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Predigt:

33. Sonntag im Jahreskreis C (18.11.2001)

L1: Mal 3,19-20b; L2: 2 Thess 3,7-12; Ev: Lk 21,5-19


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was können wir vom Glauben erwarten? Worin besteht unsere Hoffnung? Diese Fragen dürfen und sollen wir uns stellen, wenn unser Leben nicht einfach so „dahinplätschern“ soll. Es darf nicht sein, daß wir den Glauben nur als etwas betrachten, das wir aus Traditionsgründen pflegen. Unsere lebendige Überzeugung muß dahinter stehen! Doch worauf gründet sich diese?

Wenn wir Gott dem Herrn unser ganzes Vertrauen schenken, wenn wir an seinen Sohn Jesus Christus glauben, den uns die Kirche verkündet, dann haben wir kein irdisches Paradies zu erwarten. Im Gegensatz zu vielen Ideologien, die den Menschen weismachen wollen, daß es die vollkommene Glückseligkeit auf Erden geben könne, spricht Jesus Christus vom unvermeidlichen Kreuz, das dem Menschen beschieden ist und das in seiner Nachfolge getragen werden soll. Anstelle der Heilslehren, die die Selbstverwirklichung des Menschen an erste Stelle setzten, gibt uns das Evangelium die Wegweisung der Selbstverleugnung. Anstelle der Devise „Macht, Reichtum, Lust & Genuß“ spricht die Kirche von der Nachfolge Jesu in Gehorsam, Armut und Keuschheit. Wir spüren: Das ist ein „Gegen-Zeugnis“ zu den Lockungen und Versprechungen dieser Welt, etwas, das auch uns nicht auf den ersten Blick einleuchtet, sondern heilsam provoziert!

Und doch gibt uns der katholische Glaube eine Verheißung, von der andere nur träumen können. Unser Herr Jesus Christus formuliert es im heutigen Evangelium ganz klar, nachdem er die vielfältige Bedrängnis seiner Jünger in dieser Welt geschildert hat. Er sagt: „Wenn ihr standhaft bleibt (im Glauben und Vertrauen), werdet ihr das Leben gewinnen.“ Welches „Leben“ ist es, das uns der Herr verspricht? Trägt dieses Wort Christi wirklich – oder ist es eine leere Versprechung wie die vielen anderen, die wir täglich hören und die uns von der Konsumindustrie, von den Medien und den politischen Vertretern so oft vorgesagt werden, bis wir sie endlich glauben?

Wenn uns Jesus im Evangelium die Not und Bedrängnis mit so erschütternden und eindringlichen Bildern schildert – Jerusalem wird zerstört, was im Jahre 70 n. Chr. tatsächlich geschehen ist, es gibt Kriege und Unruhen, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte sowie andere Katastrophen, Verfolgungen der Guten und all jener, die sich zu Jesus und seinem Reich bekennen –, so geht es nicht um eine „Angstmache“, die unser Herr Jesus Christus hier betreiben will. Im Gegenteil! Die hier beschriebenen Dinge geschehen ohnehin immer wieder in der Welt, manchmal sogar vor unseren Augen, und es ist schlimm genug, was manche erleben müssen.

Das Ziel der Worte Jesu ist es gerade, jene zu stärken und zu ermutigen, die auf Gott ihr ganzes Vertrauen setzen. Er sagt: Laßt euch nicht erschrecken! Denn wer auf Gott vertraut, wer sich bemüht ihn zu lieben und seinen Nächsten Gutes zu tun, dem „wird kein Haar gekrümmt werden“. Was soll das heißen? Jesus verspricht kein ungestörtes Leben in „Saus und Braus“, keine billige Harmonie, die es ohnehin nicht gibt, sondern jenen Frieden, den die „Welt“ nicht geben kann, den die „Welt“ mit all ihren Verfolgungen und ihrem Terror aber auch nicht nehmen kann.

Die tröstende Botschaft des Glaubens lautet: Was immer auch geschieht, wir sind in Gottes Hand! Unsere Zukunft ist die Zukunft Gottes, wenn wir auf sein Wort hören und es im Leben zu verwirklichen suchen. Keiner soll sagen: Es geht über meine Kräfte, ich fühle mich den Anforderungen nicht gewachsen. Denn Gottes Gnade stärkt uns, die Kraft Christi verläßt uns nicht, im Heiligen Geist empfangen wir jenen Beistand, der uns auch in schwierigen Zeiten, ja sogar in Verfolgung und Bedrängnis ausharren läßt im mutigen Zeugnis für unseren Glauben.

Das, was Gott uns schenkt und was wir im Glauben erwarten können, ist „ewiges Leben“. Es ist das Leben in Fülle, das hier auf Erden bereits beginnt in der Verborgenheit des Herzens, wo der Mensch den Frieden findet und lebt mit Gott, mit sich selber und mit seinem Nächsten. Es ist jenes Leben, das durch Anfechtung, Krankheit und Leiden, ja selbst durch den Tod nicht ausgelöscht und überwunden werden kann, weil Liebe immer stärker ist als der Tod.

In Kreuz und Auferstehung Jesu Christi finden wir das Heil. Lassen wir uns hineinnehmen in das heilige Opfer der Messe, wo diese Geheimnisse des Glaubens aufs neue für uns gegenwärtig werden. Stellen wir uns mit Maria und Johannes unter das Kreuz des Herrn, daß wir auch teilhaben an seiner Auferstehung. Wer auf den Herrn vertraut, der wird niemals zuschanden. Denn Gottes Güte und Huld währt ewiglich. Amen