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Predigt:

4. Sonntag der Osterzeit C (06.05.2001)

L1: Apg 13,14.43b-52; L2: Offb 7,9.14b-17; Ev: Joh 10,27-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Jeder Sonntag ist ein Osterfest im Kleinen. Auch heute sind wir wieder zusammengekommen, um getreu der Weisung des Herrn das Wort Gottes zu hören und das heilige Opfer der Eucharistie zu feiern. Dies ist ein besonderes Geschenk der Liebe Gottes, eine Einladung, die an uns alle ergeht, weil uns Gott mit seinen Gaben beschenken will!

Gerade bei der Feier der heiligen Messe, die gleichsam die Quelle und der Höhepunkt des christlichen Leben sein soll, erfahren wir zutiefst, was Kirche heißt und sein soll: Gemeinschaft der Kinder Gottes in brüderlich-schwesterlicher Verbundenheit und vor allem Gemeinschaft mit Gott, der unser aller Vater ist und uns dies durch Jesus Christus, seinen Sohn, im Heiligen Geist kundgetan hat.

Der eigentliche Liturge, das heißt der wahre und einzige Hohepriester, ist Jesus Christus selbst. In unser aller Namen tritt er für uns ein beim himmlischen Vater und bringt ihm das Opfer des Lobes dar. Er hat ja ein für allemal am Altar des Kreuzes sein Leben hingegeben aus Liebe zu uns, zur Sühne für unsere Sünden, um allen Menschen das Tor zum ewigen Leben bei Gott zu öffnen.

Immer wenn die Kirche Eucharistie feiert, vollzieht sie das Opfer Christi, verkündet sie seinen Tod und seine Auferstehung. Es ist eine unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Christi, seines Leidens und Sterbens und seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Dies zu feiern und die heiligen Mysterien zu vollziehen ist der Auftrag Christi an seine Kirche. Es ist das Kostbarste, was der Herr uns als sein Testament hinterlassen. Was uns geschenkt wird, ist er selbst, sein Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein. Er ist bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt. So preist die Kirche Gott alle Tage ihres Pilgerwegs auf Erden, bis der Herr einst wiederkommt in Herrlichkeit!

Als Getaufte und Gefirmte haben wir alle teil an dem einen Priestertum Christi. Es gibt das gemeinsame Priestertum aller Getauften, denn wir alle sind zum Lob Gottes gerufen! Davon zu unterscheiden ist das besondere Priestertum des Dienstes, das Jesus Christus eingesetzt hat, um uns seine Gegenwart in den heiligen Sakramenten zu schenken. Im Namen und in der Person Christi dürfen die geweihten Priester taufen, von den Sünden lossprechen, die Heilige Messe feiern und die Kommunion spenden, den Kranken das Sakrament der Salbung erteilen. Es ist kein Privileg, um über andere zu herrschen, sondern ein besonderer Dienst, zu dem Gott ruft, wen er will!

Daran wollen wir heute besonders denken, wenn wir am Sonntag des Guten Hirten zugleich den Weltgebetstag für Geistliche Berufe begehen. „Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende!“ so hat Jesus den Aposteln und allen seinen Jüngern aufgetragen (Mt 9,38). Priester, Diakone und Ordensberufe können nicht gemacht, sondern nur erbetet werden. Alle Werbung dafür versandet letztlich im Sand, wenn es nicht unser aller Anliegen ist, daß es Menschen gibt, die sich Gott in einer besonderen Weise weihen und zur Verfügung stellen!

Jesus Christus ist der gute Hirt, der sein Leben hingibt für die Schafe. Ihm liegt wirklich an uns, er setzt sich ganz ein für uns. So wollen wir auf ihn unser restloses Vertrauen setzen! Bitten wir den guten Hirten, daß er junge Menschen berufe, die sich ganz für sein Reich einsetzen wollen. Gewiß, ein geistlicher Beruf ist mit Opfer und Verzicht verbunden. Doch dies bleibt auch den Christen, die eine gute Ehe führen wollen, nicht erspart. Wen Gott in Liebe anruft und wer sein bereitwilliges Ja zu diesem Ruf Gottes gibt, wird bestimmt nicht enttäuscht werden!

Wir wollen auch die selige Jungfrau Maria, die Mutter des Guten Hirten, die Mutter unseres Herrn und Gottes Jesus Christus, anrufen und um ihre Fürsprache bitten. Sie hat ihre eigene geistliche Berufung als Frau und Mutter voll und ganz gelebt, ohne irgendwie zu kurz gekommen zu sein. Sie zeigt uns, daß jeder Mensch, der Gott sein ganzes Herz schenkt, mit einer unvergleichlichen Liebe zu Gott und zu den Menschen beschenkt wird.

„Nicht ihr habt mich erwählt, ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16a), so sagte Jesus einmal zu seinen Aposteln und Jüngern. Es ist der Herr, der beruft. Hören wir auf seine Stimme – er hat einem jeden von uns etwas zu sagen. Gottes Wege sind wunderbar und gut, auch für uns! Amen