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Predigt:

6. Sonntag der Osterzeit C (20.05.2001)

L1: Apg 15,1-2.22-29; L2: Offb 21,10-14.22-23; Ev: Joh 14,23-29


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Kleinen wie im Großen bemerken wir immer wieder die Sehnsucht nach Frieden. Wir streben nach Frieden in den Familien, in der Gesellschaft und zwischen den Völkern. Wir Menschen wollen zur Ruhe kommen in einem Ziel, für das es sich lohnt zu leben und zu arbeiten und schließlich auch zu sterben. Dieses letzte Ziel unseres Lebens kann nur die Gemeinschaft der Liebe im dreifaltigen Gott sein.

Der unruhige und gehetzte Mensch unserer Zeit fragt sich: Gibt es diesen Frieden überhaupt, nach dem ich mich so sehr sehne, dem ich nachlaufe und den ich dennoch nicht erlange? Die frohe Botschaft des Evangeliums lautet: Ja, es gibt ihn. Zwar nicht als menschliche Leistung und Errungenschaft, wohl aber als Geschenk Gottes für alle, die dafür offen sind und im Glauben bereit, ihn zu empfangen.

Der Friede, den Jesus Christus uns schenkt, übersteigt alle Sehnsucht der Herzens. Er ist größer als unser Verstand. Es ist der Friede des auferstandenen Herrn, der den Aposteln erschienen ist und zu ihnen die Worte sprach: „Der Friede sei mit euch.“

Bereits vor seinem Leiden und Sterben hatte Jesus die Jünger über diesen Frieden belehrt und die Sehnsucht danach in ihrem Herzen wachgehalten. Er sprach von seinem Frieden, den er geben werde. Es ist ein Friede, der sich vom Frieden, den die Welt gibt, wesentlich unterscheidet. Der Friede des Herrn ist der Friede des Herzens, der wahre Friede mit sich selbst, mit den Mitmenschen und vor allem mit Gott!

Wer an den Sohn Gottes glaubt und sich zu seiner Kirche bekennt, wer gläubig hofft und liebend Gutes tut, der wird des wahren Friedens teilhaftig. In seinem Innersten darf er erfahren, daß Gott in ihm wohnt und das Herz mit Liebe und Frieden erfüllt.

Freilich gibt es auch die Gegenerfahrung von Anfechtung, Zweifel und Not. Wir sind noch nicht am Ziel unseres Lebens angelangt, an der seligen Schau Gottes von Angesicht zu Angesicht. Noch ist der Friede, den wir durch die Liebe Gottes im Herzen tragen, gefährdet und unsicher. So kann es vorkommen, daß der Mensch aus eigener Schuld das Große, das Gott ihm geschenkt hat, verspielt.

Wieviel Leid und Elend in dieser Welt, wie viel Friedlosigkeit hat sich der Mensch durch seine Schuld zuzuschreiben. Er greift aus nach Gütern, die ihn letztlich doch nicht erfüllen können. Er ist bereit, für seine egoistischen Ziele jedes Mittel einzusetzen, ohne nach dem zu fragen, was ihm selber wirklich nützt und auch anderen dient. Wenn er sich dann in Genuß und Süchte flüchtet, so wird er zwar in seiner Seelennot betäubt, kann den wahren Frieden aber nicht finden. Erst wenn er sich bekehrt von seiner Sünde, wird er wieder erfahren, wie gütig der Herr zu all denen ist, die ihn von Herzen suchen. Dann gilt: Das Sakrament der Buße, die heilige Beichte, ist wahrhaft das Ostergeschenk des auferstandenen Herrn, in dem wir den Frieden Christi in seiner Fülle empfangen!

Und was die täglichen Prüfungen und Anfechtungen betrifft, die ein jeder durchmachen muß, da gibt uns Jesus Christus ein Wort des Trostes und der Ermutigung. Er spricht: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“

Jesus ist ja unsichtbar, aber wirklich bei uns geblieben, auch wenn er nach seiner Auferstehung zum Vater in den Himmel eingegangen ist, woran wir in wenigen Tagen bei der Feier von Christi Himmelfahrt denken. Gottes liebevolle Vorsehung leitet unser Leben. Und so heißt es immer wieder: Vertrauen, hoffen, nicht verzagen!

Beten wir, daß uns Gott den wahren Frieden schenkt und wir ihn nie verlieren. Es ist der Friede im Heiligen Geist, jener Friede, der sich vollenden wird in der ewigen Glückseligkeit bei Gott.

Ganz sicher vermag uns die Fürbitte der Maienkönigin, der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, diesen Frieden von Jesus Christus, ihrem Sohn, zu erbitten! Der Friede Christi ist höchstes Leben, ist wahre Liebe, ist letzte Erfüllung. Danken wir Gott, der uns liebt und allezeit diesen Frieden schenkt! Amen