nicht mehr, aber andere, die ihm nachfolgen, weil sie von seiner Liebe ergriffen worden sind, wie mich und die übrigen Apostel, die seht ihr, und ihnen könnt ihr nachfolgen!

Leider muß der Apostel Paulus dann ein Negativbeispiel anführen: Es gibt Menschen, die auch den Adressaten seines Schreibens in Philippi bekannt sind, die vom Glauben abgefallen sind und so leben, als ob Christus sie nicht erlöst hätte, als ob es Gott nicht gäbe. Sie leben – wie der Apostel formuliert – „als Feinde des Kreuzes Christi.“ Und weiter, sehr drastisch: „Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn.“

Das klingt hart, ist aber gut gemeint. Es gibt eben auch diese unheilvolle Lebenseinstellung, wo Menschen jede Hoffnung auf Gott aufgegeben haben und sich vollkommen in das Irdische verlieren. Ihre einzige Sorge ist das irdische Wohlergehen, die Befriedigung des sinnlichen Begehrens nach Sattsein und Reichtum, nach irdischer Macht und Geltung oder nach sexueller Lust. Diese Lebensweise ist nur auf den Augenblick ausgerichtet; sie hat aber keine Zukunft, denn das Ende solcher Menschen ist das Verderben – vorausgesetzt, daß sie sich nicht bekehren.

Paulus möchte die Christen vor diesen verhängnisvollen Konsequenzen eines falschen Verhaltens und einer irregeleiteten Lebenseinstellung bewahren. Darum schreibt er: „Unsere Heimat aber ist im Himmel.“ Dort liegt das Ziel des Christen. Wir leben nicht nur für den Augenblick, sondern sind für die Ewigkeit geschaffen. Erfülltes Leben ist unsere Berufung, nicht vorübergehende Befriedigung unserer Triebe!

Das alles ist uns geschenkt in unserem Herrn Jesus Christus, den wir – wie Paulus schreibt – vom Himmel her als Retter erwarten. Er ist es, der dem vergänglichen Leib die Unsterblichkeit verheißt, wenn er uns auferwecken wird am Jüngsten Tag. Denn – so formuliert es der Apostel – unser Herr Jesus Christus wird „unseren armseligen Leib verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.“ Christ, erkenne deine Würde, wirft deine himmlische und ewige Berufung nicht weg mitten im Alltag irdischer Sorgen und Bedürfnisse! So lautet die hoffnungsvolle Botschaft des Apostels Paulus.

Freilich trägt unser christlicher Glaube auch einen gewissen sittlichen Anspruch in sich. Christsein ist kein bequemes Ausruhen im Federbett der Bequemlichkeit, sondern verlangt mitunter einen großmütigen Einsatz der eigenen Kräfte, ja sogar des Lebens!

Würden wir auf uns selber bauen und vertrauen, dann müßten wir entmutigt alles liegen und stehen lassen. Doch eben dies wäre verkehrt, denn die Hilfe Gottes ist uns sicher. Seine Liebe verläßt uns nie, wenn wir nur glauben und vertrauen. Darum lautet der Aufruf des Apostels Paulus: „Steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder!“

Bleiben auch wir in dieser österlichen Bußzeit allezeit mit unserem Herrn Jesus Christus verbunden. Wenn wir sein Leiden und Sterben betrachten, indem wir den Kreuzweg beten, wird uns bewußt, was er aus Liebe für uns getan hat. Dankbarkeit und Freude soll uns erfüllen. Keine Schuld ist zu groß für Gott, als daß er sie nicht vergeben könnte, wenn wir uns ihm wieder neu zuwenden. Gehen wir diesen Kreuzweg mit dem Herrn in Verbundenheit mit seiner Mutter Maria! Sie durfte in ihrem Herzen all das mitleiden, was der Sohn Gottes für uns Menschen erduldet hat. In ihrem Herzen sind auch wir in Liebe eingeschlossen. So kommen wir Gott nahe!

In der Hoffnung auf den Himmel, die der Apostel zum Ausdruck bringt, gehen wir unseren Weg durch diese Erdenzeit. Unser Leben ist kostbar; werfen wir es nicht weg, sondern nutzen wir die Zeit und tun wir das Gute. So werden wir Frucht bringen in Liebe und einst die ewige Seligkeit erlangen! Amen