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Predigt:

5. Sonntag der Osterzeit C (13.05.2001)

L1: Apg 14,21b-27; L2: Offb 21,1-5a; Ev: Joh 13,31-33a.34-35


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Voll Freude und mit großer Dankbarkeit wollen wir heute auch als gläubige Christen an alle Frauen denken, die „Muttertag“ feiern dürfen!

Wir alle haben eine leibliche Mutter, der wir unschätzbar viel verdanken. Wenn sie noch lebt, so soll gerade der heutige Tag ein Anlaß sein, ihr unsere Verbundenheit und herzliche Liebe auszudrücken. Aber es wäre sicher zu wenig, nur an einem einzigen Tag des Jahres jener Frauen zu gedenken, die uns mütterlich beistehen!

Wenn sich die Kirche heute dem liebevollen Gedenken unserer Frauen und Mütter anschließt, dann bekennt sie im Licht des Glaubens: Gottes Liebe hat uns die Mutter geschenkt! Der allmächtige und gütige Gott, der den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat und ihn zu ehelicher und familiärer Gemeinschaft berufen hat, wollte, daß seit Adam und Eva jeder Mensch durch den Dienst einer Frau ins Leben eintritt.

Unser menschliches Vater- und Mutter-Sein hat in Gott seinen Ursprung und sein Urbild. Jede geschöpfliche Vollkommenheit kommt vom dreifaltigen Gott, der alles erschaffen hat, der den Menschen als Krone der Schöpfung eingesetzt hat, der uns liebt, uns erlöst hat von der Sünde und allem Bösen und der uns als seine Kinder angenommen hat.

Wenn wir uns als gläubige Christen zu Jesus Christus, unserem Herrn und Erlöser bekennen, dann beten wir ihn an als wahren Gott und Menschen. Sein wirkliches und nicht nur scheinbares Menschsein aber verdankt er einer Frau: Er wurde empfangen vom Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau Maria. So beten wir im Glaubensbekenntnis jeden Sonntag.

Es war dem großen Gott nicht zu gering, daß er als kleines Kind zu uns kommen wollte. Gott selber scheute es nicht, sich freiwillig abhängig zu machen von einer Frau, die ihn in liebevoller Bereitschaft des Herzens empfangen und gebären sollte. Wieviel verdankt Jesus selbst seiner Mutter! Sie schenkte ihm nicht nur das leibliche Leben, sondern hat ihn zusammen mit dem heiligen Josef, ihrem Bräutigam, in Liebe durch die Kindheit und Jugend begleitet und ihm alles Nötige geschenkt, was ein Mensch braucht, damit er leben und sich entfalten kann.

Auch später ist die Mutter Maria treu zu ihrem Sohn Jesus gestanden. Sogar in Verfolgung und vor allem unter dem Kreuz hat sie in mütterlicher Liebe mitgewirkt, daß ihr leiblicher Sohn das Erlösungswerk vollenden konnte, welches der himmlische Vater ihm für uns Menschen aufgetragen hatte. Ihre mütterliche Liebe war nicht egoistisch, sondern eine Liebe der Hingabe und des Dienstes. Die Gottesmutter Maria war nicht auf ihr kleines, privates Glück bedacht, sondern auf das Leben in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, auf die vollkommene Verwirklichung der Gottes- und Nächstenliebe. So können wir sagen: Die heilige Jungfrau Maria ist die mütterliche Frau schlechthin. In ihr erblickt die Kirche das Vorbild aller Frauen und Mütter, unabhängig davon, ob sie verheiratet sind oder nicht, ob sie leiblich Mutter geworden sind oder in geistiger Hinsicht, ob sie viele Mutterfreuden erleben durften oder auch viel Leid.

Vielleicht kann uns gerade das Beispiel der Gottesmutter Maria, die zugleich die geistliche Mutter aller Menschen ist, zeigen, worauf es ankommt: Entscheidend ist die mütterliche Liebe, die eine Frau im Herzen trägt und die einen unschätzbaren Reichtum darstellt für einen jeden von uns, für die Familien, für die Gesellschaft und auch für die Kirche! Wahre Mütterlichkeit schenkt Leben und glaubt an das Leben. Frauen mit mütterlichem Herzen setzen sich ein für andere, können selber zurücktreten, damit andere das Glück und die Entfaltung ihres Lebens finden. Frauen mit mütterlichem Herzen werden gerade dadurch selber am reichsten beschenkt, wenn sie erleben dürfen, wie die ihnen Anvertrauten gut durch das Leben gehen und jenes Glück und jenen Frieden finden können, den Gottes Liebe für sie bereitet hat.

Wir stimmen wohl alle darin überein, daß wir solche Mütter brauchen! Sie sind notwendiger als alle wirtschaftlichen Erfolge und technischen Errungenschaften. In ihrer Herzensbildung, die gute Mütter besitzen und ihren Kindern und Mitmenschen zukommen lassen, sind sie unersetzbarer als alle hohe wissenschaftliche Ausbildung und jede praktische Kenntnis.

Für die Weitergabe des Glaubens sind gute Mütter oft die ersten Katecheten und Religionslehrer des Kindes. Was in der Familie nicht grundgelegt wird, kann später nur sehr schwer vermittelt werden. So dankt heute die ganze Kirche Gott dem Allmächtigen für das Geschenk unserer Frauen und Mütter. Wir beten für sie, daß sie von Gottes Güte alles reichlich vergolten erhalten, was sie an Gutem für uns tun. Der Dank, den wir den Frauen und Müttern erweisen, ist gering, verglichen mit dem, was wir empfangen. Er vermag wenigstens ein Zeichen dafür sein, wie sehr wir ihr Dasein und ihren Dienst schätzen. Auch alle bereits verstorbenen Frauen und Mütter schließen wir in unser Gebet ein: Gott nehme sie auf in sein himmlisches Reich.

Möge uns die Fürbitte der himmlischen Mutter Maria gut durch dieses Leben geleiten und uns einst die selige Ankunft im ewigen Vaterhaus Gottes erwirken! Amen