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Predigt:

5. Sonntag im Jahreskreis C (04.02.2001)

L1: Jes 6,1-2a.3-8; L2: 1 Kor 15,1-11; Ev: Lk 5,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir Menschen kommen nicht als perfekte Wesen zur Welt. Wir wachsen heran, wir entwickeln uns, wir lernen in unserem ganzen Leben. So sollten wir zunehmen nicht nur an Alter, sondern auch an Erfahrung und Weisheit! Und da macht jeder so seine eigenen Entdeckungen. Eine ist die: uns gelingt plötzlich etwas, was wir uns zuvor überhaupt nicht vorstellen konnten. Irgendein Hindernis ist aus dem Weg geräumt, und wir machen die Erfahrung, daß uns etwas geschenkt wird, was wir aus uns selber nicht vermocht hätten.

Ähnlich muß es den Aposteln Simon Petrus sowie Jakobus und Johannes gegangen sein: Sie waren Fischer und hatten eine erfolglose Nacht auf dem See gehabt. Das kann vorkommen. Nun trägt ihnen Jesus auf, sie sollen nochmals auf den See hinausfahren und die Netze auswerfen. „Was will er denn jetzt?“ werden sie sich gedacht haben. „Versteht er denn etwas davon? Wir sind schließlich die Fischer!“ Aber weil er nicht nachgab und weil sie ihm letztlich doch vertrauten, folgten sie seiner Anweisung und warfen die Netze nochmals aus. Das Ergebnis kennen wir: Die Netze waren zum Bersten voll, mit allen möglichen Fischen, gegen jede menschliche Erwartung. Groß war die Freude und Dankbarkeit der Apostel. Zugleich erfüllte sie Furcht vor dem Herrn, da sie spürten: Sie als Sünder können vor ihm, dem Heiligen, nicht bestehen. Petrus formuliert das mit den Worten: „Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder.“

Damit war das ganze aber nicht abgeschlossen. Jesus geht es um mehr als um einen guten Fischfang, der nur dem leiblichen Wohl dienen soll! Er hat das Heil des ganzen Menschen im Sinn, er möchte uns das ewige Leben bei Gott schenken. Und so sagt er dem Simon, daß es mit dem irdischen Fischfang jetzt ein Ende hat, soweit davon sein Beruf abhängt: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“

Das ist ein Wort, das ein ganzes Leben verändert. Nicht mehr auf die Fische wird sich Simon Petrus konzentrieren, sondern auf die Menschen, die er für Gott gewinnen will – er und viele andere werden „Fischer“ sein für Gott, und in ihrem „Netz“ werden sie Menschen durch die Annahme des Evangeliums im Glauben „einfangen“, um sie gerade so wahrhaft frei zu machen. Das Netz, das voll war von allen möglichen Fischen, wird zum Bild der Kirche, in der Menschen aus allen Völkern und Nationen versammelt werden zum Lobe Gottes, in gläubiger und liebevoller Verbundenheit.

Liebe Gläubige, ist das heutige Evangelium nicht sehr aufbauend? Es zeigt uns doch, daß es bei Gott immer wieder Auswege und positive Möglichkeiten für unser Leben gibt. Der eigentliche Ausweg aus allem Elend wird uns dann geschenkt, wenn wir glauben und vertrauen und uns bemühen, Gottes Gebote zu halten und die Liebe zu üben. Dann erhalten wir schon auf Erden Anteil am Reiche Gottes. Wir begreifen, daß wir hineingenommen sind in die große Gemeinschaft all jener, die schon vor uns an Gott geglaubt haben. In der Kirche Gottes dürfen wir das Heil finden, wenn wir nicht nur äußerlich zu ihr gehören, sondern auch im Herzen glauben und unser Leben nach Gottes Willen gestalten.

Für die Kirche insgesamt ist das heutige Evangelium eine große Ermutigung und Bestärkung im Glauben! Gilt es nicht jetzt im 3. Jahrtausend nach Christus, die Netze unbeirrt und voll Hoffnung und Zuversicht auszuwerfen, um Menschen für das Evangelium zu gewinnen? Wir dürfen dabei in Demut bekennen, daß Gott uns Großes geschenkt hat: seinen Sohn Jesus Christus und mit ihm alle Gnade und Wahrheit in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Das Ziel dieser Kirche ist es, die frohe Botschaft zu allen Menschen zu bringen, damit sie sich Gott zuwenden und so auch untereinander versöhnt werden und in Frieden leben.

In Verbundenheit mit der Gottesmutter Maria und allen Zeugen des Glaubens wenden wir uns an Gott, den Herrn. Er möge dort reiche Ernte und reichen Fischfang schenken, wo wir uns das nicht zu erhoffen wagen. Denn Gott ist immer größer als unser Herz. Er ist gut, er ist unser Vater, hier auf Erden und einst im Himmelreich. Amen