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Predigt:

3. Sonntag im Jahreskreis C (21.01.2001)

L1: Neh 8,2-4a.5-6.8-10; L2: 1 Kor 12,12-31a; Ev: Lk 1,1-4; 4,14-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Ein „Gnadenjahr des Herrn“ ist zu Ende gegangen mit der Feier des 2000-Jahr-Jubiläums der Menschwerdung Jesu Christi. Die Kirche hat sich bemüht, im Glauben und in der Liebe zu wachsen, und jeder von uns kann sich die Frage stellen, ob er dieses Heilige Jahr genützt hat, um Gott näher zu kommen. Manche werden nun meinen, der „graue Alltag“ kehre wieder ein ...

Ganz anderer Auffassung ist da der Papst. Er hat nämlich zum Abschluß des Heiligen Jahres ein eigenes Schreiben verfaßt mit dem Titel „Novo millenio ineunte“ (= NMI), zu deutsch: „Zu Beginn des neuen Jahrtausends“. Der erste Satz dieses Schreibens lautet:

Zu Beginn des neuen Jahrtausends, während das Große Jubiläum zu Ende geht, in dem wir die zweitausend Jahre zurückliegende Geburt Jesu gefeiert haben, und sich für die Kirche ein neuer Wegabschnitt eröffnet, hallen in unserem Herzen die Worte wider, mit denen einst Jesus, nachdem er vom Boot des Simon aus zur Volksmenge gesprochen hatte, den Apostel aufforderte, zum Fischen auf den See hinauszufahren: »Duc in altum!« (Lk 5,4).“ – „Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus!“ Und weiter: „Petrus und die ersten Gefährten vertrauten dem Wort Christi und warfen ihre Netze aus. »Das taten sie und fingen eine große Menge Fische« (Lk 5,6).“ (NMI 1)

Diese programmatischen Einleitungsworte des päpstlichen Schreibens zeigen uns, daß für Papst Johannes Paul II. mit dem Ende des Jubeljahres 2000 nicht der „graue Alltag“ beginnt. Er ist vielmehr der Überzeugung, daß ein „neuer Frühling“ in der Kirche bereits eingeleitet wurde, der jetzt zu Beginn des neuen Jahrtausends seine volle Wirkkraft entfalten soll. Das „Gnadenjahr des Herrn“, von dem auch das heutige Evangelium spricht, dauert fort, weil Jesus Christus derselbe ist, gestern, heute und in Ewigkeit (vgl. Hebr 13,8). Darum besteht für uns Christen allezeit Hoffnung, und wir brauchen uns auch vor der Zukunft nicht zu fürchten!

Wir sollen auf die Zusage Christi vertrauen, meint der Papst, genauso wie die Apostel, die auf das Wort Jesu hin zum Fischen hinausfuhren und dabei einen großen Fang machten. Ähnlich darf auch die Kirche von heute nicht zögern, das Wort Gottes zu verkünden, ob gelegen oder ungelegen, in seiner ganzen Fülle und in seinem ganzen Reichtum, unverkürzt und unverfälscht, im Vertrauen auf den Herrn, der diesen guten Samen aufgehen und reichte Frucht bringen läßt. Auch in unserer Zeit kann die Kirche mit einem „reichen Fischfang“ rechnen, da sie Menschen aller Völker und Nationen einlädt, die heilbringende Botschaft des Erlösers im Glauben anzunehmen.

Liebe Gläubige, vielleicht sollten wir einfach nur etwas „aufwachen“ aus unserer Routine, der Müdigkeit des alltäglichen „Betriebes“ und der Gleichgültigkeit oder der Resignation! Rechnen wir doch mit der Möglichkeit, daß Gottes Liebe für uns jeden Tag neue Überraschungen bereithält. In allem, was das Leben uns so zukommen läßt, sollen wir die Spur Gottes entdecken. Denn Gottes Geist der Liebe hat auch mit uns etwas vor in diesem neuen Jahrtausend des Heils!

Was ist der Auftrag und die besondere Sendung der Kirche, der wir angehören und als deren lebendige Glieder wir berufen sind vom Herrn? Sie soll Gottes Liebe in der Welt sichtbar und wirksam machen, denn sie ist nach den Worten des 2. Vatikanischen Konzils Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott sowie der Menschen untereinander (vgl. LG 1).

Damit die Kirche dieses Zeugnis des Glaubens für die Welt geben kann und alle die liebende Nähe Gottes erfahren, ist es wichtig, daß die Kirche selber die Einheit mit Gott und untereinander lebt. Nur dann ist sie glaubwürdig. Dies betont auch der Heilige Vater in seinem Apostolischen Schreiben. Gemäß dem Willen Christ sollen alle eins sein in der Wahrheit und Liebe. Die Spaltung der Christenheit ist eine Tragödie, verursacht durch menschliche Schuld. Doch Gott bleibt treu, er hält auch die Kirche in aller Not und Anfechtung in einer unverlierbaren Einheit, so daß wir bekennen dürfen: Die Kirche Christi ist verwirklicht in jener Kirche, die wir die katholische nennen. „Ökumenismus“ ist das Streben und die gemeinsame Suche der Christen nach wirklicher Einheit. Gerade in diesem Anliegen beten wir jetzt in der „Weltgebetswoche für die Einheit der Christen“ (18.-25. Januar).

Es würde nichts bringen, wenn wir in der Frage nach der christlichen Einheit einfach alle Schwierigkeiten und Unterschiede im Glauben beiseite schieben und für unwesentlich erklären wollten. Die Einheit im Glauben kann nicht „gemacht“ werden, sondern sie muß von Gott erbeten und als Geschenk empfangen werden! Der Papst erklärt dazu: „Der ökumenische Weg bleibt sicher mühsam, vielleicht ist er noch lang, doch beseelt uns die Hoffnung, daß wir geleitet werden von der Gegenwart des Auferstandenen und von der unerschöpflichen Kraft seines Geistes, die zu immer neuen Überraschungen fähig ist.“ (NMI 12)

Ein jeder ist daher aufgerufen, an seinem Platz in der Welt und in der Kirche die christliche Berufung zu leben. Bleibende Erfüllung im Leben können wir nur finden, wenn wir mit Gott verbunden sind, der uns sein Heil schenkt. Wer Gott hat, der hat alles – ohne Gott ist alles übrige nichts wert. Das haben die Heiligen erkannt, unsere Vorbilder. Sie zeigen uns, daß das Leben wirklich gelingen kann: im Hinblick auf die ewige Vollendung.

Gehen wir mit Vertrauen unseren Weg des Glaubens und der Liebe. Inmitten des pilgernden Gottesvolkes, das die Kirche ist, hoffen wir einst einzutreten in die Herrlichkeit Gottes! Dazu helfe uns die Gemeinschaft all jener, die das ewige Ziel bereits erreicht haben. Sie sind uns nahe mit ihrer Liebe und Fürsprache, auch in diesem neuen Jahrtausend. Ganz besonders sei uns die heilige Jungfrau Maria ein „sicherer Leitstern auf unserem Weg“ (NMI 58). Amen